Fahrbericht Der neue A4: weniger Verbrauch, aber außen blass

Audi verabschiedet sich vom Trend der Mini-Motörchen. Der zwei Liter große B-Zyklus-Motor kombiniert mehr Hubraum und mehr Leistung mit weniger Verbrauch. Optisch ist der A4 dagegen kein großer Wurf.

Optisch ist der neue Audi A4, ab November auf dem Markt, seinem Vorgänger wie aus dem Gesicht geschnitten. Das war dann doch etwas zu viel Kontinuität: Der bisherige Chefzeichner Wolfgang Egger wurde in die norditalienische Designlandschaft verbannt. Der Nachfolger heißt Marc Lichte, kam mit Golfes-Ehren dekoriert von Volkswagen aus Wolfsburg und hat mit der Kreation des A4 allerdings nichts zu tun.

Optisch bietet der neue A4 also keine neuen Ansichten. Der noch unter Egger entstandene 4,73 Meter lange Audi A4 soll sich in erster Linie BMW 3er und Mercedes C-Klasse zur Brust nehmen. So blass sein Außendesign auch ist, so viel hat sich im Innern und bei der Technik getan. Zum Beispiel haben Limousine und Avant um bis zu 120 Kilogramm abgespeckt, was sich nicht erst im fahrdynamischen Grenzbereich bemerkbar macht. Mehr Sicherheit, beeindruckender Komfort und ein Motorenportfolio, das nicht nur in München für Stirnfalten sorgen dürfte.

Hubraum ist wieder in

Mehr als BMW bekennt sich Audi zu mehr Hubraum und einem Plus an Zylindern. Besonders schmerzhaft ist die Leistungsspitze des neuen Audi A4 3.0 TDI, der in seiner kleinsten Sechszylinder-Ausbaustufe 160 kW / 218 PS und 540 Nm leistet und mit einem Normverbrauch von unter fünf Litern die leistungsähnlichen Konkurrenz-Vierzylinder lächerlich macht. Denn die ganze Idee des Downsizing der Motoren beruht auf dem Versprechen, mit den kleineren Motoren geringere Verbräuche zu ermöglichen. Über den Fahrprogrammschalter lassen sich nicht nur Lenkung, Gaspedalkennlinie und Motorelektronik, sondern auf Wunsch auch die elektronischen Dämpfer ansteuern. Der A4 fährt sich kompakter, leichter als bisher ohne besonders aufzufallen.

Motoren wachsen 

Die Grenzen des Downsizing scheinen erreicht und selbst die technikgetriebenen deutschen Hersteller fahren langsam auf den Pfad der Größe zurück. Bestes Beispiel ist der neu entwickelte Zweiliter-Benziner im Audi A4, der im November zu den Händlern rollt. Aus einem ehemals 1,8 Liter großen Turbovierzylinder mit 180 PS wurde nunmehr ein zwei Liter großes Triebwerk mit 140 kW / 190 PS und einem Normverbrauch, der selbst die kleinen Hightech-Dreizylinder von BMW müde dastehen lässt. Der zugegeben recht kernige Klang bringt unter dem Strich eine hoch effiziente Verbrennung und einen Normverbrauch von 4,8 Litern auf 100 Kilometer - beeindruckend wenig für einen Benziner in einem Mittelklassemodell, der mit seinen 190 PS und 320 Nm maximalem Drehmoment allemal Laune macht und locker Tempo 240 schafft. 0 auf Tempo 100: 7,3 Sekunden.

Motorenrevolution im VW-Konzern

Der neue Ultra-Motor ohne Hang zur übertriebenen Enthaltsamkeit wurde in den vergangenen Jahren von einem Entwicklerteam rund um den Ingolstädter Motorenpapst Dr. Ralf Budack entwickelt und wird nach seiner Premiere im A4 in verschiedenen Triebwerken des VW-Konzerns - auch mit sechs und acht Zylindern - eingesetzt. "Wir haben vor fünf Jahren mit der Entwicklung dieses Triebwerks begonnen", erzählt Audi-Antriebsentwickler Dr. Thomas Heiduk, "der Motor hatte bei uns intern die Bezeichnung B-Zyklus, nach dem Entwickler Budack." Das Hubraumplus von 200 Kubikzentimetern im Vergleich zum Vorgänger wurde nicht komplett zur Leistungssteigerung, sondern für eine effizientere Verbrennung verwandt. "Unsere Hubkurve wird geschaltet und das Ansaugvolumen von 1,4 Litern stark aufgeladen", versucht Dr. Thomas Heiduk zu erklären, was die Kunden des A4 mit einem Schulterzucken quittieren werden und auch die Verdichtung von 11,6:1 statt der üblichen 9,6:1 dürften nur wenige verstehen. Einprägsamer als Funktionsweise und der Name des B-Zyklus-Motors, dass der Vierzylinder einen höheren Wirkungsgrad hat und so sechs bis sieben Gramm CO2 eingespart werden. Einen Plug-In-Hybriden lässt Audi aufgrund der erwartet geringen Nachfrage außen vor und bringt diesen zunächst nur im ab Herbst 2016 in Mexiko produzierten Audi Q5 auf gleicher Plattform.

Komfortzuwachs im Innenraum

So wenig sich der Audi A4 von außen verändert hat, so viel hat sich im Innern bewegt. Die Sitze bieten besonders in der Sportkonfiguration exzellenten Langstreckenkomfort, der sich durch Belederung, Heizung und Belüftung noch deutlich toppen lässt. Überhaupt hat sich der Konkurrent von BMW 3er, Jaguar XE und Mercedes C-Klasse kräftig in den höheren Fahrzeugklassen bedient: Fahrerassistenzsysteme wohin das Auge reicht, geräuschisolierendes Dämmglas, beheizte Frontscheibe, Drei-Zonen-Klimaautomatik, animierte Instrumente und Vernetzung inklusiv WLan-Funkwabe lassen keine Wünsche offen. Das hat seinen Preis, denn für knapp 30.000 Euro gibt es wie bisher nur das Basisprogramm des Audi A4 1.4 TSI mit 150 PS und 210 km/h Höchstgeschwindigkeit einschließlich wertiger Materialien und einer Grundversorgung an Komfort und Sicherheit.

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