Weltwirtschaftsforum 2006 Düstere Prognose zum Auftakt

Das alljährliche Weltwirtschaftstreffen ist ein wichtiger Termin für Politiker und Konzernbosse: In entspannter Atmosphäre plaudern Leute, die sich sonst nie an einen Tisch setzen würden. Diesmal Topthema hinter den Kulissen: der Iran.

Unter dem Motto "Kreativer Imperativ" hat am Mittwoch in Davos das 36. Weltwirtschaftsforum begonnen. Die globalen Herausforderungen könnten nur mit kreativen Ideen bewältigt werden, hieß es dazu. Allerdings sorgte Stephen Roach vom Finanzdienstleister Morgan Stanley am Morgen mit einer düsteren Prognose über die globale Wirtschaft für einen ersten Stimmungsdämpfer. Die "Selbstgefälligkeit der Märkte und Unternehmer" könnte das Ungleichgewicht vergrößern, warnte der Chefökonom. Offiziell eröffnet wird das Weltwirtschaftsforum am Nachmittag mit einer Grundsatzrede von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie will die Ziele deutscher Wirtschaftspolitik darlegen.

Hohe Kunst des "Networking"

Bis zum Sonntag werden mehr als 2.200 Wirtschaftsführer, Politiker, Wissenschaftler sowie Showstars in gut 200 Arbeitsgruppen und anderen Veranstaltungen über globale Wirtschaftsprobleme beraten. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die aufstrebenden Staaten China und Indien, aber auch der Konflikt über das iranische Atomprogramm.

Das Weltwirtschaftsforum

Das World Economic Forum (WEF) findet alljährlich im Schweizer Alpenort Davos statt. Das diesjährige Treffen, zu dem sich mehr als 2.200 Wirtschaftsvertreter, ranghohe Politiker, Wissenschaftler und Showstars aus 89 Ländern angesagt haben, steht unter dem Motto "Der kreative Imperativ". Das WEF mit Sitz in Genf wurde 1971 von Professor Klaus Schwab gegründet und ist eine private Institution. Es ist dafür berühmt, dass es neben zahlreichen wirtschaftlichen Diskussionen auchauch Zusammenkünfte von Politikern gibt, die sich sonst nicht an einen Tisch setzten.

Neben Merkel haben sich auch der pakistanische Präsident Pervez Musharraf und UN-Generalsekretär Kofi Annan in dem Schweizer Wintersportort angekündigt. Insgesamt sind 14 Staats- und Regierungschefs unter den Gästen wie etwa der afghanische Präsident Hamid Karsai und der irakische Ministerpräsident Ibrahim Dschafari, außerdem über 60 Minister. Die Wirtschaft ist mit mehr als 730 Unternehmenschefs vertreten und damit so stark wie nie zuvor.

Davos im Belagerungszustand

Seit Mittwochmorgen ist Davos praktisch von der Außenwelt abgeschnitten, auch Wasser- und Elektrizitätswerke werden geschützt. Das Konferenzzentrums elbst ist hermetisch abgesichert und wird von Polizeikräften aus der gesamten Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein sowie von privaten Sicherheitsleuten und rund 5.500 Soldaten bewacht. Der Luftraum über dem Kanton Graubünden wird von Kampfflugzeugen bis zum Ende des Weltwirtschaftsforums am kommenden Sonntag überwacht.

Die Kosten werden auf über acht Millionen Franken (etwa 5,2 Millionen Euro) geschätzt. Zum ersten Mal seit Jahren sind aber nach Angaben der Behörden keine Demonstrationen von Globalisierungskritikern geplant, das Gewaltpotenzial militanter Globalisierungsgegner wird "als nicht sehr groß" eingestuft.

mit AP