Zwei Wochen nach Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen hat Volkswagen die versprochene Aufklärung seiner Kunden gestartet: Auf der Website www.volkswagen.de/info können Fahrer von Diesel-Autos in Deutschland ab sofort feststellen lassen, ob ihr Fahrzeug von dem Abgas-Skandal direkt betroffen ist, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Dafür müssen die Kunden die Fahrgestellnummer ihres Autos eingeben, die im Service-Handbuch oder im unteren Bereich der Windschutzscheibe zu finden ist.
Volkswagen will Kunden zusätzlich anschreiben
Kunden werden auf der Website darüber informiert, ob ihr Auto mit der Software ausgestattet ist, die die Stickoxidwerte bei Abgastests manipuliert. Betroffenen VW-Kunden wird die Übernahme der Kosten "für alle notwendigen Maßnahmen" zugesagt. Auch die Fahrer von VW-Nutzfahrzeugen können über die Website herausfinden, "ob an ihrem Fahrzeug das Abgasverhalten nachgebessert werden muss", wie es in einer Mitteilung der Nutzfahrzeugsparte heißt.
Auch Volkswagen-Händler könnten auf Nachfrage mitteilen, ob ein Fahrzeug betroffen sei, erklärte Volkswagen weiter. Auch dann sei die Fahrgestellnummer erforderlich. Das Unternehmen werde jedoch auch von sich aus alle betroffenen Kunden "in den nächsten Wochen und Monaten" informieren.
Welche technischen Lösungen und Maßnahmen als Reaktion auf den Skandal geplant sind, wollen Volkswagen und die anderen betroffenen Konzernmarken demnach "noch im Oktober" den zuständigen Behörden mitteilen. Am kommenden Mittwoch läuft eine Frist des Kraftfahrt-Bundesamtes für die Vorlage eines Maßnahmen- und Zeitplans aus.
Verbraucherschützer fordern Runden Tisch
Erst kurz vor der Freischaltung der Website hatten Verbraucherschützer Volkswagen und die Politik aufgefordert, Konsequenzen aus dem Abgas-Skandal zu ziehen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) rief Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) auf, einen Runden Tisch einzurichten, an dem Vertreter von Automobilherstellern, Händlern, Politik und Verbrauchern sitzen müssten.
Die europäische Verbraucherorganisation BEUC rief den neuen VW-Chef Matthias Müller in einem Brief zum schnellen Handeln auf. Das Verhalten von VW habe das "Vertrauen der Verbraucher in ihre Autos", wenn nicht in die ganze Branche "tief erschüttert", schrieb BEUC-Direktorin Monique Goyens. Millionen von Autobesitzern hätten Fragen, was die Affäre für ihr Fahrzeug bedeute.
Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass VW in den USA Abgaswerte von Diesel-Fahrzeugen mit einer Software manipuliert hatte. Das Programm kann dafür sorgen, dass im Testbetrieb deutlich weniger gesundheitsschädliche Stickoxide gemessen werden als im regulären Betrieb. Die Software ist VW zufolge weltweit in bis zu elf Millionen Fahrzeugen installiert. Allein in Deutschland sind rund 2,8 Millionen Fahrzeuge betroffen.
Das Schweizer Bundesamt für Straßen erließ wegen des Skandals ein vorläufiges Zulassungsverbot für VW-Neuwagen. Die Pariser Staatsanwaltschaft geht dem Vorwurf des schweren Betrugs nach, wie aus Justizkreisen verlautete. Zuvor hatte der Vize-Präsident der Region Ile-de-France, die dem Großraum Paris entspricht, Anzeige gegen Volkswagen erstattet. In Deutschland wurde die erste Klage eines Aktionärs gegen VW auf den Weg gebracht. Nach Angaben seiner Kanzlei hatte er kurz vor Bekanntwerden des Skandals Aktien des Autobauers aus Wolfsburg gekauft und fordert nun 20.000 Euro vom Konzern zurück.