Warten auf die Einheitswährung Die Euro-Aspiranten

Mitten in ihrer größten Krise öffnet sich die Eurozone für den Baltikums-Staat Estland. Die restlichen Beitrittskandidaten zur Währungsunion haben dagegen noch einen längeren Weg vor sich, bis sie die Einheitswährung einführen dürfen.

Als 17. EU-Land will Estland am 1. Januar 2011 den Euro als offizielles Zahlungsmittel einführen. Doch nach Estland muss die Eurozone wohl längere Zeit auf "Nachwuchs" warten. Andere EU- Länder sind derzeit nicht Euro-tauglich. Die Nachrichtenagentur dpa hat die wichtigsten Ergebnisse der EU-Kommission für die neun überprüften Länder dokumentiert.

Bulgarien

Die Inflationsrate der letzten zwölf Monate lag 0,7 Punkte über dem Referenzwert (1,0 Prozent). Zumindest das Staats- Defizit (2010 geschätzt: 2,8 Prozent, 2011: 2,2 Prozent) und der seit Jahren stabile Wechselkurs des Lew zum Euro erfüllen die Bedingungen. Bulgarien visiert nach früheren eigenen Angaben 2013 für den Euro- Beitritt an.

Polen

Mit 3,9 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten lag die Inflationsrate weit über dem Referenzwert von 1,0 Prozent. Auch der stark variierende Wechselkurs des Zloty und das hohe Haushaltsdefizit von 7,3 Prozent (2010) verhindern die Aufnahme in die Eurozone. Warschau peilt nach früheren Berichten einen Termin um 2015 an.

Rumänien

Rumänien konnte keines der erforderlichen Beitritts- Kriterien erfüllen. Die Inflationsrate lag mit 5,0 Prozent fernab des Referenzwertes von 1,0 Prozent. Und auch das Etatdefizit (2010: 8,0 Prozent, 2011: 7,4 Prozent) und der stark schwankende Wechselkurs des Leu zum Euro entsprechen nicht den Vorgaben.

Schweden

Auch bei EU-Altmitglied Schweden war die Inflation mit 2,1 Prozent mehr als doppelt so hoch wie gestattet. Der Wechselkurs der Krone entspricht ebenfalls nicht den Vorgaben. Nur hinsichtlich der Einhaltung der Defizitkriterien ist das Land auf einem guten Weg. Mit 0,5 Prozent (2009) lag Schweden deutlich unter den erlaubten 3,0 Prozent. Für 2010 wird ein Defizit von 2,1 Prozent erwartet.

Tschechische Republik

Abgesehen von der niedrigen Inflationsrate von 0,3 Prozent verstößt das Land gegen die Vorgaben von EZB und EU- Kommission. So ist das erwartete Haushaltsdefizit mit 5,7 Prozent (2010 und 2011) beinahe doppelt so hoch wie erlaubt. Auch der variierende Wechselkurs der tschechischen Krone bedarf einer Anpassung. In Prag waren im Frühjahr Termine ab 2015 für den Euro- Beitritt im Gespräch.

Lettland

Das hohe Defizit der öffentlichen Finanzen macht die für 2014 anvisierte Einführung des Euro unwahrscheinlich. Sowohl 2010 als auch 2011 werden die gestatteten 3,0 Prozent weit übertroffen (8,6 Prozent, 2011: 9,9 Prozent). Dagegen erfüllte die Inflationsrate mit 0,1 Prozent ebenso die Forderungen wie der stabile Wechselkurs.

Litauen

Für den südlichsten der drei baltischen Staaten ist der Weg zum Euro noch weit. Das Beitritts-Ziel 2014 scheint angesichts der hohen Inflationsrate (2,0 Prozent) und des extremen Defizits 8,4 Prozent (2010) bzw. 8,5 Prozent (2011) unwahrscheinlich. Lediglich der Wechselkurs ist derzeit stabil genug.

Ungarn

Die Ungarn verstoßen in jeder Beziehung gegen die Vorgaben. Mit 4,8 Prozent lag die Inflationsrate klar über dem Referenzwert und auch das erwartete Defizit ist mit 4,1 Prozent (2010) und 4,0 Prozent (2011) höher als erlaubt. Die Achterbahnfahrten des ungarischen Forint entsprechen ebenfalls nicht den Vorgaben und lassen die Chancen für den 2014/2015 angedachten Beitritt schwinden.

Von der Überprüfung ausgenommen sind Dänemark und Großbritannien, da sie eine vertraglich zugesicherte "Opt-Out-Klausel" haben, wonach sie den Euro nicht einführen müssen.

DPA
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