Rasend schnell blinken die kleinen grellen Lämpchen auf dem Digital-Display im Cockpit hintereinander auf, fünf an der Zahl, erst zwei grüne, dann gelb, danach zweimal knallrot. Jetzt unbedingt schalten. Zu spät, donnernde Salven, die einem Maschinengewehr bei Dauerfeuer ähneln, betäuben die unter den engen Rennhelm gezwängten Ohren. Ab 6800 U/Min brennt der Drehzahlbegrenzer unweigerlich ein schallendes Feuerwerk ab, dass jeden Piloten unvermindert zum Ganghebel greifen lässt. Die hellrot strahlende Ziffer in der Mitte des Rennsport-Display weißt auf die höchste Fahrstufe hin. Sechster Gang. Ready for take off. Mit über 200 km/h fliegt die erste Kurve entgegen. Schnell auf die Bremse, brachial verzögert der Bolide und versucht den in die enge Rennschale festgezurrten Piloten aus dem Sitz zu pressen. Dank Servolenkung spielend einlenken und am Scheitelpunkt der Kurve geht’s dann wieder voll aufs Gas. Wie auf Schienen kleben die profillosen Pneus das Renngefährt auf dem Asphalt. Weiter geht die Kurvenjagd.
Technische Daten
Motor: Reihen-Vierzylinder mit FSI-Direkteinspritzung
Hubraum: 1984 ccm
Leistung: 110 kw (150 PS) bei 6000 U/min
Drehmoment: 200 Nm bei 3500 U/min
Leergewicht: 1060 kg
Getriebe: Frontantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe, Differenzialsperre
Kupplung: Hydraulisch betätigte Sintermetall-Renn-Kupplung
Fahrwerk: H&R-Gewinde-Fahrwerk, Dämpfer in Zug- und Druckstufe auf Renneinsatz abgestimmt
Bremsen: Rennsport-ABS, Zweikolben-Faustsattel-Scheibenbremsen vorne, innenbelüftet; Einkolben-Faustsattel-Scheibenbremsen hinten
Räder: RH-Alurad-Leichtmetallfelgen, 7,5 x 17 Zoll ET43
Reifen: Dunlop 200/605-17 (Slick- und Regenreifen)
Mehr Informationen zum Volkswagen Polo Cup unter: www.volkswagen-motorsport.com
Macht definitiv süchtig
Dieser Polo macht definitiv süchtig. Wie bitte? Polo – Volkswagen Polo. Der Zweitwagen? Das Einkaufsvehikel für die Gattin? Irren ist menschlich und Vorurteile müssen wiederlegt werden. Spätestens mit dem Renn-Polo aus dem ADAC Volkswagen Polo Cup machen die Wolfsburger die bösen Zungen mundtot.
Unter der Motorhaube des seriennahen Rennwagens schuftet ein für den Renneinsatz leicht modifiziertes 150 PS starkes Zweiliter-Vierzylindertriebwerk mit FSI-Benzindirekteinspritzung. Dank einer wahren Diätkur und einem Leergewicht von 1060 Kilogramm wird der Renn-Polo beim Tritt aufs Gaspedal ordentlich nach vorne geschoben. Schlankheit hat seinen Preis. Im Innenraum des Rennzwerges hat nur Platz, was wirklich Sinn macht. Komfort – Fehlanzeige. Rücksitzbank und Kunststoffverkleidungen wichen einem Sicherheitskäfig aus stabilen Streben sowie einer Bordfeuerlöschanlage, die dafür sorgt, dass jedes noch so hitzige Duell glimpflich abläuft. Der enge Rennschalensitz passt wie eine zweite Haut und bietet neben extremen Seitenhalt dank gepolsterten Kopfprotektoren ausreichend Schutz für den Kopf des Piloten. Als einzige Serienteile im Innenraum stechen das Sportlenkrad aus Leder, der Ganghebel und das Armaturenbrett ins Auge des Betrachters. Den zielgerichteten Blick auf Tachometer und Drehzahlmesser verhindert dabei jedoch ein digitales Renn-Display, dass neben einer Ganganzeige sowie Schaltlampen auch Rundenzeiten anzeigt. Ein modernes Datenaufzeichnungssystem ermöglicht nach dem heißen Ritt eine detaillierte Analyse über Brems-, Schalt- und Einlenkpunkte. Die Formel 1 lässt grüßen.
Die Renncockpits sind rar
Seit 2004 gehört die Nachwuchsrennserie mit den agilen einheitlichen Mini-Tourenwagen zu eine der professionellsten Talentschmieden für den internationalen Tourenwagen-Rennnachwuchs. "Identische Fahrzeuge und der Tausch der Autos unter den Fahrern garantieren größtmögliche Chancengleichheit", unterstreicht Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen das Konzept der Rennserie, die dafür sorgt, dass sich gerade Talente und nicht nur Fahrer mit dem größten Geldbeutel durchsetzen können. Doch die Startplätze im Förderprogramm sind rar. Nur 22 Renncockpits werden pro Saison an Nachwuchsfahrer zwischen 16 und 24 Jahren vergeben. Wer in die Tourenwagenschule will muss zum Casting. Aus über 50 Bewerbern werden die Besten in unterschiedlichen Sichtungen ausgesiebt. Auf dem Stundenplan steht jedoch nicht nur die Ideallinie und der richtige Bremspunkt. "Neben der Rennstrecke wird der Motorsport-Nachwuchs auch in weiteren Bereichen, wie z.B. Medientraining, dem richtige Fitness-Programm und bei der Suche nach Sponsoren geschult", erläutert Ex-Rennfahrer und Motorsport-Chef Nissen das Programm der Nachwuchs-Schumis.
Trostpflaster für alle ohne Cup-Cockpit
Seit kurzem bieten die Wolfsburger Autobauer ein attraktives "rollendes Trostpflaster" für diejenigen an, die nicht am Volkswagen Polo Cup teilnehmen können. Der neueste Spross der Polo-Familie bringt das Racefeeling von der Rennstrecke mit auf die Straße. Der Polo GTI Cup Edition ähnelt optisch der Rennversion. Die tiefgezogene Front- und Heckschürze wurde fast unverändert von den Cup-Rennern übernommen. Mit seinem turbogeladenen 1.8 Liter-Vierzylinder übertrumpft er leistungsmäßig seinen Cup-Bruder sogar – 180 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 225 Kilometern pro Stunde machen die "Cup Edition" zum stärksten Polo aller Zeiten. Mit 22.425 Euro Basispreis für einen Kleinwagen wird jedoch auch das schnelle Trostpflaster für die Straße etwas schmerzen.