Die Preisschlacht zwischen Discountern und Supermärkten kennt nur einen Gewinner - nämlich den Kunden. Die Preise für Markenprodukte wie Red Bull, Milka-Schokolade oder Chips von Funny Frisch purzeln. Wer seinen Wagen durch die Gänge von Edeka, Rewe, aber auch von Aldi oder Lidl schiebt, bekommt namhafte Produkt für wenig Geld. Verlierer der Preisabwärtsspirale sind nicht nur die Supermärkte, die auf die schrumpfenden Preise der Discounter reagieren müssen. Vor allem die Hersteller von Markenprodukten leiden unter dem Preiskampf. "Wir befinden uns in einem Endspiel", sagt Ulli Gritzuhn, der bei Unilever die Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz verantwortet, zur "Welt". Rund 400 Marken wie Axe, Dove, Becel, Rexona, Lipton, Rama oder Knorr produziert der Konzern.
Unilever und Co. stecken im Discounter-Dilemma
Das Dilemma des Herstellers: Die Discounter rücken immer näher an die Supermärkte heran. Aldi und Lidl hübschen ihre Filialen auf, bieten Eigenmarken im Premium-Segment - und räumen zunehmend Markenwaren in ihre Regale. Und das hat auch Auswirkungen auf die Preise der Produkte bei Supermärkten. Bestes Beispiel: Red Bull. Der Energydrink wurde jahrelang nur von Supermärkten verkauft. Dann listete auch Aldi die kleine Limo. Und sorgte für einen Preisverfall: Von 1,49 Euro auf 95 Cent purzelte der Preis für eine 0,25-Liter-Dose. Seit Anfang 2017 stieg der Preis bei Aldi Süd und Nord zwar wieder über einen Euro. Und somit werden auch die übrigen Supermärkte wieder den Preis nach oben schrauben. Die Preispolitik um Red Bull zeigt aber: Die Discounter sind knallhart. Drehen sie an der Preisschraube, ziehen andere Märkte nach. Für die Hersteller ist das eine Katastrophe. "Wir leben von einer Brandrodung. Die Fähigkeit der Industrie, den Kostendruck abzufedern, ist äußerst beschränkt“", sagt Gritzuhn zur "Welt".

Preiskampf fordert Opfer
Der Unilever-Manager zeichnet ein düsteres Zukunfts-Bild für die Branche. Er vermutet, dass nicht alle Hersteller diesen Preiskampf unbeschadet überleben werden. So könnten einige Produktsparten sich künftig für die Produzenten nicht mehr rechnen. Gritzuhn glaubt, dass sich so die Angebotsvielfalt verringern könnte. "Ich bezweifle zwar, dass bei der Größe der Marktteilnehmer am Ende irgendwer ausscheiden wird. Dennoch ist niemand unangreifbar", so Gritzuhn.
Knorr und Langnese beim Discounter
Die Hersteller sitzen in der Falle, denn eine Listung bei Aldi, Lidl und Co. kurbelt den Umsatz an. Doch der Preiskampf hinterlässt auch seine Spuren. Nur so ist es zu erklären, dass sich der Deutschlandchef von Unilever über die Preispolitik der Discounter beschwert - und auf der anderen Seite darum kämpft, hauseigene Marken in die Billigheimer-Regale zu bringen. Tütensuppen von Knorr, Speiseeis von Langnese oder Körperpflegeprodukte von Duschdas können Kunden nun auch beim Discounter kaufen. "Wenn wir mit den Artikeln nicht hineingegangen wären, hätte es der Wettbewerber gemacht", begründet Gritzuhn diesen Schritt. Konkurrent Nestlé ist mit der Marke Maggi noch nicht bei Discountern vertreten.
