"Die Römer" Der Statthalter schaut zu

Die Sklaven machen, was sie wollen - im Römischen Imperium ein undenkbarer Zustand? Das bulgarische Studio Haemimont Games zeigt uns, wie es gewesen wäre, wenn ein Statthalter dem Treiben in seiner Provinz hätte tatenlos zuschauen müssen.

Familienfreundlich und weitgehend friedlich präsentieren sich "Die Römer" - sicher das erste Strategiespiel, das zur Freude aller Pädagogen auch mit lateinischen Texten gezockt werden kann. Doch um didaktisch so richtig zu punkten, hätten "Die Römer" sich noch ein wenig mehr um historische Fakten scheren und zumindest eine Geschichts-Datenbank mitbringen müssen. Aber der Lerneffekt steht ja hier nicht im Mittelpunkt - "Brot und Spiele" lautet schließlich auch diesmal das Motto ...

"Die Römer" versetzen den Spieler in die Rolle eines Statthalters, der die Geschicke seiner Provinz lenken muss. Mit Sklavenhilfe stampft er neue Siedlungen aus dem Boden, kümmert sich um das Wohl bereits vorhandener Städte und versucht, mit Handelswegen die Voraussetzungen für den fruchtbaren Austausch von Wirtschaftsgütern zwischen den Kommunen zu sorgen.

Zu Beginn nimmt einen dabei das gut gestaltete Tutorial an die Hand, sodass man schon sehr bald lernt, worauf es in "Die Römer" hauptsächlich ankommt: mit ganz bestimmten Bauten und Ressourcen die Bedürfnisse der Bevölkerung zufrieden stellen, fehlende Rohstoffe durch Handel ausgleichen und durch Prestige-Objekte wie Tempel oder Triumphbogen das eigene Ansehen steigern.

Wie in den meisten Titeln dieser Machart fängt man zunächst klein an, baut ein paar bescheidene Häuschen für die Dorfbewohner und sorgt für das Nötigste: Mit Holzfällerhütte und Lehmgrube wird der Nachschub an Baumaterialien fürs Erste sichergestellt, die Nahrungsproduktion kommt mit Weizenfarm, Bäcker, Schweinezucht und Schlachterei in Gang.

Je größer die Siedlung wird, desto anspruchsvoller werden auch die Bewohner. Nach und nach gilt es nicht nur, an die 20 verschiedene Rohstoffe heranzuschaffen, sondern auch für Erbauung und Unterhaltung zu sorgen - Tempel, Theater und Colosseum sind irgendwann Pflicht, will man keine Aufstände riskieren.

Die Baumaßnahmen gehen auf den meist nicht allzu großen, frei dreh- und zoombaren 3-D-Karten leicht von der Hand: Per Rechtsklick auf den gewählten Standort öffnet sich das kompakte kreisförmige Baumenü und stellt einem auf dem kleinstmöglichen Raum alle Optionen zur Verfügung. Auf diese Weise bleibt die Übersicht auf dem Bildschirm stets gewahrt. Zu jedem Gebäude und jedem Bürger lässt sich ein eigenes Info-Fenster aufrufen, dazu gibt es Übersichten über wirtschaftliche Daten und den sozialen Entwicklungsstand der virtuellen Römergesellschaft. Über die Zufriedenheit der Bürger informiert ein Klick auf die Taverne, wo die Menschen tratschen und Gerüchte austauschen.

Alles gut und schön, nur lässt "Die Römer" dem Spieler viel zu wenige Möglichkeiten, in die Geschicke seiner Provinz einzugreifen. Es ist nicht möglich, in den Statistikfenstern Einstellungen vorzunehmen oder bei Versorgungsengpässen Arbeiter manuell auf die brach liegenden Produktionsstätten umzuverteilen. So steht man als Statthalter so mancher Fehlentwicklung recht machtlos gegenüber und muss etwa zuschauen, wenn an einer Stelle Rohstoffe nicht geliefert werden, obwohl das nahe gelegene Lager voll davon ist. Ebenfalls nervig: Missionen lassen sich immer erst dann abschließen, wenn wirklich jeder einzelne Bürger rundum zufrieden ist. So sitzt man oft da und dreht Däumchen, bis auch Cicero Senior noch sein Brot geliefert bekommen hat.

Neben der Kampagne bieten "Die Römer" noch diverse "Herausforderungen", in denen bestimmte Aufgaben gelöst werden müssen. Wer einfach nur in Ruhe vor sich hinbauen will, darf sich im Sandkastenmodus austoben. Grafisch sind die Römerstädte nett anzuschauen, nur beim Heranzoomen fallen die kleinen Textur- und Clipping-Fehler auf. An der deutschen Sprachausgabe gibt es nichts zu mäkeln, während die begleitenden Bildschirmtexte vor Fehlern nur so strotzen. Untermalt wird das Spiel von einschläfernden Orchesterklängen, die an alte Kino-Schinken wie "Cleopatra" erinnern.

Die Römer

Hersteller/Vertrieb

Haemimont Games/CDV

Genre

Strategie

Plattform

PC

Preis

ca. 40 Euro

Altersfreigabe

ab 6 Jahren

"Die Römer" bieten gegenüber Klassikern wie Sierras "Caesar"-Reihe nichts wesentlich Neues und können wegen des immer gleichen Missionsablaufs und der spärlichen Handlungsmöglichkeiten nicht auf Dauer motivieren. Als Einstieg ins Genre ist er sicher geeignet, aber der Titel bleibt trotzdem deutlich hinter den Erwartungen zurück. Mal sehen, wie sich Take2's ähnlich gestricktes "CivCity Rome" demnächst schlägt ...

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Herbert Aichinger/Teleschau

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