Komapatienten Das Gehirn heilt sich selbst

Auch nach jahrelangem Koma lernen einige Komapatienten wieder sprechen und laufen. Forscher haben nun den Grund dafür entdeckt: Das Gehirn bildet gestörte Verbindungen zwischen den Nervenzellen neu.

Zerstörte Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn können sich besser erneuern als gedacht. Das hat ein Forscherteam aus den USA und Neuseeland entdeckt, als es die Gehirnfunktionen eines Patienten untersuchte, der 19 Jahre lang im Koma gelegen hatte und anschließend wieder sprechen lernte. Die meisten Wissenschaftler gingen bisher davon aus, dass sich das Gehirn nur in den ersten Tagen oder Wochen nach einer Verletzung wieder erholen könne.

Die Erkenntnisse zeigen nun, wie wichtig die langjährige Pflege von Komapatienten sei, schreiben Henning Voss von der Cornell-Universität in Ithaca und seine Kollegen in der Fachzeitschrift "The Journal of Clinical Investigation".

Sprechen und laufen - nach 19 Jahren Koma

Terry Wallis war 2003 im Jahr 2003 aus dem so genannten minimalen Bewusstseinszustand (MCS) erwacht, 19 Jahre nachdem er sich bei einem Unfall schwere Hirnverletzungen zugezogen hatte. MCS ist eine Form des Komas, bei der sich die Patienten eher im Wachzustand befinden als im Koma, aber nicht in der Lage sind zu sprechen oder sich zu bewegen. Nachdem Wallis jedoch aus seinem Zustand erwacht war, konnte er dies wieder - weshalb, war für die Forscher ein Rätsel.

Henning Voss und seine Mitarbeiter verglichen nun in ihrer Arbeit Wallis Gehirn mit dem eines anderen MCS-Patienten, dessen Zustand sich während sechs Jahren nicht verbessert hatte. Als Kontrolle untersuchten sie die Gehirne von 20 gesunden Probanden.

Die Forscher stellten fest, dass im Gehirn von Wallis der Stoffwechsel der so genannten weißen Substanz zwar nicht so stark angeregt war wie bei gesunden Personen, aber doch deutlich stärker als bei anderen MCS-Patienten. Die weiße Substanz besteht hauptsächlich aus Nervenfasern, die Zellen verschiedener Hirnteile miteinander verbinden. Daher folgern die Wissenschafter, dass die Nervenzellen in Wallis Gehirn ihre Verbindungen teilweise wieder aufbauen konnten. Dies habe es ihm schließlich ermöglicht, wieder zu sprechen und sich zu bewegen.

Es lohnt sich, Komapatienten jahrelang zu pflegen

Die Regeneration der Nervenzellen im Gehirn könne aufgrund der neuen Erkenntnisse weder beschleunigt noch unterstützt werden, betonen die Wissenschafter. Ihre Arbeit zeige aber, dass es wichtig sei, Komapatienten auch über Jahre hinweg zu pflegen und zu therapieren. Die Forscher wissen nicht, wie stark sich das Gehirn von Wallis regeneriert hat oder ob künftig noch mit einer Verbesserung zu rechnen ist. Eine vollständige Genesung ist laut den Fachleuten aber unwahrscheinlich.

DDP
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