"X3 Reunion" ist ein ehrgeiziges Projekt. Es möchte dem Spieler einen ganzen Kosmos an Handlungsmöglichkeiten an die Hand geben, aus dem er weitgehend frei wählen darf, wie er seine Laufbahn im All gestalten will: als Kampfpilot im Clinch mit der aggressiven Rasse der Khaak, als Handeltreibender mit Sinn für Angebot und Nachfrage, als Pirat auf der Jagd nach beuteträchtigen Transportschiffen oder als aufstrebender Forscher.
Als heißblütiger Jungspunt Julian Brennan kämpft man sich durch die vielseitigen, story-basierten Missionen. Oder aber man lässt die Handlung kurzerhand komplett beiseite, schippert von Raumstation zu Raumstation, pickt sich dort die attraktivsten Aufträge heraus und versucht, sein Bankkonto durch gute Geschäfte aufzubessern. Wer will, kann sich so nach und nach ein riesiges Wirtschaftsimperium aufbauen und das ganze Universum mit gewaltigen Fabriken und Raumstationen übersäen. Zumindest theoretisch. Bis jedoch so weit ist, dürften Monate vergehen. Denn in "X3 Reunion" muss der Spieler vor allem eines haben: Geduld. Der Flug zwischen zwei Sprungtoren dauert - genau wie alles andere in diesem Game auch.
Selbstverständlich kommt man mit zunehmendem Reichtum auch in den Genuss von besseren Raumschiffen, die sich mit immer neuen interessanten Erweiterungen aufrüsten lassen: Der Schnäppchenfinder spürt beispielsweise Locations auf, an denen sich gerade besonders günstig einkaufen lässt, während Kampfsoftware die Zielerfassung verbessert.
"X3 Reunion" bietet im Grunde nichts Neues, sondern eine viel versprechende Melange aus den Highlights von Klassikern wie "Freelancer", "I-War" und "Battlecruiser 3000 AD". Die ungeheuer detaillierte, beinahe schon fotorealistische Darstellung von Weltall, Raumschiffen und -stationen mit ihren zahllosen Lichteffekten, Spiegelungen und voluminösen Nebelbildungen sucht allerdings ihresgleichen. Der Preis dafür ist hoch: "X3 Reunion" ist selbst auf hochgezüchteten Rechnern nur ruckelnd zu erleben. Zudem kann die Grafikpracht nicht über die zahlreichen technischen und spielerischen Mängel hinwegtäuschen.
So wird in "X3" zwar eine spannende Geschichte erzählt, diese aber recht dilettantisch präsentiert. Nicht nur, dass der Spieler in den gigantischen Sektoren des 3-D-Universums oft den roten Faden verliert. Auch die Zwischensequenzen wirken mehr gewollt als gekonnt und bleiben vor allem wegen ihrer schauderhaften Sprachausgabe im Gedächtnis.
Einsteiger, die nicht über eine gesunde Portion Zähigkeit verfügen, werden in "X3 Reunion" vermutlich schnell das Handtuch werfen - kein Tutorial weit und breit, allenfalls ein paar vereinzelte Infofensterchen, die mehr schlecht als recht die ersten Schritte in dem komplexen Spiel erklären. Auch das stylische, aber unübersichtliche und überladene Benutzerinterface trägt nicht gerade dazu bei, einem "X3 Reunion" so richtig schmackhaft zu machen. Die Folge: eine Lernkurve, wie sie steiler nicht sein könnte.
Obwohl bereits zwei Patches von insgesamt knapp 82 MB zum Download bereitstehen, hat sich an den Performance-Problemen kaum etwas geändert. "X3 Reunion" ruckelt weiterhin durchs Universum - während der galaktischen Ladezeiten hat man Gelegenheit, zwischendurch mal ganz irdischen Bedürnissen nachzugehen. Auf manchen Maschinen läuft "X3" zudem nach wie vor nicht stabil und stürzt immer wieder ab.
X3 Reunion
Hersteller/Vertrieb | Egosoft/Koch Media |
Genre | Simulation |
Plattform | PC |
Preis | ca. 50 Euro |
Altersfreigabe | ab 12 Jahren |
Fazit: "X3 Reunion" bietet ein interessantes Konzept, das aber größtenteils schon Grundlage von "X2 - Die Bedrohung" war. Besonders die technischen Schwächen nagen schon arg am Spielspaß und legen den Verdacht nahe, dass hier ein unausgereiftes Produkt noch schnell vor Weihnachten auf den Markt geworfen wurde. Weitere Patches sind auf jeden Fall bitter notwendig, damit "X3 Reunion" irgendwann einmal sein ganzes Potenzial entfalten kann.