Claire, Linda, Keno und Paul leben in einer engen Lagerhalle im Kölner Süden - und ihre Vorbilder sind weltbekannte Stars. Sie haben zeitlos klassische Gesichter wie alte und neue Ikonen der Werbung und der Leinwand, etwa wie Twiggy - das Magermannequin, das das Schönheitsideal einer ganzen Generation prägte - über die Schauspielerin Joan Collins bis hin zur Sängerin Ute Lemper. "Das alles sind reife Frauen, die etwas cool sind und damit auch geeignete Vorbilder für ein erfolgreiches Schaufensterpuppenmodell", sagt Josef Moch, Inhaber des bundesweit einzigen Spezialunternehmens, das Modepuppen entwickelt, herstellt und vertreibt. Bei den Männern nennt Moch beispielsweise den Schauspieler Arnold Schwarzenegger als Prototyp für eine gute Puppe.
Erdacht in Europa, produziert in Asien
Das Traditionsunternehmen mit 20 Beschäftigten besteht seit 1907 und macht einen Umsatz in Höhe von mehreren Millionen Euro. Schon seit drei Generationen ist der Betrieb im Familienbesitz. "Früher gab es sehr viele Puppenhersteller in Deutschland - heute sind wir das einzige Unternehmen. Ein Großteil der Puppen wird zwar in Europa konzipiert, die Herstellung erfolgt aber in Fernost", beschreibt Moch.
Bis zu 5.000 Puppen werden in seinem Unternehmen pro Jahr gefertigt. Die Kosten für den stummen Modeträger variieren zwischen 250 und 700 Euro. "Die neuzeitliche Puppe wirkt überlegen, fast teilnahmslos", beschreibt der Herr der Puppen. Doch es gebe auch eine andere Tendenz: "Einige Puppen fangen wieder an, ein wenig zu lächeln, aber das ist für uns eine schwierige Arbeit, weil eine lachende Puppe sehr schnell naiv wirkt."
Nach fünf Jahren schon veraltet
Und das ist bei den Kunden nicht erwünscht, weiß Moch. "Die Puppe hat Vorbildfunktion und ist das, was der andere vor dem Schaufenster sein möchte", beschreibt er. Ein Indiz dafür: In der schnelllebigen Modewelt mit wechselnden Ikonen beschränkt sich auch der Lebenszyklus einer Schaufensterpuppe für die Präsentation der neusten Trends auf zwei bis fünf Jahre.
"Anders ist das bei Puppen, mit denen Brautmode gezeigt werden soll." Aus den 60er Jahren stammt das Ursprungsmodell, weiß Moch. Ihr Kennzeichen: Zufriedene und liebliche Gesichtszüge. "Das ist möglich, weil heute wie vor vierzig Jahren eine Hochzeit ein gleich bleibendes Ritual mit damit verbundenen Wünschen geblieben ist."
Auch Puppen brauchen Charakter
Doch nicht alle realen Superstars und Mode-Ikonen eignen sich zur Nachbildung aus Fiberglas, meint der Experte. Das Entscheidungskriterium sei der mit dem Menschen verbundene Charakter. "Bei Jennifer Lopez besteht die Gefahr, dass die Puppe sehr schnell etwas zu vulgär wird", sagt Moch.
spi/DPA