Carlos Tavares Stellantis-Chef: "Elon ist jetzt in meiner Welt angekommen. Herzlich willkommen"

Chef von Stellantis Carlos Tavares
Carlos Tavares bündelte Unternehmen wie Citroën, Opel, Fiat, Jeep und Chrysler unter dem Kunstnamen Stellantis zum viertgrößten Automobilhersteller der Welt

© Sameer Al-DOUMY / AFP
Carlos Tavares, Chef des Automobilkonzerns Stellantis, warnt in Bochum vor einem Showdown der europäischen, also auch der deutschen Automobilindustrie.

Am Sinn des Autofahrens lässt Carlos Tavares keinen Zweifel – Klimawandel und Umweltzerstörung hin oder her. "Die individuelle Mobilität ist ein Grundrecht", sagt der gebürtige Portugiese wiederholt beim "Car Symposium" in Bochum. Und er sagt es auf stern-Nachfrage mit einem Unterton, der klarmacht: mit "Grundrecht" meint er eigentlich "Menschenrecht". "Ich will nicht die Politik um Erlaubnis bitten müssen, wenn ich mit der Familie mit dem Auto in den Urlaub fahren will."

Tavares ist der Meister der Massen. Er hat sich ein Portfolio aus schwächelnden Unternehmen wie Citroën, Opel, Fiat, Jeep und Chrysler zusammengestellt und unter dem Kunstnamen Stellantis zum viertgrößten Hersteller der Welt gebündelt. Das Geschäft läuft offenbar gut, der knallharte Sanierer rechnet für das vergangenen Krisenjahr 2022 mit einer zweistelligen Umsatzrendite. Er wurde für seine Leistung bereits mit rund 15 Millionen Jahressalär belohnt.

"Entscheidend ist die Frage: Wie kämpfen wir gegen die chinesischen Wettbewerber?"

Für die Zukunft der europäischen Autoindustrie sieht der Boss schwarz. Er sagt der Branche einen "Darwinismus" voraus, der Überlebenskampf habe mit dem Subventions- und Preiskampf zwischen amerikanischen und chinesischen Herstellern gerade begonnen. Die Margen bei Elektroautos, denen ganz klar die Zukunft gehöre, seien ohnehin sehr gering. Tesla-Chef Elon Musk, lange verwöhnt durch hohe Gewinne, spüre das gerade. Er habe die Preise drastisch senken müssen: "Elon ist jetzt in meiner Welt angekommen. Herzlich willkommen."

Bestehen würden am Ende die Nicht-Europäer, vor allem die Asiaten – wenn die Europäer nicht klug gegensteuern. Kein E-Auto zum Preis von unter 25.000 Euro werde künftig in Europa produziert. Folge: Wenn Politik und hiesige Konzerne nicht umgehend reagieren, werde der Kontinent zum Touristenziel schrumpfen. "In zehn Jahren werden wir chinesische und amerikanische Touristen in Europa mit Kaffee bedienen", so der 64-jährige Tavares, der ansonsten in seinem Wollpulli unter dem Jackett Gemütlichkeit ausstrahlte.

"Entscheidend ist die Frage: Wie kämpfen wir gegen die chinesischen Wettbewerber?" Da es deutlich teurer in Europa sei, Autos zu bauen, müssten wir alle mehr und härter arbeiten, die Herstellungskosten in den kommenden fünf Jahren um 40 Prozent senken. Nur so würden wir wieder wettbewerbsfähig. Die Politik, so Tavares, habe zwar das Problem erkannt, antworte aber falsch darauf. Der Manager lehnt es ab, weniger Waren aus Billiglohnländern zu beziehen oder gar Zollschranken gegen China hochzuziehen. "Die Schlacht wird spannend", sagt der Stellantis-Boss.

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