"Encarta Enzyklopädie" Wissen à la Encarta

Auf Microsoft-Produkten wird häufig herumgeprügelt. Bei der neuesten "Encarta Enzyklopädie" machen die Redmonder aber alles richtig: So muss ein multimediales Lexikon aussehen.

Trotz des Neuen bleibt alles beim Alten: Microsoft behält mit der aktuellen "Encarta Enzyklopädie" die Stärken der Vorgänger bei und verlässt sich vor allem auf Detailverbesserungen und einige neue Features. Diese Änderungen setzen den einzigen ernsthaften Konkurrenten im deutschsprachigen Raum - "Brockhaus multimedial" - allerdings nicht so sehr unter Druck wie die Entscheidung Microsofts, die Preise für die Encarta-Ausgaben um bis zu 40 Prozent zu senken.

Die Masse macht's

Basis des Erfolgs der Encarta - nach Microsoft-Angaben die meistverkaufte Software ihrer Art - ist der Grundstock an Informationen: 41.000 Artikel fasst die Standard-Ausgabe, 63.000 gibt es bei der Professional-Edition. Dazu kommen 25.000 Fotos, Videos, Audiodateien, Grafiken - kurz: die Zugaben, bei denen ein gedrucktes Lexikon nicht mithalten kann.

Um sich auf diesem Informationsmeer zurecht zu finden, bietet die Encarta verschiedene Navigationsmöglichkeiten: Wer genau weiß, was er will, benutzt die Stichwortsuche. Freunden des Stöberns soll der "Wissenskompass" Themenzusammenhänge in grafischer Form vor Augen führen und zum Weiterlesen anregen. Außerdem sind die Inhalte in so genannte Studios zusammengefasst. Neben denen für Artikel, Karten (inklusive des inzwischen komplett integrierten Encarta Weltatlasses) und Multimedia-Elemente ist das Reise-Studio hervorzuheben: Es bietet direkten Zugang zu sehenswerten, vom Nutzer frei bewegbare 2D- und 3D-Darstellungen, zum Beispiel dem Panorama eines Regenwalds oder einer virtuell begehbaren Burg. Hinter "Virtuelle Flüge" verbergen sich Kamerafahrten über computergenerierte Landschaften, vergleichbar denen am Ende des Wetterberichts der "Tagesschau" - nur leider qualitativ nicht annähernd so gut.

Sehr nützlich ist die neue "Encarta Taskleiste": Bei Bedarf lässt sich ein Suchfeld in die Symbolleiste einblenden, in das man zu jedem Zeitpunkt einen Begriff eingeben kann, ohne vorher die Encarta aufrufen zu müssen. Das Programm wird daraufhin gestartet und zeigt sofort die entsprechenden Suchergebnisse an. Praktisch: Auf diesem Weg lässt sich auch das integrierte englisch-deutsche Wörterbuch durchsuchen. Dieses Dictionary liefert nur extrem knappe Übersetzungen und kann nur in kleineren Sprachnotfällen helfen - dies tut es aber sehr schnell.

Kinderfreundlich: die Professional-Version

Die Standard-Edition der Encarta 2005 erscheint auf einer CD und liegt für rund 27 Euro im Laden. Deutlich teurer (ab rund 75 Euro) und in jeder Hinsicht mächtiger ist die Professional-Ausgabe, nicht umsonst wird sie auf 4 CDs oder einer DVD ausgeliefert. Die Profi-Edition "weiß" nicht nur rund 20.000 Artikel mehr als die kleine Schwester, hinzugefügt wurden auch Videoclips des renommierten Wissenschafts-TV-Senders "Discovery Channel".

Ein echter Wissensbrocken liegt für den Nachwuchs bei: Die "Encarta Kids" ist eine eigene kleine Enzyklopädie für wissbegierige Kinder, bunt gestaltet, mit großer Schrift, riesigen Schaltflächen und einfach verständlichen Texten.

Der Informationsbestand ist allerdings teilweise extrem lückenhaft, in der Rubrik "Maler und Bildhauer" finden sich beispielsweise genau sieben Einträge - und werden sogar noch unterboten von den sechs "Musikern und Komponisten". In den naturwissenschaftlichen Gebieten sieht es zum Glück deutlich besser aus.

Während die Texte und die Informationstiefe der Beiträge Erwachsene eher unterfordern, finden sich in der Rubrik "Spiele" viele Wissensprüfungen, die auch für erfolgreiche Schulabgänger eine Herausforderung sein könnten. Wer kann schon aus dem Stegreif einordnen, wo Coca-Cola zwischen Säure und Lauge einzuordnen ist?

Offensichtlich an Schüler und Studenten richtet sich der Bereich "Lernen und Recherchieren", neben Tipps zur Informationssuche und -organisation gibt es auch einen Leitfaden zum Erstellen von Referaten. Ob dabei wirklich - wie vollmundig verkündet wird - "erstklassige" Arbeiten herauskommen, sei einmal dahingestellt, doch wer in Schule und Studium diesbezüglich keine Infos erhält, kann diese Hausaufgabenhilfe immerhin als Startpunkt nehmen. Über die Profi-Encarta kann man sich außerdem bei der Online-Sprachschule Englishtown.com für einen Englisch-Sprachkurs anmelden. Wer's braucht.

Encarta Enzyklopädie 2005

Hersteller:

Microsoft

Kategorie:

Nachschlagewerk

Plattform:

ab Windows 98

Preis:

ca. 27 Euro (Standard)
ca. 75 Euro (Professional)

ca. 60 Euro (Update ält. Vers. auf Prof.)

Fazit

Zu Meckern gibt es - wie immer - wenig an Microsofts Nachschlagewerk. Einige verunglückte, weil gestelzt klingende Übersetzungen aus dem Amerikanischen (z.B. "Interaktivitäten"oder "Möglichkeiten der Unterhaltung und Ablenkung") sowie eine überraschend langsame Performance der "Encarta Kids" können den souveränen Gesamtauftritt des Multimedia-Lexikons kaum trüben - zumal durch die Preissenkungen ein Kosten-Nutzen-Verhältnis erreicht wurde, das die inhaltlich ebenfalls gute Brockhaus-Konkurrenz zurzeit nicht erreicht.

Ralf Sander

PRODUKTE & TIPPS