Turbulente RWE-Hauptversammlung "Rambo" Großmann contra Atomkraftgegner

Heftiger Protest auf der Hauptversammlung von RWE: Atomkraftgegner demonstrierten gegen den Kurs von Vorstandschef Jürgen Großmann. Aber auch kommunale Aktionäre sind nicht einverstanden. Der RWE-Boss zeigte sich unbeeindruckt.

Atomkraftgegner haben die Hauptversammlung des Energiekonzerns RWE in Essen massiv gestört. Rund 200 Demonstranten hinderten Aktionäre am Mittwoch unter anderem mit Sitzblockaden am Einlass. Auf Plakaten und Bannern forderten sie den sofortigen Atomausstieg und kritisierten den Atomkurs des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns. Die Polizei konnte den Eingang weitgehend freihalten, dennoch begann die Versammlung erst mit einer halben Stunde Verspätung.

Auch im Saal ging der Protest weiter. Immer wieder störten Demonstranten mit Trillerpfeifen die Rede von RWE-Chef Jürgen Großmann, der persönlich als "Rambo" und "Dinosaurier" bezeichnet wurde. Sie rollten Plakate aus und riefen "abschalten, abschalten". Aktionäre versuchten, sie daran zu hindern. Es kam zu kleineren Handgemengen. Sicherheitskräfte führten die Demonstranten schließlich aus dem Saal.

"Wir betreiben Kernkraftwerke"

Großmann verteidigte den Atomkurs seines Unternehmens: "Wir betreiben Kernkraftwerke. Und dazu stehen wir!", betonte der RWE-Chef demonstrativ vor den mehr als 5000 zu dem Aktionärstreffen in der Essener Grugahalle angereisten Anteilseignern. Von den Protesten der lautstarken Kernkraftgegner wollte er sich nicht aus dem Konzept bringen lassen.

Der Manager hielt sich strikt an sein Redemanuskript, musste aber hier und da neu ansetzen. Als er den Aktionären zurufen wollte, dass sie vom erfolgreichen Abschneiden des Konzerns profitierten, sprach er stattdessen versehentlich von einem "erfolgreichen Abschalten" - und erntete Lacher statt Proteste.

Großmann von breitem Protest überrascht

Auch zwischen der RWE-Führung und kommunalen Aktionären gibt es offenbar erhebliche Differenzen über den künftigen Kurs des Unternehmens. Auf einem Treffen kommunaler Aktionäre einen Tag vor der Hauptversammlung habe sich ein breiter Konsens für einen raschen Atomausstieg abgezeichnet, berichtete "Spiegel Online" am Mittwoch unter Berufung auf einen Sitzungsteilnehmer. Mit ihren Regionalverbänden halten kommunale Aktionäre rund 25 Prozent der RWE-Aktien.

Dem Bericht zufolge vereinbarten die Gesellschafter nach Teilnehmerangaben, Vorschläge zur Änderung der Konzernstrategie auszuarbeiten und diese dem Vorstand vorzulegen. Bei einer weiteren Sitzung kommunaler Aktionäre mit dem RWE-Vorstand habe sich Großmann über den breiten Protest überrascht gezeigt und betont, ein rascher Ausstieg aus der Atomkraft sei mit ihm nur schwer zu machen.

DPA
fw/AFP/DPA