Schalldämmung Schluss mit dem PC-Lärm

Der Rechner röhrt und rasselt? Das muss nicht sein. Mit ein paar Handgriffen und der Investition einiger Euros wird der Radaubruder unter dem Schreibtisch viel leiser.

Wenn der Rechenknecht zu viel arbeitet, läuft er heiß. Im Inneren entwickeln sich dann Temperaturen bis zu 100 Grad Celsius. Abkühlung verschafft sich der PC, indem er die Lüfter auf Hochtouren dreht. Dabei entsteht ein Geräusch, das so ähnlich klingt wie ein Gebläse im Auto. Aber auch andere Bauteile - wie DVD-Laufwerk und Festpatte - verursachen einen Höllenlärm. Als Poltergeister gelten PCs, die drei Jahre oder älter sind. Damals ging es den Kunden vor allem um hohe Taktraten und Hochleistungs-Grafikkarten, die immer stärkere Lüfter erforderten. Heute ist das anders: "Kunden achten mehr auf eine ruhige Arbeitsumgebung und niedrigen Stromverbrauch", weiß Jörg Hartmann, Manager beim PC-Hersteller Fujitsu-Siemens Computers in München.

Vorläufig leiden aber noch Millionen von PC-Besitzern an dem Getöse ihrer PC-Oldtimer. Die Folge: Die Konzentration ist beeinträchtigt und die Arbeitsleistung sinkt. Höchste Zeit also, etwas gegen die Krachmacher zu unternehmen. "Mit einfachen Handgriffen und geringen Kosten kann man sicherlich deutlich über 80 Prozent des üblichen Lärms reduzieren", sagt Michael Kittlitz, Geschäftsführer vom bundesweit tätigen Rettungsdienst PC-Feuerwehr in Hamburg.

Doch bevor sich der Anwender daran macht, seinen PC auseinanderzuschrauben, sollte er daran denken, dass er keinen Anspruch auf Gewährleistung mehr hat, wenn der Computer beim Austausch oder in Folge dessen beschädigt wird.

Die Übersicht links zeigt, welche Bauteile des PC Krach machen und wie man sie zum Schweigen bringen kann.

Till Wortmann/Digitext

Prozessor

Um den Prozessor (Fachjargon: CPU) ruhig zu stellen, hilft ein Speziallüfter, der den Hitzkopf kühlt. "Es gibt zahlreiche CPU-Kühler, die sehr leise sind", sagt Harry Betz, Geschäftsführer vom Online-Shop OC-Card in Celle. Sein Tipp: Die Kühler des koreanischen Herstellers Zalman. Dabei gilt: Je größer der Lüfter auf dem CPU-Kühler ist, desto leiser ist er. Vorsicht: "Kühler, die einen sehr großen Lüfter verwenden, passen nicht in alle Gehäuse rein", warnt Experte Betz.

Besitzer neuerer PCs dürfen sich freuen: Im Bios können sie die CPU-Lüfter so einstellen, dass die dynamisch je nach Nutzungsintensität und damit Wärmeentwicklung die Drehzahl steuern. "Oft hat man damit schon einen Großteil des Lärms beseitigt", weiß Kittlitz.

Netzteil

Der größte Ventilator im PC lärmt meist im Netzteil. "Bei Netzteilen sollte man neben dem Lüfter auch auf die Marke achten.", rät Betz. Der Profi rät zu Netzteilen von der Firma be quiet in Hamburg: "Sie sind leise, leistungsstark, und der Support ist sehr gut". Kosten: rund 70 Euro. Abzuraten sei dagegen von so genannten Noname-Netzteilen mit 600 oder 700 Watt. Beim Online-Auktionshaus Ebay findet man solche Teile schon für wenige Euro. Betz: "Wenn man Last drauf gibt, fallen sie aus".

Lüfter im Gehäuse

An Gehäuselüftern gibt es viele günstige und leise Lüfter, die auch meistens nicht viel kosten - zum Beispiel beim Online-Versender Pearl in Buggingenfür unter 10 Euro. Doch Vorsicht: Der Austausch eines Lüfter erfordert handwerkliches Geschick. Im schlimmsten Fall können beim Umbau die PC-Innereien zu Schaden kommen. Laien sollten deshalb lieber einen Fachmann mit dem Austausch beauftragen.

