Auf Facebook benutzen Anti-Impf-Gruppen systematisch Emojis für die Verbreitung ihrer Inhalte, um nicht vom Algorithmus gesperrt zu werden. Die "BBC" hat Gruppen mit mehreren hunderttausenden Mitgliedern ausgewertet, in denen anstelle von Wörtern wie "Impfung" ein Karotten-Emoji verwendet wird, um nicht von Facebooks Algorithmen wegen der Verbreitung von Falschinformationen gesperrt zu werden. In den Gruppen berichten Nutzer:innen über ihnen angeblich bekannte Verletzungen oder Todesfälle durch die Corona-Impfung, ohne dafür Belege zu liefern.
Facebooks Mutterkonzern Meta löschte die betreffenden Gruppen zwar wegen des Verstoßes gegen die Desinformations-Richtlinien, nachdem die "BBC" sie informierte – laut deren Angaben tauchten die Gruppen aber bereits nach kurzer Zeit wieder auf. Der Konzern ließ in einem Statement mitteilen, dass er weiter mit Gesundheitsexperten und der britischen Regierung zusammenarbeite, um das Verbreiten von Falschinformationen im Zusammenhang mit Corona zu bekämpfen. Man lösche zum Beispiel alle Aussagen, die behaupteten, die Impfung sei giftig oder gefährlicher als die Infektion selbst. Seit Beginn der Pandemie hat Facebook nach eigenen Angaben bereits mehr als 20 Millionen solcher Falschinformationen entfernt.
In der Beschreibung von einer der Facebook-Gruppen hat laut der "BBC" sogar explizit der Aufruf gestanden, ausschließlich Codes für das "C-, V- und B-Wort" ("Covid", "Vaccine" und "Booster") zu benutzen.
Der Autor Marc Owen Jones teilte auf Twitter eine Sammlung von Screenshots mit Beiträgen aus einer der Gruppen, zu denen er auf Facebook eingeladen wurde. Darin wird der großflächige Gebrauch des Karotten-Emojis deutlich.
Facebook und Instagram: Hassrede wird mit Emojis getarnt
Facebook sowie Instagram wurden bereits in der Vergangenheit dafür kritisiert, den Missbrauch von Emojis nicht gesperrt zu haben. Für Aufsehen sorgte nach der Fußball-Europameisterschaft der Männer 2021 beispielsweise der Gebrauch von Affen- und Bananen-Emojis, als diese auf den Plattformen als rassistische Beleidigung gegen Schwarze Fußballer der britischen Nationalmannschaft verwendet wurden. Damals hatten Facebook-Mitarbeiter argumentiert, dass Emojis stark kontextabhängig genutzt und deshalb nicht grundsätzlich gesperrt werden könnten, wie die "New York Times" berichtete.
Die Nutzung von Emojis als politische Codes ist in sozialen Medien bereits länger verbreitet. So nutzen etwa Angehörige rechter Kreise Emojis in ihren Profilbeschreibungen, um sich gegenseitig leichter zu erkennen. So ist Frosch-Emoji eine Anspielung auf ein bekanntes rechtes Meme der Frosch-Figur "Pepe the Frog" aus den USA, zwei Blitze können für die SS-Runen stehen.
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Die Mehrdeutigkeit von Emojis mache es schwer für Algorithmen, einen Missbrauch zu erkennen, wie bei dem Verbreiten von Fehlinformationen oder rassistischer Aussagen. Zudem suchten Algorithmen sozialer Medien vor allem nach Texten und seien auf Emojis nicht trainiert, erklärte KI-Forscherin Hannah Rose Kirk im "Guardian". Sie hat an dem öffentlich zugänglichen Datensatz "HatemojiCheck" mitgewirkt, welches Beispiele gesammelt hat, in denen Emojis für Hassrede benutzt wurden. Damit sollen Schwachstellen bei der bisherigen Erkennung durch Algorithmen aufgedeckt werden.
Quellen: BBC, BR24, The New York Times