Ein Mann wacht morgens nackt in einem Hotelbett auf. Aus dem Pornokanal des Fernsehers schallen Orgasmus-Laute einer Frau, die Sex mit zwei Männern hat. Neben ihm schläft eine Dunkelhaarige, die er noch nie gesehen hat. Am Boden liegen Schnapsflaschen, Damenslips, der Badezimmerspiegel, zusammengerollte Geldscheine - und der prominente Schauspieler XXXXX XXXXXXX*, der im Schlaf eine leere Flasche Gin umklammert. Auf dem Sofa liegt in Löffelstellung mit einer Blon- dine ein berüchtigter Hamburger Party-Veranstalter und schnarcht. Mit versagendem Kreislauf und wegen Panikattacken zitternd steht der Mann auf und trinkt erst mal einen Viertelliter Wodka aus der Flasche. Dann fragt er sich, wie seit Jahren schon: "Wie bin ich bloß zu diesem Wrack geworden?"
Herr Lauterbach, Absturz-Erlebnisse wie diese finden sich in Ihren diese Woche erscheinenden Memoiren zuhauf. Dazu kommen Straftatbestände wie Diebstahl und Körperverletzung sowie Erlebnisse in Gefängnissen, Bordellen und Swingerclubs. Wollen Sie nicht länger Deutschlands beliebtester Schauspieler sein?
Mein Leben bestand aus vielen Orgien, und in Memoiren muss man auch das Herbe erzählen. Ich habe vor fünf Jahren angefangen, meinem Sohn Oscar einen Brief zu schreiben, damit er später mal meinen langen Ritt auf einer Rasierklinge versteht. Dieser Brief wurde 700 Seiten lang und führte schließlich zu diesem Buch.
Ist es nicht ein wenig vorwitzig, schon mit 52 Memoiren zu veröffentlichen?
Vor fünf Jahren wusste ich nicht, wie viel Zeit mir noch verbleiben würde.
Sie schildern, wie Sie in einer Diskothek in Bochum mit Ihrem berühmten Kollegen XXXXXXXXXXXXX* einen Drogencocktail schlucken, in dem, wie Sie schreiben, "reichlich Heroin war". Haben Sie den Herrn um Erlaubnis gebeten, dieses Erlebnis publik machen zu dürfen?
Nö. Der ist da schmerzfrei. Der hat ja nun auch gerade andere bewegte Dinge an der Backe, über die man ihn befragen kann. Außerdem lebt der sonst gesundheitlich ziemlich solide.
Die Hitparade der indiskretesten Schauspieler-Memoiren wurde bislang von Rolf Zacher und Helmut Berger angeführt. Wie fühlt es sich an, da locker mithalten zu können?
Ich habe nicht alles dafür getan, um das Buch perfekt zu verkaufen. Mich selber schone ich wenig, aber bei anderen habe ich ein paar Sensationen weggelassen, um die Betreffenden nicht bloßzustellen. Außerdem bekam ich Drohbriefe von Rechtsanwälten. Da sind Leute vorsichtshalber in die Vorneverteidigung gegangen. Haben Sie eine Erklärung, wie der Hang zu Exzessen in Sie hineingekommen ist? Ich hatte Langeweile, also habe ich gesoffen und gehurt. Ich finde Leute grausig, die banale Gründe mit Tiefenpsychologie oder ihrer Mutti rechtfertigen und einen Scheiß sagen wie: "Mit dem Trinken bin ich vor mir selbst davongelaufen." Ich bin morgens um elf in die Kneipe gegangen und habe zwölf Stunden lang gesoffen. Das war teilweise extrem amüsant und teilweise ziemlich stumpfsinnig. Das bleibt nicht aus bei 10000 Besäufnissen. Saufen ist eben doch eine ziemlich banale Beschäftigung.
Gibt es in Ihrer Familie ein Alkoholiker-Gen?
Meine Tante und meine Mutter haben es früher ganz ordentlich krachen lassen, aber das war kein Alkoholismus. Es gibt den geborenen Alkoholiker, der dieser Krankheit verfällt, sobald er trinkt. Ich dagegen habe mich zehn Jahre lang zum Alkoholiker gesoffen und bin es 25 Jahre lang geblieben. Wenn Sie dann aufhören wollen, merken Sie, dass Ihr Körper den Alkohol braucht - und schon trinken Sie weiter, um von diesen höllischen Entzugsqualen runterzukommen.
Warum schwören Vieltrinker auf Wodka- Tonic?
