Peter jammert. Er hat seit mehreren Monaten keine Arbeit mehr. Er sucht verzweifelt nach einem neuen Arbeitgeber. Dabei ist es ihm auch egal, ob der vielleicht in einer anderen Stadt sitzt. Dann zieht er eben um, auch wenn er gerade bei uns in Falkensee ein Haus gebaut hat. Doch lange will Peter nicht mehr suchen: "Wenn's nicht klappt, dann mache ich mich selbstständig. Ich wollte schon immer einmal als Masseur von Wohnung zu Wohnung tingeln. Massieren kann ich ja, eine Massagebank habe ich auch. Und da kann man viel Geld mit verdienen."
Das kann ich mir auch vorstellen. Unsere Friseurin Katja kommt alle drei Wochen zu uns ins Haus, um der ganzen Familie im Bad die Haare zu schneiden. Das ist preiswert, läuft legal über die Steuer und erspart uns den Weg in den nächsten Friseurladen. Katja ist inzwischen völlig ausgebucht und nimmt keine neuen Kunden mehr an - obwohl die Mundpropaganda sehr gut läuft. Das könnte auch bei Peter klappen. Eine schöne Massage nach dem Feierabend wäre auch mir etwas wert. Oft hab ich tagelang Kopfschmerzen, weil ich mich beim stundenlangen Ackern am Bildschirm so sehr verspannt habe.
Vom Sohnemann lernen
Bastian hat auch keine Arbeit. Er hat auch absolut keinen Bock mehr, nach einer richtigen Stelle zu suchen. Als gelernter Maler hat er da eh keine Chancen, meint er. Er schaut bewundernd zu seinem Sohn auf: "Gregor macht Karate, das kostet zusammen mit den Prüfungen und Turnieren richtig viel Geld. Das verdient sich Gregor jetzt, indem er am Wochenende durch die Altersheime tingelt und für die alten Menschen ein ausgetüfteltes Unterhaltungsprogramm präsentiert." Bastian will programmieren, das hat er sich nebenbei beigebracht. "Dann mach doch mal", stifte ich ihn an. Vor allem im Bürobereich sehe ich große Lücken im Software-Angebot. Kleine virtuelle Quittungsblöcke, einfach zu bedienende Rechnungs-Generatoren und probate Organisationshilfen für 5 oder 10 Euro fehlen bitterlich in der Szene. Aber Bastian winkt ab: "Ich trau mich das nicht." Ich bin ratlos: Was kann denn mehr passieren, als das niemand die Software kauft?
Mehr von Carsten Scheibe
Kein Fachchinesisch - nur News
Probieren Sie unsere Freeware News4Use aus. Sie liefert Ihnen rund um die Uhr die neuesten PC-Nachrichten, Produktbesprechungen und Windows-Tipps aus unserer Feder direkt auf den Bildschirm.
Das Problem ist das Kapital
Überhaupt bin ich ein Freund von Firmeninvestitionen, die nichts kosten. Olli, Marco und Nadja sind alte Freunde aus dem Biologie-Studium. Inzwischen haben alle drei ihren Doktor, aber noch immer keinen Job. Ich schlage ihnen vor, eine Firma zu gründen, die ökologisch wertvolle Gartenteiche anlegt. "Das Kapital", jammert Nadja, "das haben wir ja nicht. Sonst ist das eine gute Idee".
Eine ganze Nacht lang reden wir und arbeiten dabei ein funktionierendes Konzept aus. Ein leer stehendes Grundstück bei uns im Ort könnte man sicherlich für wenig Geld im Monat anmieten. 1000 Euro für Teichfolie, Kieselsteine, Wasserpflanzen und einige Findlinge könnte man bestimmt auch noch auftreiben. Mit viel Körperkraft würde man dann auf dem gemieteten Grundstück mehrere Musterteiche ausheben und anlegen. Anschließend wird ein Prospekt geschrieben und gedruckt, der die Vorzüge des ökologischen Gartenteichs aufzeigt und die angelegten Musterteiche präsentiert. Der Prospekt kann dann an alle 20.000 Haushalte im Ort verteilt werden. Druck und Verteilung kosten noch einmal 1000 Euro.
Das Geld kommt schnell wieder rein, wenn die ersten Gartenbesitzer einen Teich buchen. Der Preis kann sogar noch hochgetrieben werden, wenn man den Kunden eine wissenschaftliche Expertise anfertigt, die von drei Doktoren unterschrieben wird und die erklärt, nach welchen ökologischen Gedanken der Teich angelegt wurde und welche Tier- und Pflanzenarten im Wasser anzutreffen sind. Ein Wartungsvertrag stellt sicher, dass das Geld nicht nur einmal fließt. Einmal im Jahr könnten die Biologen dann ausschwärmen, um Wasserproben zu nehmen und um ein aktuelles Artenportfolio aufzustellen.
Hätte ich doch bloß damals…
"Das könnte klappen", meint Olli. Aber: "Das trauen wir uns irgendwie doch nicht." Schade, eine bessere Geschäftsidee kann man für 2000 Euro doch gar nicht entwickeln. Ein eigenes Geschäft ohne Kredit, ohne Banken, ohne Druck. Aber ohne Mut geht es eben auch nicht. Ich nehme mir vor: Wenn ich einmal keinen Job mehr habe, dann mache ich das selbst. Nur schade, dass ich meinen Doktor damals nicht gemacht habe.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania