1281 Menschen verloren in den ersten sechs Monaten des Jahres ihr Leben bei Unfällen auf den Straßen – von der "Vision Zero", also dem Ziel, diese Zahl auf null zu bringen, ist Deutschland nach wie vor weit entfernt.
Und dennoch: Die aktuellen Daten des Statistischen Bundesamt geben ein wenig Hoffnung. Nie zuvor seit der Deutschen Wiedervereinigung sind so wenig Menschen bei Verkehrsunfällen im Land gestorben. Im vergangenen Jahr waren es beispielsweise zwischen Januar und Juni 195 mehr. Auch die Zahl der Verletzten befindet sich demnach auf dem tiefsten Stand seit 1990: knapp 148.100, etwa 19 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Geringes Verkehrsaufkommen durch Coronavirus
Die vergleichsweise niedrigen Zahlen dürften auch damit zusammenhängen, dass insgesamt nur rund 1,1 Millionen Unfälle, die meisten davon nur mit Sachschäden, registriert wurden – 18,3 Prozent weniger als noch im ersten Halbjahr 2019. Als Begründung für diesen Rückgang nennen die Statistiker "das durch die Corona-Pandemie bedingte geringe Verkehrsaufkommen".
In den ersten sechs Monaten des Jahres krachte es im Durchschnitt alle 15 Sekunden auf deutschen Straßen, im gesamten vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei rund zwölf Sekunden.
In ganz 2019 starben 3046 Menschen bei Verkehrsunfällen – jedes siebte Todesopfer war ein Radfahrer oder eine Radfahrerin (445). Hauptursache bei Pesonenschäden blieb Raserei, aber auch Fahren unter Alkoholeinfluss oder zu geringer Abstand fanden sich auf den vorderen Plätzen.
Die penible Erfassung der Unfallursachen soll helfen, Konsequenzen zu ziehen und so die Zahl der Verkehrsopfer weiter zu verringern. So sank die Zahl der Unfalltoten etwa nach der Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen, nach Einführung der Gurtpflicht oder nach der Senkung der Promillegrenze.
Ebenso penibel wie die Ursachen von Verkehrsunfällen werden die Orte dokumentiert, an denen es kracht – um auch aus den Unfallschwerpunkten Schlüsse zu ziehen: Fehlt es irgendwo an Tempo-30-Zonen? Ist eine Kreuzung unübersichtlich? Müsste ein Überholverbot gelten? Oder muss die Polizei häufiger kontrollieren?
Aus den gewonnenen Daten hat das Statistische Bundesamt kürzlich den Unfallatlas 2019 erstellt, in dem fast alle bundesdeutschen Verkehrsunfälle mit Verletzten oder Toten des vergangenen Jahres eingetragen sind; lediglich aus Mecklenburg-Vorpommern konnten die Daten noch nicht eingepflegt werden, weil die Polizei dort die Geoinformationen von Unfällen noch nicht flächendeckend aufnimmt. Unfälle, bei denen nur Sachschaden entstand, werden im Unfallatlas nicht dargestellt.
Unfallatlas 2019: Wie oft kracht es vor Ihrer Haustür?
Auf der interaktiven Karte können Sie adressgenau sehen, ob es bei Ihnen vor der Haustür einen Unfallschwerpunkt gibt oder ob ihre Kinder auf dem Weg zur Schule an besonders gefährlichen Orten entlang müssen. Nicht zuletzt können die Daten eine Argumentationshilfe bei den Behörden sein, wenn es zum Beispiel um den Bau einer Ampel, die Einrichtung einer Tempo-30-Zone oder mehr Geschwindigkeitskontrollen geht.
Hinweise zur Benutzung: Über das Menü oben links können Sie die Anzeige filtern, etwa nach Unfällen mit Beteiligung von Fahrrädern oder nach Unfällen mit Getöteten. Oben rechts können Sie nach Ihrer Adresse suchen, alternativ können Sie auch durch die Verwendung des Plus-Buttons und Verschieben der Karte Ihren gewünschten Ort betrachten. Zur Nutzung muss Javascript aktiviert sein. Bei Problemen mit der Darstellung können Sie den Unfallatlas 2019 auch direkt beim Statistischen Bundesamt aufrufen.
Quellen: Statistisches Bundesamt (1), Statistisches Bundesamt (2), Statistisches Bundesamt (3), Statistisches Bundesamt (4), Nachrichtenagentur DPA