Weil man da den Alkohol am wenigsten rausschmeckt. Ich wollte den Alkohol ja nie schmecken. Ich war auch nie ein Genusstrinker, der sich was aus guten Weinen macht. Ich war reiner Wirkungstrinker.
*Die betreffenden Namen werden aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht veröffentlicht
Der Tiefpunkt Ihres Images war die Krisenbeziehung mit Jenny Elvers.
Weil ich wegen verzerrter Zitate monatelang öffentlich vorgeführt wurde, ertränkte ich meinen Kummer in noch mehr Alkohol und badete in Selbstmitleid. Als ich aufgrund einer Infektion Herzrhythmusstörungen hatte, konstruierten Ihre Boulevardkollegen daraus eine Seifenoper nach dem Motto: "Dieser alte Sack Lauterbach muss sich doch nicht wundern, dass er es am Herzen kriegt, wenn er sich so ein junges Ding ins Bett holt!"
Haben Sie bei Ihrem Entzug professionelle Hilfe in Anspruch genommen?
Nö, denn was Alkohol angeht, bin ich ja selbst Profi. Ich habe immer mal wieder vier Wochen Pause gemacht und in dieser Zeit nicht mal eine Schorle angerührt. Diese ununterbrochene Hard- core-Druckbetankung wollte ich meinem Gehirn nicht zumuten. Insofern hatte ich schon ein bisschen Erfahrung mit dem Runtertrinken. Man darf eben nicht ruckartig aufhören und niemals am Morgen nach einem Vollrausch, denn dann geht es einem noch dreckiger. Eine der größten Veränderungen war, dass ich auf einmal jeden Tag acht Stunden mehr Zeit habe. Die hatte ich vorher in Kneipen verbracht.
Könnten Sie jetzt ein Glas Wein trinken?
Ich trinke seit zwei Jahren überhaupt keinen Alkohol mehr. Silvester habe ich mit einem Glas Sekt angestoßen. Bei geborenen Alkoholikern wäre das ein katastrophaler Rückfall. Die dürfen ja nicht mal eine Cognacbohne essen. Ich würde bei einem Glas Wein nicht durchdrehen, aber mir bringt das gar nichts. Unter zwei Flaschen lohnt sich das bei mir nicht. Das ist ja rausgeschmissenes Geld. Ich stehe dann nur länger auf dem Laufband, denn ein Glas Rotwein hat 160 Kalorien. Deswegen kann ich da auch gleich ganz drauf verzichten.
Sie behaupten: "Ich war nie ein wirklicher Draufgänger, was Frauen betraf, und mit einem eher durchschnittlichen Selbstbewusstsein ausgestattet." Dennoch hat der Leser Ihrer Memoiren den Eindruck, dass die Zahl Ihrer Sexualpartnerinnen vierstellig ist.
Diese Sachen sind ja viel im alkoholisierten Zustand passiert. Mir hat dieser Zustand unheimlich geholfen, weil ich von Hause aus wirklich zurückhaltend bin, was Frauen betrifft. Das hat sich dann im Laufe der Jahre natürlich etwas normalisiert. Man kriegt eine Routine darin und hat einen Beruf, der es einem etwas einfacher macht.
Ihre erfolgreichste Aufrissnummer war, Frauen aus dem Stegreif ein Gedicht zu reimen.
Es war jedes Mal dasselbe Gedicht. Ich hatte es bei einer Freundin in der "Cosmopolitan" gelesen, weil die keinen "Kicker" dahatte. Die Nummer hört sich ein bisschen salopp an, aber man kann damit wirklich sehr oft landen. Man muss natürlich das Gefühl vermitteln, dass man das Gedicht ausschließlich für sie und im Moment erfunden hat. Aus diesem Grund versah ich das Vorgetragene mit Tempowechseln und Blicken, die in der Ferne nach Worten suchten. Da hilft es, Schauspieler zu sein.
Wissen Sie, wodurch Sie auf Frauen wirken?
Frauen sagen oft, dass sie meine Hände mögen. Eine hat auch gesagt, ich kann gut Auto fahren.
Sie haben viermal Ihren Führerschein verloren.
Dann wollte ich ihn acht Jahre lang gar nicht wiederhaben. Ich habe mich selbst für nicht tauglich befunden, am Straßenverkehr teilzunehmen, und mir ein Fahrverbot erteilt.
Eine Lesefrucht Ihrer Memoiren lautet: "Der sicherste Weg, einer Frau begehrenswert zu erscheinen, ist, von ihr wegzugehen."
