BMW 645i Sänfte mit Sportlerqualitäten

Die Verkaufsstrategen griffen diesmal besonders tief in die Sprüchekiste. Heraus kamen wundersame Erkenntnisse wie "Ab sofort gehen Sonne und Garage gleichzeitig auf".

Die Verkaufsstrategen griffen diesmal besonders tief in die Sprüchekiste. Heraus kamen wundersame Erkenntnisse wie "Ab sofort gehen Sonne und Garage gleichzeitig auf". Sogar romantische Tiefbohrungen waren dabei wie: "Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick ??" Oder fundamentale Aha-Effekte wie: "Von manchen Dingen kann man einfach nicht genug bekommen."

Technische Daten

Motor
V8 mit 4,4 Liter Hubraum und 333 PS

Fahrleistung


0-100 km/h: 5,6 Sekunden; Spitze: 250 km/h

Verbrauch


12,8 Liter Superplus auf 100 Kilometer

Preis


ab 80 000 Euro

Das alles für ein Auto. Natürlich nicht für irgendeine Blechschüssel, sondern für das BMW 645i Cabrio. Die Münchner Marketing-Spezis nennen es ein Fahrzeug für Leute, "die sich auch sonst mit Dingen umgeben, die ohne Zweifel das Leben schöner und erlebnisreicher gestalten". Keine Frage, dazu taugt der Achtzylinder-Motor mit 4,4 Liter Hubraum und 333 PS vorzüglich. Knackiger und präziser als seine Werbetexter brachte BMW-Entwicklungsvorstand Burkhard Göschel die Sache auf den Punkt: "Das ist herrschaftliches Fahren."

Stimmt. Wenngleich das Faltverdeck auf den ersten Blick einen dürftigen Eindruck hinterlässt. Faltverdeck? In der 80 000-Euro-Klasse? Wo ein metallenes Klappdach schon bei Kleinwagen zum Standard gehört? Aber leider ist der knickende Stahlbau inzwischen bei den Erzrivalen in Stuttgart eine Art Markenzeichen für Cabrios und Roadster mit Stern geworden. Und damit für die BMW-Oberen tabu. Die hatten mal entschieden, ihre Autos nur dann mit dem Klappdach zu krönen, wenn sie es besser hinkriegen als die Stuttgarter.

Bis es so weit ist, preisen die Münchner die Vorzüge des Stoffverdecks. Es drücke weniger aufs Gewicht und verschlinge, zurückgeklappt, weniger Stauraum im Gepäckabteil. Außerdem mache nur die weiche Kapuze eine Weltpremiere möglich bei Cabrios, nämlich die so genannte Finnen-Bauweise. Stoff und Heckscheibe bilden keine gemeinsame Dachschräge mehr. Stattdessen steht die Scheibe senkrecht zwischen den schmalen und langen seitlichen Ausläufern des Daches. Die erinnern mit viel Fantasie an die Rückenflossen von Haien und Walen, die unter Experten Finnen heißen.

Dadurch wird die Heckscheibe bei geschlossenem Verdeck voll versenkbar, wodurch der "Innenraum effektiv und absolut zugfrei entlüftet werden kann". BMW ist stolz drauf; Hauptsache: eine Weltpremiere. Bei offenem Dach hingegen kann die Scheibe als Windschott hinter der zweiten Sitzreihe hochgefahren werden. Selbstverständlich auf Knopfdruck und elektrisch angetrieben. Das ist schon sinnvoller. Theoretisch jedenfalls. Praktisch kann die durchsichtige Sturmvorsorge allerdings in einem 2+2-Sitzer kaum ein stilles Plätzchen im Fahrtwind bringen. Liegt einfach zu weit hinten.

Weit vorne aber liegt das BMW 645er-Cabrio im Fahrspaß trotzdem. Bei Laufkultur und Durchzugskraft kann selbst der eine oder andere reinrassige Sportwagen nicht mithalten. Bei der präzisen Kurventechnik auch nicht. Da geht es ohne spürbare Seitenneigung und ohne Komforteinbußen noch mächtig zur Sache, wo andere Fahrmaschinen längst hippelig den letzten Nerv geraubt hätten. Das Fachblatt "auto, motor und sport" attestierte dem 6er BMW sogar, in Kurven dem "Porsche 911 problemlos gewachsen zu sein". Das liegt vor allem an der (aufpreispflichtigen) Aktivlenkung, die einen tollen Trick drauf hat. Bis etwa 120 Sachen schaltet eine Elektronik automatisch auf direkte Übersetzung. Damit entfällt die übliche Kurbelei in Kurven. Weniger als zwei Lenkradumdrehungen reichen für den Radeinschlag von ganz links nach ganz rechts. BMW-Vorstand Burkhard Göschel beschreibt die einzigartige Lenkung so: "Das ist wie Gotthard-Pass ohne Umgreifen."

Peter Weyer

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