Flugzeugunglück in San Francisco Warum so viele Passagiere Flug 214 überlebten

  • von Alexander Sturm
Bei einer Bruchlandung in San Francisco brannte eine Boeing 777 fast völlig aus, trotzdem endete das Unglück glimpflich: Dank einer schnellen Evakuierung - und dem beherzten Eingreifen der Piloten.

Als am Samstagvormittag Flug 214 der südkoreanischen Airline Asiana in San Fransciso zum Landeanflug ansetzt, fliegt die Boeing 777 nicht nur viel zu tief, sondern auch zu langsam. Bei weitem erreicht sie die üblichen 253 Stundenkilometer nicht. 1,5 Sekunden vor dem Aufprall versucht der Pilot noch, die Landung abzubrechen und durchzustarten - vergebens: Mit dem Heck prallt die Boeing gegen eine Flughafenmauer, wie auf einem Amateurvideo zu sehen ist.

Die Maschine schleudert über die Rollbahn, Fahrwerk, Heck und ein Großteil des Daches reißen ab, das Flugzeug brennt fast völlig aus. Trotzdem überleben 305 von 307 Insassen, wenn auch viele schwerverletzt. "Es hat eine Reihe von Wundern gegeben, dass so viele Menschen überlebt haben", sagte Ed Lee, Bürgermeister von San Francisco. Doch wie lässt sich der glimpfliche Ausgang erklären?

300 Menschen binnen 90 Sekunden draußen

Eine Ursache liegt in der Bauweise und den strengen Sicherheitsvorschriften von Verkehrsflugzeugen: Wie eine Sprecherin des Luftfahrtbundesamts im Gespräch mit stern.de erklärte, sind alle Passagiermaschinen so konstruiert, dass sie innerhalb von 90 Sekunden komplett evakuiert werden können. "Selbst wenn einige Türen unbenutzbar sind, müssen binnen 90 Sekunden alle Menschen über Notrutschen das Flugzeug verlassen können." Werde diese 90-Sekunden-Regelung nicht eingehalten, bekomme das Flugzeug erst gar keine Zulassung. Damit werde auch die Maximalzahl der Passagiere und der Abstand der Sitze geregelt.

Bei dem Unglücksflug in San Francisco hat die Räumung offenbar sehr gut funktioniert. Obwohl eine Seite des Flugzeugs stark beschädigt und dort eine Evakuierung kaum möglich war, gelang es den Passagieren zu fliehen, bevor sich das Feuer ausbreitete.

Laut Luftfahrtbundesamt müssen Passagiere in solchen Notfällen unbedingt den Anweisungen des Piloten und der Besatzung Folge leisten, um die Evakuierung nicht zu behindern. Dazu gehöre es, unbedingt alle Gepäckstücke zurückzulassen und so schnell wie möglich das Flugzeug zu verlassen. "Der Pilot hat in solchen Notfällen die Verantwortung, aber auch die absolute Kommandogewalt über das Flugzeug."

Piloten rissen Flugzeug in letzter Sekunde hoch

Dass bei Flug 214 nicht mehr Menschen ums Leben kamen, ist wohl auch dem beherzten Eingreifen der Piloten zu verdanken, die in letzter Sekunde Gas gaben. Zwar hätte die Boeing niemals so niedrig auf die Landebahn zusteuern dürfen, wie der Luftfahrtexperte Jim Tilmond dem US-Nachrichtensender CNN sagte. Doch mit dem Versuch, die Landung abzubrechen, haben die Piloten offenbar zumindest dann richtig gehandelt: Wie der Passagier Eliott Stone berichtete, sei das Flugzeug in sehr steilem Winkel auf die Landebahn zugeflogen, bevor das es noch einmal durchstartete. "Das dürfte einigen Passagieren das Leben gerettet haben." Ein anderer berichtete, dass die Flughafenmauer, die die Boeing schließlich streifte, zuvor auf Augenhöhe gewesen sei.

Luftfahrtexperte Tilmon attestierte den Piloten gegenüber CNN nach dem Aufprall außerdem ein "anständiges Maß an Können". Schließlich hätten sie verhindert, dass das auf der Landebahn schlitternde Flugzeug sich überschlug. "Oh mein Gott - wenn das passiert wäre, stünden wir heute ganz sicher vor einer ganz anderen Lage".

Mit Reuters

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