Fast jeder fünfte Vorstand in den 180 größten börsennotierten Unternehmen ist eine Frau. Der Frauenanteil in den Chefetagen sei bis Ende Juni auf 19,3 (2023: 18,3) Prozent gestiegen und habe damit einen Höchststand erreicht, berichtete die Initiative "Frauen in die Aufsichtsräte" (Fidar) am Montag in Berlin.
Noch immer deutlich weniger Frauen als Männer
In den Aufsichtsräten der Unternehmen im Dax, MDax, SDax und anderen paritätisch mitbestimmten Unternehmen liege der Frauenanteil mittlerweile bei 37,3 (35,3) Prozent. "Von einer paritätischen Besetzung der Gremien sind die meisten Unternehmen aber immer noch weit entfernt", heißt es in der Studie.
In Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern muss dem Gremium seit 2022 gesetzlich mindestens eine Frau angehören. Laut Fidar betrifft das 65 der untersuchten Unternehmen. Drei davon – Südzucker, der Versicherungs- und Bausparkonzern Wüstenrot & Württembergische (W&W) und der Druckmaschinenbauer Koenig & Bauer – hätten trotzdem keine Frau im Vorstand. Das gilt insgesamt für mehr als ein Drittel der 180 Unternehmen.
Bundesministerin Paus: "Unternehmen müssen das Tempo weiter anziehen"
In den Aufsichtsräten ist für 104 der 180 Firmen eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent vorgeschrieben. Bei ihnen liegt die Quote im Schnitt bei 38,5 Prozent, bei den 76 anderen nur bei 33,5 Prozent. "Der Druck der Führungspositionengesetze wirkt", stellte Bundesfrauenministerin Lisa Paus fest. "Unser langfristiger Anspruch ist aber, dass die Führungsetagen paritätisch besetzt sind. Dafür müssen die Unternehmen der Privatwirtschaft das Tempo weiter anziehen."
Auch die Präsidentin der Fidar, Anja Seng, forderte mehr Geschwindigkeit, um das Ziel der gleichberechtigten Besetzung von Führungspositionen zu erreichen. "Wenn die Unternehmen nicht mehr Engagement zeigen, muss der Gesetzgeber handeln", erklärte Seng. Jedes Unternehmen brauche eine verbindliche und transparent einsehbare Strategie für die gleichberechtigte Teilhabe auf allen Führungsebenen.
Monika Schulze-Strelow, Gründungsmitglied von Fidar, forderte daher, die Quoten auf mehr Unternehmen auszuweiten. "Freiwillige Selbstverpflichtungen funktionieren in der deutschen Wirtschaft nicht", kritisierte sie.