SCHEIBES KOLUMNE Mein Handy geht nicht

Endlich ist mein neues Handy da. Es ist superklein, leicht wie eine Feder, sieht toll aus und bietet sogar winzige Pixel-Spiele wie Wurmi. Leider funktioniert es nicht.

Endlich ist mein neues Handy da. Es ist superklein, leicht wie eine Feder, sieht toll aus und bietet sogar winzige Pixel-Spiele wie Wurmi. Die kann ich dann spielen, wenn mal keiner anruft. Das ist bei mir leider seit drei Wochen der Fall. Denn mein Handy geht leider nicht. Schöne neue Technik.

Der Segen des Online-Shoppings

Ein neues Handy muss her. Das habe ich Ihnen ja bereits in einer meiner letzten Kolumnen mitgeteilt. Nachdem sich meine Frau darüber beschwerte, dass all ihre Freundinnen ein gaaaanz kleines Handy haben und nur sie einen Ziegelstein spazieren fährt, der ihre Jackentaschen ausbeult, bestellte ich endlich ein neues Handy. Natürlich wurde das Gerät im Internet organisiert. Hier fand ich einen Dienst, der mir mein ausgewähltes Handy zum Supersonderpreis anbot, mir verschiedene Gehäusefarben offerierte und mich aus 30 verschiedenen Tarifen wählen ließ.

Hatten Sie auch schon mal Ärger mit Ihrem Handy? Berichten Sie darüber im Computerforum!

Ich bestellte das Handy an einem Sonntag per Mausklick, hatte Montag früh eine Status-Mail im Postfach und bekam Dienstagvormittag das Handy zugestellt. Wow! Dass Online-Shopping so gut funktioniert, konnte ich gar nicht wahrhaben. Der Nachmittag an diesem Tag verging unteren anderem damit, bei meinen Kollegen die Werbetrommel fürs Online-Shopping zu rühren.

Ich lud den Akku des Handys auf, schob den Chip hinein und verpackte die Handbücher in einer Kiste. Einen Anruf tätigte ich noch nicht. Aus Sicherheitsgründen sollte die Karte ja erst einen Tag später freigeschaltet werden.Am nächsten Tag fuhren wir aber für zwei Wochen in den Urlaub. Also nahm ich das Handy mit - als Geburtstagsüberraschung für meine Frau. Die freute sich auch mächtig. Natürlich wollte sie gleich telefonieren. Mallorca gehöre doch eh fast zu Deutschland, meinte sie. Ob sie wohl auch von hier aus nach Berlin telefonieren könne? Ich hatte bereits am mallorkinischen Flughafen in Palma einen Urlauber mit Handy befragt. Der meinte, man würde sich hier automatisch ins Netz MovieStar einloggen und könne dann per Roaming nach Deutschland telefonieren. Unser Handy fand dieses Netz auch sofort. Nur: »Dazu haben Sie keine Berechtigung«, stand auf einmal auf dem Display. Meine Frau schmollte: »Alle rufen mit dem Handy zu Hause an. Nur ich nicht.« Ich seufzte.

Kein Passwort? Kein Passwort!

Zu Hause schnappte ich mir gleich die Service-Unterlagen des Handys und rief am Sonntag bei der Hotline an. Es war sogar jemand da. Ein freundlicher Hotliner fragte mich nach meiner Handynummer, die ich von den Unterlagen ablas: »0017...« Der Hotliner stutzte: »Sie haben doch einen D2-Vertrag, da muss die Nummer doch 0174 heißen.« Tat sie aber nicht. Sicherlich ein Tippfehler. »Geben Sie mir mal Ihr geheimes Passwort«, meinte der Hotliner. Passwort? Hat mir beim Bestellen im Internet niemand gegeben oder abverlangt. Er würde sich am Sonntag nicht in die Buchhaltungsunterlagen einwählen können, meinte der Fachmann. Ich sollte am Montag noch einmal anrufen.

Am Montag klingelte ich wieder an. Und wurde sofort nach der Rufnummer und dem Passwort gefragt: »Ähhh«, sagte ich. Schnell kam heraus, dass meine Karte noch gar nicht freigeschaltet war. Das sollte innerhalb eines Tages eigentlich erledigt sein. Ich freute mich und sagte meiner Frau Bescheid. Die murrte, weil sie das Handy eigentlich mit auf einen Kindergeburtstag nehmen wollte. Ich drückte ihr den alten Ziegelstein in die Hand, sie murmelte etwas von »nie wieder etwas im Internet bestellen...«.

Ich wurde böse

Am Dienstag ging das Handy immer noch nicht. Ich nahm die Karte raus, steckte sie wieder rein, versuchte zu telefonieren, suchte manuell nach einem Netz und wurde von meinem neunmalklugen Handy beschieden, dass ich zu nichts und überhaupt gar nichts ein Recht hätte. Ich rief wieder die Hotline an und wurde von einem neuen Kollegen begrüßt: »Telefonnummer? Passwort?« Für den Mann war der Tippfehler mit der Telefonnummer am schlimmsten. Er wüsste ja eigentlich, welche die richtige Nummer ist. Er dürfe es mir aber nicht sagen, weil ich mich ja so inständig weigere, mein Passwort zu verraten. Ich wurde böse und erklärte ihm, dass ich mit dem blöden Handy nur in meinem Büro anrufen müsste, dann würde die Nummer dank ISDN-Anrufmonitor schon auf meinem Display erscheinen. Kein Grund also, so einen Stress zu machen. Ja, die Karte, lenkte der Hotliner ab. Die müsse noch freigeschaltet werden. Machen wir gleich. Ich verlangte sein Ehrenwort und Garantien, die erst im Himmelsreich abgerufen werden. Die Antwort: »Ich verspreche grundsätzlich gar nichts.«

Das war auch gut so, denn am Mittwoch ging das Handy noch immer nicht. Ich rief wieder die Service-Nummer an und erwischte natürlich einen neuen Mitarbeiter. Ganz schön üppig besetzt, diese Hotline. Nachdem wir das mit der Telefonnummer und dem Passwort geklärt hatten, schickte mich der Hotliner für endlos lange Minuten in die Warteschleife, um den mittlerweile recht langen Vorgang zu klären. Alles klar, meldete der Hotliner dann. Wir müssten uns an den Händler wenden. Der müsse dem Vertragspartner mitteilen, dass das Handy ausgeliefert ist, sodass sich die Karte freischalten lässt. Ohne diese Meldung könne die Karte nicht freigeschaltet werden. Wir riefen bei der Kundennummer des Online-Dienstes an und baten um Hilfe. Kompetent und schnell wurde uns erklärt, dass die Meldung schon längst rausgegangen ist. Das würde automatisch geschehen, weil ich ja den Empfang des Handys beim Kurierboten quittieren musste. Aber bitte, sie würden diese Meldung noch einmal schicken. Binnen vier Stunden müsse dann die Karte freigeschaltet sein.

Donnerstag früh, Sie ahnen es: Das Handy geht immer noch nicht. Also wieder ein Anruf beim Vertragspartner. Ein neuer Hotliner - ich bin versucht, ein Passwort zu erfinden. Und bei der Telefonnummer rate ich einfach. Ich berichte dem Hotliner dann mit Sand in der Stimme von meinen Bemühungen, spreche von meinem Job als PC-Journalist, rede von Verdienstausfall, wichtigen Dienstreisen und meiner Weigerung, für den ersten Monat des Vertrages die Grundgebühren zu bezahlen. Binnen einer Stunde ist mein Handy freigeschaltet. Na bitte, geht doch.

Carsten Scheibe

PRODUKTE & TIPPS