Auch wenn Tesla-Chef Elon Musk seit Jahren sicher ist, dass vollautonomes Fahren nur noch einen Steinwurf entfernt ist, so ist es aktuell noch nicht ganz so weit. Und selbst wenn ein Tesla mit der aktuellen Version der "Full Self Driving"-Software in der Lage ist, lange Fahrten weitgehend ohne Hilfe zu absolvieren, muss der Fahrer aufmerksam bleiben, das Lenkrad in regelmäßigen Abständen berühren und nach vorne schauen. Bei Verstößen macht das Auto akustisch auf sich aufmerksam. Unter Tesla-Fahrenden heißt das "Nagging", zu Deutsch "nörgeln" – und es ist verhasst.
"Elon Mode" ohne Genörgel
Ein Tesla-Hacker, der sich selbst "Green" nennt, will einen versteckten Modus entdeckt haben, der das Genörgel beendet. Er nennt ihn "Elon Mode", bleibt aber einen Beweis schuldig, dass dieser wirklich so heißt. "The Verge" beschreibt "Green" als jemanden, der bereits in der Vergangenheit geheime Funktionen und Neuerungen bei Tesla-Fahrzeugen gefunden hat, bevor der Hersteller offiziell darüber sprach.
Von der Nutzung des "Elon Mode" machte der Software-Experte ein längeres Video. Darin ist zu sehen, dass das Auto ihn über eine längere Strecke mit Warnungen und Hinweisen verschont und eigenständig den Highway abspult.
Der "Elon Mode" ist das krasse Gegenteil zu dem, was Tesla eigentlich von Fahrenden verlangt. Denn der Hersteller ist gesetzlich dazu verpflichtet, die Aufmerksamkeit zu prüfen und dafür zu sorgen, dass am Steuer nicht etwa geschlafen wird – wie es in der Vergangenheit bereits mehrfach passiert ist. Tesla geht bei der normalen Fahrzeugeinstellung sogar soweit, dass das aufpreispflichtige Extra (15.000 US-Dollar) abgeschaltet wird, wenn man die Warnungen zu oft ignoriert.
Da das Überwachungssystem aber offenbar nicht vollkommen ausgereift ist und beispielsweise auch dann warnt, wenn die Person hinter dem Lenkrad eine Schirmkappe trägt, empfinden es viele als aufdringlich und störend.
Es ist kein Geheimnis, dass Tesla daran arbeitet, die Hinweise für Fahrende zu stoppen. Bereits im Dezember vergangenen Jahres kündigte Musk an, die Forderungen nach Aufmerksamkeit abschalten zu wollen. Es ist also durchaus möglich, dass ein solcher Modus intern getestet wird – und vielleicht derzeit nicht für alle Fahrzeuge verfügbar ist.
Aus den Twitter-Beiträgen des Hackers geht hervor, dass er den Modus offenbar bei einer Art Firmenfahrzeug des Unternehmens entdeckte.
"Full Self Driving" weiterhin fehlerhaft
Für die breite Masse scheint sich "Full Self Driving" im "Elon Mode" ohnehin nicht zu eignen. "Green" beschreibt, dass sein Auto unnötig oft die Spur gewechselt habe, zeitweise trotz freier Bahn nicht überholt habe und bei Baustellenschildern vollkommen verwirrt gewesen sei.
Derartiges Verhalten beschreiben auch viele Berichte, die immer wieder die Unfallgefahr eines autonomen Teslas in bestimmten Situationen hervorheben. Zuletzt veröffentlichte die "Washington Post" einen ausführlichen Artikel darüber, dass die Unfallzahlen in Verbindung mit den Assistenzsystemen recht hoch sei. Das bestätigte auch ein Journalist des "New York Times Magazine", der bei mehreren Teslas mit der Software als Beifahrer brenzlige Situationen erlebte, die eindeutig auf Fehlfunktionen zurückzuführen waren.
Hinzu kommen laufende Ermittlungen der amerikanischen Verkehrsbehörde NHTSA, die sich derzeit mit Unfällen befasst, welche im Zusammenhang mit dem Autopiloten stehen sollen. Als Musk im Dezember erstmals ankündigte, die Kontrollmechanismen abschalten zu wollen, klopften die Ermittler unmittelbar bei Tesla an, wie "Reuters" berichtete.
Immerhin: "Green" erklärt, dass seine Methode, den "Elon Mode" freizuschalten, sehr kompliziert sei. Es dürfte daher nahezu ausgeschlossen sein, dass jemand diesen experimentellen Teil der Software versehentlich aktiviert. Es sei denn, man kenne jemandem beim Hersteller und frage nett, ergänzte er als Antwort auf die Frage, wo man die Option finde.