Das ist wie bei Katzen: Eine einigermaßen normale Katze will nicht auf den Schoß und gestreichelt werden. Wenn man aber weggeht und sie in Ruhe lässt, kommt sie auf einmal ganz von alleine an. Nur bei völlig degenerierten Hauskatzen ist das anders.
Warum konnten Sie keiner Frau treu sein?
Ich habe nicht gesagt: "So, jetzt habe ich Langeweile, also muss was zum Knallen her!" Aber Frauen lieben eben ausschließlicher, während bei uns Männern das Fremdgehen mehr so ein Sidestep ist. Ich war eben ein rheinländischer Hallodri. Es gab kaum eine gut aussehende Frau, mit der ich nicht gerne schlafen wollte. Das Nachlassen dieser Marotte ist übrigens einer der ganz wenigen Vorzüge des Alters.
Ein populärer Vorwurf von Frauen ist, dass Profi-Aufreißer wie Sie zynisch seien.
Ich bin eher ein harmoniesüchtiger Oberverdränger, der eigentlich romantisch und zärtlich ist. Ehrlich gesagt haben das fast alle Frauen auch so gesehen.
Was kaum eine Frau versteht: Warum hat ein umschwärmter Filmstar wie Sie Bezahl-Sex mit Prostituierten?
Das ist allerdings auch wirklich schwer zu erklären. Wir haben es blubbern lassen. Das ist für mich immer einer der schönsten Momente im Bordell gewesen, wenn man mit Kumpels im Whirlpool liegt und so ein paar aufgeschlossene Mädels dabeihat. Da kriegt man wahnsinnig viel zu lachen. Es ist noch nicht mal unbedingt mit sexuellen Handlungen verbunden. Man hat einfach einen Longdrink in der Hand und kann Blödsinn machen. Das waren für mich oft unheimlich schöne Momente, die mich bewogen haben, sie zu wiederholen. Ich bin dann selten mit einer Dame aufs Zimmer hochgegangen und habe mich da vergnügt. Als einzelner Freier mit einer Frau zu schlafen hat mich zu Tode gelangweilt. Das musste immer irgendwas Abgefahrenes sein.
Wie lustig sind Swingerclubs?
Die Atmosphäre ist locker, und es ist halt ganz lustig, wenn man da nackt an der Theke sitzt. Dann schaut man mal, was da so abgeht. In den Siebzigern wollte ich mal eine Freundin mitnehmen, mit der ich Theater spielte. Um da jetzt nicht so mit der Tür ins Haus zu fallen, habe ich der gesagt, dass wir auf eine Party gehen. Ich klingelte an der Villa, und der Hausmeister sagte: "Heiner, grüß dich!" Ich fragte: "Ist der Tommy da?" Da sagte der: "Ich glaube, der ist gerade oben am Ficken." Meine Freundin sagte: "Das ist ja ein dickes Ding!" Die war aus Hamburg.
Haben Sie Ihre Freundinnen gern mit anderen Männern geteilt?
Tja, das ist auch so eine Sache, die man lernen muss. Die wenigsten Männer können das. Das sind so Klammerer, wie wir immer zu sagen pflegten. Es bedarf da natürlich so einiger Voraussetzungen. Unter anderem darf das natürlich keine große Liebe von einem sein. Dann funktioniert das nicht. Aber andererseits muss mir eine Frau auch sympathisch sein, mit der ich irgendwelche sexuellen Sperenzchen mache. Es muss genau dazwischen liegen. In der Regel waren das eben auch keine Freundinnen von mir, sondern Zufallsbekanntschaften. Mit der eigenen Frau würde ich das schon gar nicht machen, obwohl es ja viele Paare gibt, die das so praktizieren.
Einmal wird der Leser Zeuge, wie Sie während eines Blow-Jobs telefonieren.
Der Blow-Job als solcher ist ja zunächst mal nichts Außergewöhnliches. Außerdem, was soll's? Während eine Frau mich beglückte, klingelte das Telefon, und ich bin halt rangegangen. Das kann jedem passieren. Gut, wir waren zu dritt, weil ein Freund daneben saß. Das macht den Kreis natürlich schon wieder etwas enger.
Gehören derartige Erlebnisse zwingend in eine Autobiografie?
Darüber kann man natürlich streiten. Und ob man das in einem stern-Interview nochmals auswalzen muss, ist auch eine Frage. Aber ich möchte Ihnen da jetzt auch nicht Ihre journalistische Freiheit rauben. Allerdings habe ich langsam den Eindruck, dass Sie versuchen, meine Biografie auf Orgien und Exzesse zu reduzieren. Dabei schreibe ich auch über romantische, besinnliche und fröhliche Dinge.
