Die Lufthansa sagt Ryanair und Easyjet den Kampf an. Mit neuen Tarifen und verändertem Marktauftritt ihrer Billigflieger-Tochter Germanwings will sie nicht länger der Konkurrenz hinterherfliegen. Ab Juli kommenden Jahres wird die "neue Germanwings" ihren Kunden drei verschiedene Tarife anbieten: vom Low-Cost-Angebot mit weniger Platz im Flieger ohne Freigepäck und Bewirtung bis zum hochwertigen Angebot für Geschäftsreisende.
Der "sehr wettbewerbsintensive Markt" in Europa zwinge die Lufthansa zu handeln, sagte Lufthansa-Chef Christoph Franz bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Köln, auf der das zukünftige Konzept des Europaverkehrs abseits der Lufthansa-Drehkreuze in Frankfurt und München vorstellte.
Die künftigen Klassen im Überblick:
Bisher gab es schon an Bord von Germanwings unterschiedliche Sitzabstände. Leistungen wie Gepäck oder Verpflegung konnten zugebucht werden. Das System wird nun verfeinert. Die drei neuen Tarifangebote heißen:
Basic:
Eigentlich nur der Sitzplatz im hinteren Teil der Maschine und Meilengutschrift. Verpflegung und aufzugebendes Gepäck nur gegen Aufpreis.
Smart:
Sitz mit größerer Beinfreiheit (Sitzabstand 81,2 cm), bis 23 Kilogramm Freigepäck, Meilen, Snack und alkoholfreie Getränke.
Best:
Sitz in den ersten drei Reihen mit gleicher Beinfreiheit wie Smart, freier Mittelsitz, doppeltes Freigepäck, bevorzugtes Einchecken und Boarden, Lounge-Nutzung, Meilen auch für Premium-Programme, Catering á la Carte und flexible Umbuchung.
Lufthansa hatte den neuen Ableger Mitte September gegründet und einen Start zum Jahresbegin 2013 angekündigt. Basis des Geschäfts ist die eigene Günstigtochter Germanwings. Künftig wird sie den Verkehr auf Flughäfen wie Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Köln und Stuttgart übernehmen. Alle Flüge innerhalb Deutschlands und Europas werden dann von ihr abgewickelt. Ausgenommen sind Verbindungen zu den beiden Drehkreuzen Frankfurt und München, die die Lufthansa auch künftig selbst durchführt.
1000 Mitarbeiter sollen zu Germanwings wechseln
Die Umstrukturierung wird den Konzern 30 Millionen Euro kosten. Germanwings will 29 Flugzeuge der Lufthansa übernehmen, die in den kommenden 15 Monaten neu eingerichtet und umlackiert werden. Zudem wird die Billigtochter etwa 1000 Beschäftigte des Bord- und Bodenpersonals der Muttergesellschaft übernehmen. Wie viele davon allerdings den Wechsel und Umzug nach Köln akzeptieren würden, stehe in den Sternen, sagte Franz. Als Alternative biete der Konzern Abfindungen.
Der Chef der Kabinengewerkschaft Ufo, Nicoley Baublies kündigte einem Medienbericht zufolge bereits eine harte Tarifrunde bei der Tochter Germanwings im Januar an. "Wir werden offen und gelassen in die Gespräche gehen und sicher zu einem Ergebnis kommen", sagte der Lufthansa-Chef dazu.
Die Rivalen der Traditions-Fluggesellschaft Ryanair und Easyjet haben niedrigere Kosten - auch weil das Personal wesentlich geringer bezahlt wird. Die Lufthansa hingegen musste im Europaverkehr in den vergangenen Jahren hohe Verluste verkraften. Die neue Billiggesellschaft ist Kernstück des Sparprogramms, das sich die Lufthansa Anfang des Jahres auferlegte. Konzernweit soll der operative Gewinn bis 2014 um mindestens 1,5 Milliarden Euro gesteigert werden.