Seit dem historischen Einbruch im Frühjahr haben die Aktienmärkte sich erholt oder gar neue Höchststände erklommen: Der Dax hat mehrmals die 13.000 Punkte übersprungen, andere Indizes wie der Nasdaq und S&P500 schreiben Rekordstände. Von der "größten Bonanza im August seit Jahrzehnten" schrieb die "Financial Times" angesichts der Gewinne etwa des MSCI World von gut sechs Prozent in dem Monat. Die Trader hätten offenbar gehandelt, anstatt am Strand zu sein.
Trotzdem bleibt die Skepsis groß: Wie nachhaltig ist dieser Boom? Was treibt diese Rallye angesichts der historischen Wirtschaftskrise, die noch lange nicht vorbei ist? Und kann man jetzt noch einsteigen? "Auf lange Sicht ist der scharfe Einbruch im Frühjahr an den Aktienmärkten ein Fliegendreck", sagt Christian Röhl, Vermögensverwalter und Dividendenexperte im Podcast "Die Stunde Null". "Rückblickend kann man nur fragen: Was kam historisch nach einem Allzeithoch an den Aktienmärkten? Das nächste Allzeithoch. Es hat halt bisweilen nur lange gedauert."

"Bitte lasst uns das jetzt nicht versauen"
Für Anleger seien nicht die Kurse entscheidend, so der Bestsellerautor. "Es geht um ein Mindset, die gedankliche Annäherung an das Thema Aktien: Wie verwalte ich mein Vermögen, was bedeutet mir mein Geld? Das ist viel wichtiger als die Frage: Kaufe ich Apple oder Amazon?" Zumal viele Bewertungsmodelle nicht die gleiche Aussagekraft hätten wie früher. "Wir haben keinen risikolosen Zins mehr, sondern ein zinsloses Risiko, die ganzen Bewertungsmodelle funktionieren nicht mehr."
Wichtig sei eine Strategie und die Szenarien, auf die man sich einstellt – und zu diesen gehörten immer Rückschläge. "Das ist ein Szenario, mit dem ich immer rechnen muss. Ich muss nicht damit rechnen, dass ein Virus kommt, aber jederzeit mit einem Einbruch rechnen", sagt Röhl, der seit über zwei Jahrzehnten am Aktienmarkt investiert und die Plattform "Dividendenadel" betreibt. Zu jedem Vermögensaufbau gehörten Aktien dazu – Titel mit Dividendenkontinuität und gutem Cashflow.
Insgesamt beobachtet er, dass sich der notorisch panische deutsche Anleger im Crash eher besonnen verhalten hat – was sich auch in Zahlen großer Fondsgesellschaften wie der Deka oder Union Investment wiederspiegelt, die zum Halbjahr Hunderttausende neue Sparpläne gemeldet haben. "Es gab viele, die das Thema Aktien in dieser Krise erst wirklich entdeckt haben", sagt Röhl. Es gebe jetzt eine neue Chance für die Aktienkultur in Deutschland. "Bitte lasst uns das jetzt nicht versauen."
Hören Sie jetzt im Podcast "Die Stunde Null"
• was Christian Röhl über Aktien wie Apple, Tesla und BASF denkt
• warum Dividendentitel attraktiv bleiben, selbst wenn viele Unternehmen ihre Dividende kürzen oder aussetzen
• warum man im Alter zwischen 20 und 30 nicht stundenlang Einzeltitel analysieren, sondern besser in ETF spart – und im Job Gas geben sollte.
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