TV-Sparte nach China ausgegliedert Philips schaut nicht mehr in die Röhre

Der niederländische Elektronikkonzern Philips streicht die Segel im TV-Geschäft. Europas größter Hersteller von Unterhaltungselektronik tritt die Mehrheit an seiner angeschlagenen TV-Sparte an die chinesische TPV Technology ab.

Der niederländische Elektronikkonzern Philips schaltet um: Auf der Suche nach mehr Gewinn trennt sich Europas größter Hersteller von Unterhaltungselektronik mehrheitlich von seiner Fernsehersparte. Der neue Konzernchef Frans van Houten überlässt 70 Prozent an einem neuen TV-Gemeinschaftsunternehmen dem chinesischen Bildschirmfertiger TPV Technology. Die Niederländer behalten vorerst 30 Prozent.

Der Ausstieg von Philips ist ein weiteres Kapitel in dem langen Niedergang der europäischen TV-Industrie, dem bereits traditionsreiche Firmen wie Grundig, Schneider oder Telefunken zum Opfer fielen. Auch Philips konnte sich 83 nach der Präsentation des ersten eigenen TV-Geräts nicht mehr mit der asiatischen Konkurrenz vor allem durch die Koreaner Samsung und LG mithalten.

Philips TV-Geschäft ist bereits seit längerem ein Verlustbringer. Seit 2007 beläuft sich der Fehlbetrag der Sparte auf rund eine Milliarde Euro. Die Holländer hatten schwer unter der billigeren Konkurrenz und zuletzt sinkender Nachfrage zu leiden. Auch der größte deutsche TV-Hersteller Loewe, dessen Geräte im Schnitt noch deutlich teurer sind als die von Philips, kämpft derzeit mit schwachen Absatzzahlen und meldete Kurzarbeit an.

Der Sanierungsexperte van Houten, der erst im April den Chefsessel übernommen hat, kündigte an, alle rund 400 Geschäftsfelder von Philips auf den Prüfstand zu stellen. "Wir laufen noch nicht auf vollen Touren. Es gibt noch viel unerschlossenes Potenzial bei Philips", sagte er und löste so Spekulationen über weitere Teilverkäufe aus.

Um sich die Verluste der TV-Sparte rasch von der Bilanz zu schaffen, stundet Philips den Chinesen zunächst den Kaufpreis. Später soll TPV den operativen Jahresgewinn (Ebit) des Joint Ventures aus den Jahren ab 2012 bis zum endgültigen Ausstiegs Philips' an die Niederländer abtreten. Den Rest von 30 Prozent kann Philips zu den gleichen Konditionen nach sechs Jahren abgeben.

"Eine Lösung für das TV-Geschäft zu finden, war unsere Top-Priorität und wir glauben, dass die Sparte in der heute angekündigten Form eines Gemeinschaftsunternehmens zur Profitabilität zurückkehren kann", sagte van Houten. Die Renditen des Joint Ventures könne er allerdings nicht voraussagen, erklärte er im Interview mit Reuters Insider TV. Das Geschäft mit Audio- und Multimedia-Geräten stehe nicht zum Verkauf.

Die chinesische TPV ist ein langjähriger Partner von Philips. Das Unternehmen übernahm 2009 das PC-Monitorgeschäft der Amsterdamer und fertigt bereits Philips-Fernseher in Lizenz für den chinesischen Markt. Auch in Indien und den USA lassen die Niederländer ihre Geräte von Lizenznehmern bauen. Die 3600 Beschäftigten, die sich bei Philips um das TV-Geschäft kümmerten, würden zur neuen Gemeinschaftsfirma transferiert.

Van Houten kündigte an, sein Haus werde sich verstärkt auf Medizintechnik und Wellness-Geräte konzentrieren. Im lukrativen Markt für Medizintechnik ist Philips weltweit hinter GE und Siemens die Nummer drei.

Die Geschäftsaussichten des Konzerns werden allerdings von der Japan-Krise getrübt: "Wir erleben, dass viele unserer japanischen Lieferanten mit Fertigungsunterbrechungen zu kämpfen haben", sagte van Houten. Es sei allerdings noch nicht klar, wie groß die Auswirkungen sein werden. Für das erste Quartal wies das Unternehmen einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro und einen Gewinn von 138 Millionen Euro aus. Damit blieb Philips hinter den Erwartungen der Analysten zurück.

Reuters
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