ArenaNet ist alles andere als faul. Im Jahreszyklus veröffentlicht die amerikanische Spieleschmiede aus Bellevue, Washington, Kampagnen für ihr Erstlingswerk "Guild Wars: Prophecies". Stellten die ersten beiden Kapitel noch eigenständige Spiele dar, feiert ArenaNet mit "Eye of the North" eine kleine Premiere: die erste "richtige" Erweiterung für "Guild Wars", die einen der drei Vorgängertitel benötigt.
Die Geschichte bringt den Spieler zurück nach Tyria, wo die Geschichte von Prophecies ihren Anfang nahm. Jahre nach dem verheerenden Einfall der Charr bedroht eine neue, bösartige Macht namens Zerstörer die Zukunft des einstmals idyllischen Fantasy-Lands. Diese furchtbaren Wesen, die jahrhundertelang unter den Zitterbergen geruht haben, zerstören alles, was sich ihnen in den Weg stellt.
Die Aufgabe ist klar: Das Böse muss aufgehalten werden. Zu diesem Zweck müssen die Völker Tyrias vereint werden, um ein schlagkräftiges Heer aufzustellen. Doch bevor überhaupt der erste Schritt in den kühlen Norden gesetzt werden kann, muss eine elementare Voraussetzung erfüllt sein: Der Held muss auf der höchsten Stufe, also Level 20, sein. Ist dies der Fall, will nur ein Quest gelöst werden, das den Spieler tief unter die Erde zu einem Portal bringt, das ins nördliche Tyria führt.
Dort angekommen verzückt eine wunderschöne Winterlandschaft das Auge. Doch der idyllische Schein trügt, tödliche Gefahren warten hinter jeder Ecke auf unvorsichtige Abenteurer. Glücklicherweise muss nicht alleine auf Abenteuerreise gegangen werden, die in "Nightfall" eingeführten Helden feiern in "Eye of the North" ein Comeback.
Zusammen mit ihnen und weiteren, vom Computer gesteuerten Gefolgsleuten lässt sich schnell eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen, die den Schergen des Bösen kräftig einheizt. Jene sind deutlich gefährlicher als die Gegner der bisherigen Kapitel, da sie ziemlich flink sind und auf ihren Patrouillengängen recht weite Strecken zurücklegen. So kann es durchaus passieren, dass bei einem Scharmützel mit einem mächtigen Eiswurm eine weitere Gruppe Bösewichter dazustößt, was eine regelrechte Schlacht zur Folge hat.
Rollenspieltypisch will abseits der Hauptaufgabe viel erforscht und gelöst werden. Dabei zeigen die Designer mitunter ihre humorvolle Seite: in einer unscheinbaren Höhle hüpfen beispielsweise viele süße weiße Kaninchen umher, die sich plötzlich in blutgierige Killerhäschen verwandeln - Monthy Pythons "Ritter der Kokosnuss" lässt grüßen. Für Abwechslung sorgt auch das Ruf-System: Wer bei den Völkern Eindruck schinden möchte, muss spezielle Minispiele bestreiten, um Ansehen zu erlangen. Als Belohnungen winken Rüstungen oder Waffen.
Die zugegebenermaßen etwas klischeehafte Geschichte wird wie in "Nightfall" mittels vertonter Zwischensequenzen erzählt. An ihnen gibt es nichts zu meckern, die Dialoge sind auf hohem Niveau und die Sprecher hörbar professionell. Dasselbe gilt für die Musik, wunderschöne orchestrale Klänge untermalen das actionreiche Spielgeschehen.
Ein Lob muss an die Grafik ausgesprochen werden: Obwohl die Engine mittlerweile drei Jahre alt ist, sehen Charaktere, Landschaft und Gegner richtig gut aus. Vor allem der hohe Detailgrad und die Weitsicht wissen zu gefallen.
Guild Wars: Eye Of The North
Hersteller/Vertrieb | ArenaNet/NCsoft Europe |
Genre | Online |
Plattform | PC |
Preis | ca. 35 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Alles in allem ist "Eye of the North" ein würdiger Abschluss der ersten "Guild Wars"-Titel. 2009 will ArenaNet angeblich "Guild Wars 2" auf den Markt bringen. Bis dahin sei jedem Online-Rollenspieler dieses Addon ans Herz gelegt, das in Sachen Inhalt den bisherigen Veröffentlichungen nicht nachsteht und für wochenlangen Spielspaß sorgt.