Verkehr Bahn will jetzt Kunden mit Sonderangeboten locken

Angesichts von Einbrüchen im Personenverkehr will die Deutsche Bahn angeblich mit Sonderangeboten verlorene Kunden vor allem von Billigfliegern zurückgewinnen.

Die Bahn will mit "Aktionspreisen" der mangelnden Nachfrage im Personenverkehr entgegenwirken. Vorstandsmitglied Christoph Franz räumte am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung des Konzerns ein, dass neben der schwachen Konjunktur und der Konkurrenz der Billigflieger auch die "zu geringe Akzeptanz" des neuen Preissystems für die unerwartete Stagnation zu Jahresanfang verantwortlich sei.

Umsatz sank um sieben Prozent

In den ersten beiden Monaten 2003 hätten die Umsatzzahlen für den Personenverkehr "auf Vorjahresniveau und sieben Prozent unter Plan" gelegen, erklärte Franz in Berlin. Das Programm "zur Ergebnissicherung 2003 für den Personenverkehr" sieht neben Preissenkungen bei bestimmten Verbindungen auch Angebote mit Partnern aus der Reise- und Touristikbranche vor.

Imageverlust auf Neubaustrecken

Besonders hinter den Erwartungen zurück blieb der Verkehr auf der Neubaustrecke Köln-Rhein/Main, die im August mit den Hochgeschwindigkeitszügen ICE3 in Betrieb genommen wurde, die aber nicht immer einwandfrei funktionierten. Hier gab Franz zu, dass in den letzten Wochen ein Imageverlust entstanden sei. Dem gelte es "nach einer Verbesserung der Betriebslage" entgegenzuwirken. Außerdem sollen dort außerhalb der Spitzenzeiten wegen mangelnder Auslastung keine Doppelzüge mehr, sondern nur noch Einzelzüge eingesetzt werden.

Pünktlichkeit nicht zufriedenstellend

Auch mit der Pünktlichkeit ihrer Züge sei die Bahn selbst nicht zufrieden, erklärte Franz. Es werde mit Hochdruck an einer "deutlich verbesserten Pünktlichkeit" gearbeitet.

Hansen droht mit Ende der Kooperation

Die Gewerkschaftschefs Norbert Hansen von Transnet und Klaus-Dieter Hommel von der GDBA sowie Fahrgastverbände warfen der Bahn erneut vor, mit ihrem neuen Preissystem wichtige Kundengruppen verprellt zu haben. Hansen, der selbst im Bahn-Aufsichtsrat sitzt, befürchtete, dass die Bahnreform unter anderem wegen der derzeitigen Politik des Vorstandes scheitern könne. Sie sei zu sehr am Ziel des Börsenganges für 2005 ausgerichtet. Der Gewerkschaftsführer drohte damit, die Kooperation mit dem Arbeitgeber aufzugeben, wenn weiterhin massiver Personalabbau angestrebt werde.

Preissystem muss neu geprüft werden

Hommel verlangte von der Bahn-Führung, das neue Preissystem einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Indem er die ausbleibenden Steigerungen nur der Konjunkturschwäche anlaste, lüge Mehdorn "sich in die eigene Tasche, statt die wahren Ursachen zu ergründen", sagte er in Frankfurt. "So lange der Vorstand gegen die Kunden arbeitet, wird die Deutsche Bahn Verluste machen."