Sind Sie je von einer Frau verlassen worden?
Etliche Male. Wobei ich das hätte verhindern können, wenn ich auf die Frage "Heiner, entscheidest du dich für den Alkohol oder für mich?" die richtige Antwort gegeben hätte. Aus Langeweile hat mich noch keine verlassen. Es war immer mein chaotischer Lebenswandel.
Hatten Sie mal länger Liebeskummer?
Ja, bei meiner ersten großen Liebe. Die ist mit einem 27-jährigen Galeristen durchgebrannt. Der fuhr einen Jaguar.
Wie reagiert ein notorischer Fremdgeher, wenn ihn die eigene Freundin betrügt?
Da bin ich schon versucht, vernünftig und fair zu sein, aber nichtsdestotrotz bin ich natürlich eine alte Schauspielerzicke, die mädchenhaft schnell beleidigt ist und in ihrem Stolz verletzt.
Sie haben mal einen Regisseur auf offener Straße k. o. geschlagen, weil er ein Verhältnis mit Katja Flint gehabt haben soll, die damals schon von Ihnen getrennt war.
Kein Mann sollte jemals meine Frau angrabschen!
Zu Ihren Drogen zählten unter anderem LSD und Meskalin. Was erzählen Sie Ihrem 17-jährigen Sohn über Rauschgifte?
Dass jeder Mensch ein bestimmtes Maß an Wohlbefinden und Glücksgefühl in sich hat. Wenn man zum Beispiel Kokain nimmt, erhöht sich dieser Level. Aber auf lange Sicht büßt man Kokain mit Depressionen. Deshalb sind Drogen letztendlich ein sinnloses Nullsummenspiel, das dazu noch brandgefährlich ist. Also Finger weg! Ich habe diese ganzen Sachen nur mit sehr viel Glück überlebt und warne Oscar dringend, dass er dieses Glück nicht auch erwarten kann.
Weil Sie vier Kilo Haschisch schmuggeln wollten, wurden Sie in Indien mal zu zwei Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Als ein Wärter Sie aufforderte, seinen Penis in den Mund zu nehmen, sagten Sie: "Wenn du darauf bestehst, lutsch ich dir dein Ding, aber du wirst danach keine Freude mehr mit ihm haben, weil ich dir deinen verdammten Schwanz abbeißen werde. Und sobald ich ihn ausgespuckt habe, werde ich dir die Kehle durchbeißen." Ein Bluff?
Das war bitterernst gemeint. Es war so demütigend und abartig ekelig, dass ich mir seither vorstellen kann, wie das für Frauen ist, wenn sie vergewaltigt werden. Ich bestand nur noch aus Angst und Hass und dem Wunsch, mich an diesem Mann zu rächen. Mir war völlig wurscht, wie der dann auf mich einschlägt. Ich war felsenfest überzeugt: Wenn ich dessen Schwanz in den Mund nehmen muss, dann werde ich ihn abbeißen! Ob ich ihm auch noch die Kehle durchgebissen hätte, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hätte ich so lange kotzen müssen, dass ich dazu gar nicht gekommen wäre. Aber in jedem Fall wäre der Mann erst mal beschäftigt gewesen.
Ihr Sohn heißt Oscar, weil Sie - während Katja Flint im dritten Monat schwanger war - in einer Kneipe sagten: "Ich wette um 1000 Mark, dass ich in den nächsten zwei Jahren zu meinem Bundesfilmpreis auch noch einen Oscar bekomme." Weiß Ihr Sohn, dass sein Name das Ergebnis dieser Wette ist?
Oscar mag seinen Namen - und das ist die Hauptsache.
Kommt er nach Ihnen?
Gott sei Dank sieht es so aus, als hätte er nur meine guten Seiten geerbt. Als er sechs war, habe ich ihn schon mal mit in die Kneipe genommen. Da hat er beim Knobeln rechnen gelernt. Als er in die Pubertät kam, habe ich ihm gesagt, er kriegt von mir ein Auto, wenn er bis 18 nicht raucht. Das hat er eingehalten. Er trinkt nicht und möchte auch kein Schauspieler werden, obwohl seine Mutter ja nun auch Schauspielerin ist. Er ist also ein erfreulich normales Kind, auch wenn er sehr introvertiert ist und ungern aus sich rausgeht. Ich hoffe, das ändert sich noch.