Dämmung des Gehäuses

PC-Gehäuse sind im Prinzip nur Blechkisten mit vibrierenden Bauteilen. Man kann sie zur Dämmung mit speziellen Materialien auskleiden, die fast überall zu haben sind - zum Beispiel bei Hama in Monheim für rund 25 Euro. Experte Betz ist jedoch skeptisch: "Der Anwender sollte beachten, das bei einer Dämmung des Gehäuses die Temperatur im Gehäuse ansteigt". Unter Umständen drehen die Lüfter sich dann stärker, werden lauter. "Der Rechner kann somit fast genauso laut wie vorher sein", meint Betz.

CD- und DVD-Laufwerke

Beim Lesen und Schreiben von Daten werden die Scheiben mit hoher Geschwindigkeit gedreht - dadurch entsteht Lärm wie von einem Föhn. Mit dem Shareware-Programm CD-Bremse von Jörn Fiebelkorn lässt sich die Geschwindigkeit herunterregeln, so dass sich die CD beziehungsweise DVD langsamer dreht und das Laufwerk kaum noch hörbar ist.

Festplatten

Festplatten (englisch: Harddisk, HDD) surren unterbrochen. Es lohnt sich, schon beim Kauf auf leise Platten zu achten. "Es gibt inzwischen von so ziemlich jedem namhaften Hersteller so genannte 'Silent' - Festplatten, die deutlich leiser sind", sagt Kittlitz. Vorhandene Festplatten kann man durch so genannte Entkoppler - Gummistöpsel, die die Festplatte anstelle von Schrauben fixieren - ruhig stellen, um so die Vibrationen und Betriebsgeräusche zu reduzieren. Tipp: Der rund 9 Euro teure "HDD Vibe-Fixer 3" von Sharkoon im hessischen Linden besteht aus vier Einbauschienen für einen 5,25-Zoll-Schacht und vier runden Gummipuffern.

Weitere Antilärm-Maßnahmen

Vor weiteren Tricks, den PC zur Ruhe zu bringen, rät Michael Kittlitz ab. Diese seien aufwändig und gingen ins Geld. Für Gamer, die ihr System übertakten, also mit einer höheren Taktfrequenz, als vom Hersteller vorgesehen, betreiben, könnte allenfalls noch eine Wasserkühlung von Interesse sein - entsprechende Sets gibt´s zum Beispiel von Aqua Computer Systeme in Gleichen/Niedersachsen. Preis: ab rund 75 Euro. Doch der Einbau einer Wasserpumpe mit allem Drumherum erfordert neben Fingerspitzengefühl auch Zeit. Für Normalanwender, die ihren PC nur für Büroaufgaben und zum Internet-Surfen nutzen, ist von der Wasserkühlung abzuraten. Kittlitz dazu: "In der Praxis ist das eher unnötig".

Flüster-PC fürs Wohnzimmer

Künftig soll der PC auch im Wohnzimmer einen Platz haben. Doch lautes PCs-Rattern trübt jeden Filmspass. "Hier gilt "leise" als K.O.-Entscheidungskriterium", weiß Uwe Hüfner, Manager von Tarox in Lünen an der Lippe, einem Anbieter von so genannten Flüster-PCs. Deren rund 1200 Euro teures "Mediatainment Center LS 5000 II" sieht aus wie ein HiFi-Regal-Format und ist für den besonders leisen Betrieb ausgelegt.

Auch Fujitsu-Siemens hat den Trend erkannt: Im November bringen die Bayern einen speziellen "Scaleo Green PC" mit geringer Geräusch-Entwicklung auf den Markt.

Als unhörbare Rechner gelten nicht zuletzt die knuffigen Würfel-PCs von der Firma Shuttle. Die Minis sind nicht viel größer als ein Schuhkarton und sehen dazu noch recht schick aus.

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