Unsere Tochter existiert nur noch mit dem iPod Nano in der Hand und den Kopfhörern in den Ohren. Wie oft rufen wir aus der Küche nach oben, dass das Essen fertig ist - und bekommen keine Antwort, sodass wir doch die Treppe nach oben flitzen müssen, um die kulinarische Botschaft zu überbringen. Da liegt sie dann auf ihrem Sofa und hört in voller Lautstärke die neuesten Teenie-Hits. Ist nicht gut für die Ohren, das weiß ich. Aber solche Argumente sind pubertierenden Teenagern nicht mehr zugänglich. "Mensch Papa, nerv nicht", ist da noch das Harmloseste, was man zu hören bekommt.
Mein Sohn daddelt den halben Tag an der PSP oder am iPod touch. Der Sound nervt gewaltig, wenn man daneben sitzt und Zeitung lesen möchte. Also heißt es: Sound aus. Oder im Teenager-Jargon: Kopfhörer rein.
Meine Frau geht gern mit dem Hund spazieren und hört dabei ihre merkwürdige Un-Musik zwischen Abba und Modern Talking, die man dem Gerät eigentlich gar nicht zumuten möchte. Auch dafür braucht sie Kopfhörer.
Der einzige, der im Alltag eigentlich keine Kopfhörer braucht, bin ich. Deswegen habe ich noch immer meine original weißen iPhone-Kopfhörer, die ich nie ausgepackt habe und die im Apple-Kästchen in meiner Schublade schlummern.
Ein wichtiges Geheimnis
Es ist wichtig, dass dies niemand aus der Familie weiß. Denn die Kopfhörer verschwinden im Haus fast im Wochentakt. Ständig kommt ein Kind in den Bürokeller und fragt, ob ich noch weitere Kopfhörer in meiner Zauberschublade habe, in der alle technischen Gadgets landen. Am Anfang konnte ich noch einen Hörer nach dem anderen herausgeben. Inzwischen sind auch diese Kopfhörer verschwunden. Ich bediene mich bereits aus der Tüte, in der ich die Kopfhörer aus dem Flugzeug sammle, die man auf Langstreckenflügen geschenkt bekommt. Auch wenn die ein wenig blechern klingen. Kriegen die Kids ja eh nicht mit. Denen geht's ja nur um Lautstärke.
Ich weiß nicht, wo die Kopfhörer immer bleiben. Sie verschwinden im Schwarzen Loch der Kinderzimmer oder gehen einfach verloren. Meine alten Kopfhörer habe ich einmal kurz in der Küche abgelegt. Das war ein großer Fehler. Zehn Minuten später waren sie weg. Und tauchten nie wieder auf.
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Carsten Scheibe betreibt die Pressebüro Typemania GmbH (www.itpressearbeit.de) und kümmert sich täglich für 650+ Firmen um die Pressearbeit aus den Bereichen Computer, Internet, Golf & Buch. Niedrige Preise, eine packende Schreibe, solide Erfolge: Öffentlichkeitsarbeit kann richtig Spaß machen, wenn man sie nicht so verkrampft betreibt.
Die Kinder wehren sich gegen den Vorwurf, dass die Kopfhörer alle einfach nur verschwinden. Sie erzählen, dass sie kaputt gehen. Na gut, wenn ich mir die Hörer meiner Tochter ansehe, dann stimmt das vielleicht. Manchmal nehme ich mir ihre Kopfhörer schon als reine Entspannungsübung vor und versuche, gefühlte achthundert Knoten aus den Kabeln zu winden. Wie bekommt man nur so viele Knoten da rein?
Meine Frau hat sich lange gewundert, dass ihre Kopfhörer so zerschunden aussehen. Nachdem sie ihr altes Set den Kindern geschenkt hatte, nutze sie ein ganz neues Set weißer Kopfhörer - und markierte die Hörer mit ihren Initialen. Eine Woche später lagen auf einmal statt der neuen doch deutlich speckige und verknotete Kopfhörer ohne Initialen in der Schublade. Da hatte ein Kind heimlich "getauscht" - was aber dank der Kennzeichnung sofort aufflog.
Da fällt mir ein: Mein Apple-Kästchen habe ich auch schon lange nicht mehr kontrolliert ...
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania