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Diskriminierender Begriff Kein "Eskimo" mehr: Eisproduzenten in Dänemark benennen Eis am Stiel um

Eis mit dem Namen "Eskimo" der dänischen Firma Hansens Is
Eis mit dem Namen "Eskimo" der dänischen Firma Hansens Is. Der Eisproduzent hatte bereits im Juli 2020 angekündigt, den Namen zu ändern. Nun folgen andere dänische Firmen.
© Ida Marie Odgaard / Ritzau Scanpix / AFP
Die Bezeichnung "Eskimo" für die Inuit gilt als beleidigend und rassistisch. Nun wollen große dänische Eishersteller und ein Supermarkt ein Eis umbenennen, welches das Wort "Eskimo" im Namen trägt. Schon andere haben diesen Schritt getan.

Eis gehört zum Sommer einfach dazu. Auch in Dänemark. Eine beliebte Sorte dort ist ein Eis am Stiel mit einer Füllung aus Schwarzen Johannisbeeren und Schokoladenüberzug. Den Dänen ist diese Leckerei besser bekannt als " Eskimo".

Doch der Name hat einen Beigeschmack. Denn die Bezeichnung Eskimo wird von einigen Inuit beziehungsweise indigenen Völkern der arktischen Regionen als beleidigend und rassistisch empfunden. In Grönland, das zu Dänemark gehört, hat ein Großteil der Bevölkerung indigenen Hintergrund. Viele indigene Grönländer*innen leben auch in Dänemark. 

"Johannisbeer-Stange" statt "Riesen Eskimo"

Deshalb haben die zwei großen Eisproduzenten Premier Is und Frisko sowie die Supermarktkette Rema 1000 nun beschlossen, die Bezeichnung zu verbannen, wie der dänische Fernsehsender TV2 und die Zeitung "B.T." berichten. Frisko ist der dänische Ableger von Langnese und gehört zum Unilever-Konzern. 

Der Begriff "Eskimo"

"Eskimo" bezeichnet laut Duden "Angehörige einer in arktischen und subarktischen Gebieten (besonders in Grönland) lebenden Völkergruppe". Der Begriff wird als diskriminierend empfunden. Früher wurde das Wort fälschlicherweise als "Rohfleischesser" übersetzt. Als Ausweichbezeichnung wurde Inuit vorgeschlagen, was sich jedoch nur auf einen Teil der Völkergruppe beziehe.

Laut dem Alaska Native Language Center wurde "Eskimo" in der Vergangenheit häufig für die Inuit oder Yupik verwendet. Die Bezeichnung werde mittlerweile aber von vielen Ureinwohnern Alaskas als "inakzeptabel" angesehen, "hauptsächlich, weil es sich um einen kolonialen Namen handelt, der von nicht-indigenen Völkern auferlegt" wurde. Die indigenen Völker würden stattdessen lieber mit den Namen angesprochen werden, die sie in ihrer eigenen Sprache benutzen.

Das dänische Online-Wörterbuch "sproget.dk" schreibt, dass das Wort "Eskimo" einen französischen Ursprung habe und als beleidigend aufgefasst werden könne.

Der "Kæmpe Eskimo" (Riesen Eskimo) von Frisko soll in Zukunft "Solbær Stang" heißen, auf Deutsch "Johannisbeer-Stange". Bei Premier Is soll es "Kæmpe Solbær" heißen und bei Rema 1000 "Solbær Drøm" (Johannisbeer-Traum). Die Produkte mit neuen Namen sollen in den kommenden Wochen und Monaten langsam in die Märkte kommen. 

"Von Zeit zu Zeit tendieren wir dazu, unsere Verpackungen aus verschiedenen Gründen neu zu gestalten. Es ist Teil der normalen Entwicklung. Wir glauben, dass der Name 'Solbær Stang' unsere kürzlich angekündigten sozialen Verpflichtungen besser widerspiegelt und den Geschmack des Produkts besser beschreibt", teilte Unilever TV2 mit. 

Umbenennungen schon im Sommer 2020

Und Jonas Schrøder, Pressesprecher von Rema 1000, sagte dem Sender: "Wir wollen die Dinge wirklich so nennen, wie sie sind. Natürlich hat die Debatte im letzten Sommer auch Gedanken in Bewegung gesetzt." 

Damit spricht Schrøder die Debatte an, die damals beim dänischen Eishersteller Hansen Is dafür sorgte, dass dieser sein "Eskimo-Eis" umbenannte (der stern berichtete). Der Schritt folgte im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung. Das Wort "Eskimo" sei ein "Relikt einer alten und unaufgeklärten Zeit", hieß es dazu im Juli 2020. Zu diesem Zeitpunkt wollten aber weder Frisko, Premier Is noch Rema 1000 ihre Produktnamen ändern, wie TV2 weiter berichtet.

Auch in den USA wurde eine Eisspezialität namens "Eskimo Pie" umbenannt und heißt dort nun "Edy's Pie". Ähnliche Überlegungen gab es auch in Finnland. 

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Auch andere Produkte wurden umbenannt

In Österreich nennt sich der dortige Langnese-Ableger auch "Eskimo". Vergangenen Juli teilte der Konzern auf stern-Anfrage mit: "Als ein Gründungspartner der 'Unstereotype Alliance' arbeiten wir intensiv daran, Werbung von Stereotypen und Diskriminierung jeglicher Art zu befreien. In diesem Zusammenhang verpflichten wir uns, die Sprache und Ikonographie von mehr als 400 Unilever-Marken zu überprüfen, darunter auch Eskimo."

Auf Nachfrage am Freitag hieß es von "Eskimo"-Mutter Unilever, dass diese Prüfung "unverändert und fortlaufend" weitergehe. "Diese hat in der Tat dazu geführt, dass wir unserem Produkt in Dänemark einen neuen Namen gegeben haben. Für unsere Marke in Österreich dauert diese Prüfung noch an."

Im Zusammenhang mit der Anti-Rassismus-Bewegung Black-Lives-Matter hatten auch andere Konzerne angekündigt, Produkte umzubenennen oder Logos zu ändern – etwa "Uncle Ben's" der Firma Mars oder "Aunt Jemima" von Quaker Oats.

Quellen: TV2, "B.T.", foodive.com, DudenAlaska Native Language Center, sproget.dk

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