Ab heute ist der angelötete Flaschendeckel Pflicht. Bei PET und anderen Plastikflaschen darf sich der Sprengring am Flaschenhals nicht länger lösen und den Deckel freigeben. Der Verschluss hängt nun an einem kleinen Plastikband. Nach einer mehrjährigen Übergangszeit gibt es jetzt keine Ausnahme mehr. Die EU feiert den Verschluss-Verbund als Maßnahme, um den Plastikmüll einzudämmen. Tatsächlich ist der größte Effekt psychologischer Natur: Die Bürger sind genervt.
Verschluss-Erlass – Ungeschickte haben Pech gehabt
Und das ist kein Wunder. Wenn man seine Cola gepflegt aus dem Glas trinkt, wie es wohl in Brüssel der Fall ist, ist der Unterschied gering. Man muss allerdings beim Einschenken genau hinsehen, wenn das nicht der Kellner übernimmt. Sonst läuft das Nass über den Deckel und dann über den ganzen Tisch. Doch den gemeinen Flaschentrinker, der ohne Glas auskommt, haben die Eurokraten übersehen. Und er ist genervt.
Denn nun drückt der Verschluss ihn in den Mundwinkel. Mit etwas Routine bekommt man es hin, dennoch nicht zu sabbern. Die EU hat es geschafft, aus einer der einfachsten Alltagshandlungen einen Balanceakt zu machen. Alte, Kinder und Personen mit Einschränkungen wurden in Brüssel schlichtweg vergessen, sie werden an diesem Kunststück regelmäßig scheitern.
Spaßverderber aus Brüssel
Bei allen anderen hat die EU ein eigenes Kunststück hinbekommen. Ob auf dem Bau, beim Sport oder am Strand: Nichts ist schöner als der erste erfrischende Schluck. Beziehungsweise: war schöner. Aus der kleinen Freude im Alltag wurde der kleine EU-Nerv im Alltag. Jeden Tag – mehrmals. Unter PR-Gesichtspunkten ist die Maßnahme ein Desaster. Ohne Not bringt man die Leute jeden Tag gegen die EU auf. Ein Schluck und man denkt unwillkürlich: "Ach nee, EU!"
Der Gewinn ist gering. Greift man zu Aluminiumdosen, darf deren Leichtmetall-Nippe weiterhin weggeworfen werden. Das gleiche gilt für metallene Schraubverschlüsse, von den wertvollen Flaschenkorken nicht zu reden. Noch fataler ist es, wenn die Flaschentrinker auf Gläser ausweichen. Durch das extra Spülen wird die Umweltbilanz ins Negative kippen. Die erhoffte größere Recyclingmenge wird mit einem höheren Materialaufwand erkauft. Die meisten Verschlüsse sind größer, auch der zusätzliche Verbindungssteg besteht aus dem Kunststoff, der vermieden werden soll.