Prozessor-Markt Zurück auf den Thron in fünf Schritten: Intel erklärt, wie man sich aus der Krise kämpfen will

Prozessor-Markt: Intel-Chips dominierten lange den Markt
Intel-Chips dominierten lange den Markt
© Mustafa Ciftci/ / Picture Alliance
Wenige Konzerne haben ihre Disziplin so dominiert, wie es lange bei Intel der Fall war. Doch seit einigen Jahren strauchelt der einstige König des Mikrochips. Mit seiner neuen Strategie will sich der Konzern nun aus dem Tal retten. Und hat sogar den Thron im Blick.

Intel Inside - das stand lange für Spitzentechnik unter der Haube von Desktop-Rechnern und Laptops. Doch nach jahrelanger Dominanz verlor der Konzern zuletzt zunehmend den Anschluss. Jetzt wurde erstmals eine konkrete Roadmap vorgelegt, wie sich der Konzern retten will. Und das Tal als Anlauf für die Spitze nutzen möchte.

Intel hatte in den letzten Jahren vor allem drei Probleme: Nachdem man jahrelang technisch die Nase vorne hatte, waren Konkurrenten wie Samsung und der Hersteller TSMC, der im Auftrag etwa für Apple seine rasanten Chips baut, bei der Grundlagentechnik an dem Konzern vorbeigezogen. Gleichzeitig verlor der klassische Computerchip-Markt durch den Aufstieg des Smartphones immer mehr an Bedeutung. Und dann schuf auch noch der lange belächelte Konkurrent AMD mit seiner Ryzen-Reihe einen PC-Prozessor, der es mit Intels Modellen aufnehmen konnte - aber deutlich günstiger zu bekommen war. Alle drei Punkte will Intel nun in Angriff nehmen, verkündete der Konzern am Montag.

Vom König zum Lakaien

Der wohl schwerste Schritt wurde bereits im Frühjahr angekündigt: Zum ersten Mal in seiner Geschichte will Intel nicht mehr nur seine eigenen Prozessoren herstellen, sondern seine Fertigungsanlagen - Foundries (Gießereien) genannt - auch für die Auftragsproduktion für Konkurrenten nutzen. Am Montag verkündete Intel nun, was das konkret bedeutet: Als erste beide Kunden konnte man den vor allem für seine Smartphone-Chips bekannten Konkurrenten Qualcomm und Amazon gewinnen. 

Die beiden Neukunden setzen jeweils darauf, von spezifischen Stärken Intels profitieren zu können. Qualcomm, dessen Snapdragon-Chips der Standard des Android-Massenmarktes sind, hat sich vor allem wegen Intels in einigen Jahren kommender A20-Technologie für den Fertiger entschieden. Die neuartige Transistor-Technik soll die Chips deutlich energiesparender werden lassen. Amazon dagegen will in seinen selbst entworfenen Chips für Server-Anlagen von Intels Packaging-Fähigkeit profitieren. Sie erlaubt einen fortschrittlicheren 3D-Aufbau der Bausteine, den die Konkurrenten bislang noch nicht beherrschen. 

Weg vom Nanometer

Beide Neuerungen sind Teil der größeren Strategie: Bis 2025 will Intel auch technologisch wieder in allen Bereichen ganz vorne mitspielen. Die Blaupause dafür hatte der Konzern ebenfalls im Gepäck. In den nächsten vier Jahren will Intel fünf große technologische Schritte in der Prozessor-Fertigung ausrollen, unter anderem Chips mit der Ultraviolet-Lithographie des niederländischen Unternehmens ASML prägen. Sie soll das Design der Chips direkt in das Silizium projizieren und so noch feinere Bauweisen ermöglichen.

Damit die Kunden die Unterschiede besser verstehen, hat sich Intel für eine neue Namensgebung der Chips entschieden. Bisher wurden die Generationen durch die Angabe der Breite einer Transistoren-Reihe in Nanometern voneinander unterschieden. Das führte zu einer verzerrten Wahrnehmung beim Kunden: Obwohl kleiner in der Regel schneller bedeutete, konnten es Intels 10-nm-Chips oft mit den 7-nm-Chips der Konkurrenten aufnehmen - auf dem Papier wirkten sie aber veraltet.

Intel verzichtet nun ganz auf die nm-Angabe, die letzten 10-nm-Chips heißen von nun an "Intel 7", der kommende 7-nm-Chip "Intel 4". Wie man Kunden nun vermitteln will, dass anders als bei den i-Prozessoren - hier ist der i3 schwächer als der i5 - diesmal kleiner besser ist, steht auf einem anderen Blatt.

Neue Türen geöffnet

Intel ist spürbar stolz auf seine Neuentwicklungen. "Wir haben uns über viele, viele Stunden sehr tief und technisch mit unseren beiden ersten Kunden und vielen weiteren auseinandergesetzt", erklärte Intel-Chef Pat Gelsinger gegenüber "Reuters". Zum konkreten Volumen der Aufträge wollte er sich nicht äußern, mit Qualcomm sei man aber in einer "der wichtigsten mobilen Plattformen" in Zusammenarbeit, sei "tief in die Strategie eingebunden". Für Intel bedeutet diese enge Zusammenarbeit vor allem eines: Er ist die wichtigste Chance des Konzerns, zumindest indirekt doch noch im so wichtigen Mobilfunkmarkt Fuß zu fassen.

Auch wenn die Pläne ambitioniert scheinen: "Intel wird in Bezug auf TSMC absolut sicher den Anschluss schaffen und in einigen Bereichen sogar vorne liegen", gibt sich Analyst David Kanter gegenüber "Reuters" sicher. Er sieht als einen der größeren Fehler der Vergangenheit, dass der Konzern versuchte, mehrere Neuerungen in einer Generation unterzubringen. Mit der vorgestellten Roadmap zeige Intel nun, dass man vorsichtiger geworden sei und auf eine klare Planung setzt. Genau darum sei es dem Konzern auch gegangen, machte Gelsinger bei "Reuters" klar. "Wir legen jetzt alle Details offen, damit die Wallstreet uns daran messen kann."

Quellen: Intel, Reuters

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