Die Deutsche Bank hat fortgeschrittene Gespräche über eine Beteiligung an der Postbank bestätigt. Nach dem geplanten Kauf der Dresdner durch die Commerzbank bahnt sich damit eine neue Milliardenübernahme in der deutschen Bankenlandschaft an.
Ob die Gespräche zwischen der Deutschen Bank und der Post allerdings tatsächlich zu einem Abschluss führen werden, ist nach Mitteilungen beider Konzerne aber noch offen. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte am Mittwochabend berichtet, dass es nach langen Verhandlungen eine Übereinkunft gebe. Die Agentur berief sich auf mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen. Letzte Details seien aber noch offen, und es sei noch nichts unterschrieben.
Mit rund 14,4 Millionen Kunden ist die Postbank gemessen an der Kundenzahl die größte Privatkundenbank in Deutschland. Das Geldinstitut ist an der Börse im Aktienindex Dax gelistet - der Marktwert liegt derzeit bei mehr als sieben Milliarden Euro. Das sind wegen der Börsenturbulenzen etwa drei Milliarden Euro weniger als noch im Frühjahr.
In Finanzkreisen wird erwartet, dass der Post-Aufsichtsrat am Freitag über den seit Monaten diskutieren Verkauf der Postbank entscheiden wird. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet, dass bei einer Veräußerung der Postbank Tausende Arbeitsplätze gestrichen werden.
Nach Informationen des Bonner "General-Anzeigers" will die Deutsche Bank zunächst mit einem Anteil von 29,75 Prozent einsteigen. Darüber hinaus wolle sich die Frankfurter Großbank ein Vorkaufsrecht für die restlichen Postbank-Anteile der Post sichern. Weil das Geldinstitut damit unter der 30-Prozent-Schwelle bliebe, müsste es dann kein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre abgeben. Die Post hält 50 Prozent plus eine Aktie.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte am Mittwoch das Interesse seines Instituts bekräftigt: "Zum Thema Postbank haben wir immer gesagt, dass die Postbank für uns ein Institut ist, was uns in vieler strategischer Hinsicht stärken könnte - sowohl im Privatkundenmarkt als auch als Distributionsnetz. Daran hat sich nichts geändert." Politische Preise wolle der Dax-Konzern für die Postbank aber nicht zahlen: Die Deutsche Bank gehe "weiter mit hoher Disziplin vor".
Post-Chef Frank Appel hatte im Juni den Startschuss für den Verkauf der Postbank gegeben und angekündigt, der Konzern trete im Sondierungsprozess um die Zukunft der Tochter in eine "intensivere Phase" ein. Die Finanzmarktkrise, fallende Aktienkurse und Bewertungsschwierigkeiten hatten eine rasche Entscheidung aber verhindert. Die Gespräche mit der Deutschen Bank waren vor einigen Wochen zum Erliegen gekommen, da die Preisvorstellungen zu weit auseinanderklafften. Nach der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank war wieder Schwung in die Verhandlungen gekommen.