Ihr Buch vermittelt den Eindruck, dass Ihnen Ihre Schauspielerei lange ziemlich egal war.
Ich habe in ungefähr 150 Filmen mitgespielt. Von vielen wusste ich schon vorher, dass sie Scheiße werden, aber ich wollte eben mal ein Land wie Ghana oder Costa Rica besuchen. Im Flugzeug fragte man dann einen Kollegen: "Sag mal, wie ist denn überhaupt das Drehbuch?" Dann sagte der: "Keine Ahnung. Ich dachte, wenigstens du hättest es gelesen." Das würde ich heute nicht mehr machen, weil ich fast alle Länder gesehen habe und bemüht bin, diese ganz schlimmen Filme nicht mehr zu machen.
Sie waren ein aufsässiger Schulversager. Wie kam es, dass Sie ausgerechnet in der Theater-AG Ehrgeiz entwickelten?
Außer im Sport hatte ich immer saumiserable Noten und musste siebenmal die Schule wechseln. Beim Theaterspielen fühlte ich das erste Mal, dass ich wirklich etwas konnte. Ich bekam einen Preis, und mein Vater war stolz, dass die Leute im Dorf über mich tuschelten.
Haben Sie heute noch Freunde aus Ihren Kampfzeiten?
Ich habe einige Organe ausgetauscht, aber nicht das komplette Blut. Bei vielen Freunden muss ich mir eingestehen, dass man sich nur über den Alkohol definiert hat. Es war nicht so, dass wir uns jeden Abend zugeballert und dann blöde angestiert haben, aber gewisse Dinge sind ohne Alkohol eben nicht zu machen. Trinker bilden oft eine Zweckgemeinschaft. Es tut einem einfach gut, einen Gleichgesinnten zu haben, mit dem man rund um die Uhr saufen kann und der einen morgens wieder aufbaut.
Hören Sie heute Klagen, dass Sie nicht mehr so lustig seien wie früher?
Es gibt wenige, die mir das sagen - aber sehr, sehr viele, die denken: "Mit dem Heiner kannste ja nichts mehr anfangen!" Der Idealweg liegt vermutlich wieder mal in der Mitte. Wie Nietzsche schon gesagt hat: "Bleib nicht auf ebenem Feld, steig nicht zu hoch hinaus, am schönsten sieht die Welt von halber Höhe aus."
Sie haben eine dreijährige Tochter und spielen viel Golf. Entdecken Sie heute an sich Züge eines Pantoffelhelden?
Wäre ich höchstgradig ehrlich, würde ich jetzt ja sagen. Neulich haben wir unser Haus umgebaut. Da kam ein Handwerker zu mir und fragte: "Wo ist die Chefin?" Da war ich etwas vor den Kopf gestoßen.
Der französische Marschall Pétain wurde einmal gefragt, warum er keine Memoiren schreibe.
Seine Antwort war: "Wieso? Ich habe doch nichts zu verbergen." Es stimmt, einige Sachen habe ich ausgelassen, schon aus Platzgründen.
Zum Beispiel das Verprügeln eines "Bunte"-Fotografen oder Ihr öffentliches Pinkeln.
Das waren beides sehr logische Situationen. Ich hatte eine Freundin dabei und bin von diesem Fotografen permanent geknipst worden. Als ich ihn bat, aufzuhören, sagte er: "Nö, wieso? Du bist doch dafür da, dass du geknipst wirst." Was soll ich dem da lange mit dem Rechtsanwalt drohen? Also habe ich ihm eine geknallt. Das mit dem Pinkeln war in einer Diskothek, in der ich ein und aus ging. Die wollten einen Freund nicht reinlassen, mit dem ich da war. Da habe ich dann an die Theke gepinkelt. Auf die Frage, warum ich das mache, habe ich gesagt: "Ein Laden, wo ich Stammgast bin und mein Freund nicht reinkommt, ist für mich eben eine Pissbude!"
Sie beschließen Ihre Memoiren mit einer herzwärmenden Liebeserklärung an Ihre zweite Frau Viktoria, die Sie vor sechs Jahren kennen gelernt haben. Wie hat Sie auf die Enthüllungen in Ihrem Buch reagiert?
Viktoria hat das Buch erst gelesen, als es fertig war. Sie hatte Schiss vor dem, was sie noch nicht kannte. Beim Lesen lag sie meistens neben mir im Bett. Das eine oder andere Mal hat sie schon die Nase gerümpft oder mich in die Rippen getreten.