"S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky" Am Super-GAU vorbeigeschrammt

Ihr strahlendes Lächeln dürfte "S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky"-Käufern schnell vergangen sein: Selbst nach zwei eiligst nachgelieferten Patches ist der Endzeit-Shooter noch weit davon entfernt, fehlerfrei zu sein.

Aus unerfindlichen Gründen "strahlt" der Katastrophen-Reaktor wieder, was das Leben in der ohnehin schon unwirtlichen Gegend noch gefährlicher macht. Nur ein Stalker-Haudegen kann die Ursache herausfinden und die neue Welle von Emissionen stoppen. Einfach ist das allerdings nicht, da die Bug-Dichte mindestens so hoch ist wie die Treffsicherheit der Feinde.

"S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky" ist zeitlich vor dem Erstling des russischen Entwicklers GSC World Publishing angesiedelt, sodass alle Fans des Ost-Shooters nun einen Blick in die Vergangenheit werfen können. Gamer, die das Original nicht gezockt haben, dürften sich zu Beginn ein wenig verloren vorkommen, da das Spiel bewusst auf ein erklärendes Intro verzichtet. Ganz im Gegenteil: Nach einer kurzen Cutscene wacht der Protagonist im Lager der Stalker-Gruppe "Clear Sky" auf und kann sich an nichts mehr erinnern. Die Hintergrundstory, die sich um die Kämpfe zwischen sechs verfeindeten Fraktionen und einem Super-Fiesling namens Strelok dreht, erschließt sich erst nach und nach, meist in Form quälend langer Dialoge.

Für Freunde straighter Shooter ebenfalls nervig: Ob Waffen, Anti-Strahlen-Spritze oder eine kugelsichere Weste - in der postapokalyptischen Welt von "S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky" hat alles seinen Preis. Selbst die schnelle Reise von einem Schauplatz zum anderen muss bezahlt werden. Das Problem ist jedoch, dass die fliegenden Händler und ortskundigen Führer wahre Halsabschneider sind. Wer sich die Kohle für den Blitztransport sparen will, muss lange Märsche durch verstrahlte, von tödlichen Anomalien, Mutanten und Wegelagerern bevölkerte Gegenden in Kauf nehmen.

Letztere haben die üble Angewohnheit, gerade dann anzugreifen, wenn der Spieler mit einem prallgefüllten Geldbeutel unterwegs ist. Um das Risiko zu minimieren, alles zu verlieren, ist es ratsam, im Minutentakt zu speichern und seinen Geigerzähler im Auge zu behalten.

Geld verdient der Stalker, dessen Name übrigens "Narbe" ist, durch das Erfüllen von Haupt- und Nebenquests. Zunächst beschränken sich diese Missionen auf reine Untersuchungs-Aufträge, später müssen auch Stellungen gehalten, Personen geschützt und Spezialaufgaben erledigt werden. Gut: Werden bestimmte Aufgaben erfüllt, schaltet der Spieler weitere Bereiche der riesigen Spielewelt frei. Insgesamt elf verschiedene Schauplätze sorgen - auch optisch - für Abwechslung. "S.T.A.L.K.E.R."-Spieler, die ein Deja-Vu-Gefühl überkommt, täuschen sich nicht. Knapp die Hälfte der Level, unter anderem Müllhalde, Kordon und das Agroprom-Institut, sowie die meisten Mutanten sind aus dem Original bekannt. Diese Art des Recyclings ist aber zu verschmerzen.

S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky

Hersteller/Vertrieb

GSC World Publishing/Koch Media

Genre

Action

Plattform

PC

Preis

ca. 40 Euro

Altersfreigabe

ab 18 Jahren

Wesentlich schlimmer ist es hingegen um die Stabilität des Games bestellt. Erst der zweite Patch verhinderte den Super-GAU! Vor der Veröffentlichung dieser Aktualisierung war der an den Handel ausgelieferte Titel nahezu unspielbar: Speicherstände wurden zerstört, das Game stürzte alle naselang ab, und geradezu peinliche Grafikbugs gehörten zum Alltag. Ganz fehlerfrei ist "Clear Sky" aber immer noch nicht. Ab und an werden gescriptete Ereignisse einfach nicht ausgelöst, was einen Fortgang der Geschichte unmöglich macht. Dem Spieler bleibt dann nichts anderes übrig, als das letzte Savegame zu laden. Nach wie vor flackern die Texturen teilweise extrem, und die Ladezeiten sind selbst auf High-End-Systemen übertrieben lang. Hinzu kommt der geradezu unverschämt hohe Schwierigkeitsgrad, der den Ausflug in die Sperrzone abermals zum reinen Geduldspiel für frustresistente PC-Zocker macht.

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Artur Hoffmann/Teleschau

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