Ein Fuchs, der in einem Raumgleiter durchs Weltall düst - wie cool ist das denn?! Das dachte ich zumindest im Sommer 1999. Ich war knapp elf Jahre alt, spielte mit Freunden auf dem Nintendo 64 und war im Science-Fiction-Fieber. Und "Lylat Wars", das bereits im Jahr 1997 erschien, war eines meiner absoluten Lieblingsspiele. Stundenlang schwirrten wir nach der Schule durchs Weltall und schossen mit Lasern auf Raumschiffe und Roboter.
In dem Spiel geht es um den sprechenden Fuchs Fox McCloud, der gemeinsam mit einem Frosch, einem Falken und einem Hasen in Raumschiffen und futuristischen Panzern gegen einen riesigen Bösewicht kämpft. Klingt reichlich bekloppt, war damals aber der absolute Renner. Nun, 17 Jahre nach meinem ersten Weltraumabenteuer, hat Nintendo die "Star Fox"-Serie für die Wii U neu aufgesetzt. Kann die Begeisterung von damals nochmal neu aufflackern?
Hello again
Als ich "Star Fox Zero" das erste Mal starte, denke ich mir: Das kenn' ich doch? Es sind dieselben Figuren wie vor 20 Jahren, selbst die dünne Geschichte ist bis auf wenige Änderungen identisch. Hier hat es sich Nintendo ein bisschen zu einfach gemacht, ich habe mir ein bisschen mehr Kreativität erhofft.
Beim Spielen ist der Nostalgie-Faktor sofort wieder da: Ins Cockpit steigen, Raumschiff starten und losballern - es fühlt sich an, als hätte ich den Controller niemals aus der Hand gelegt. Fans der Spielereihe dürften mit dem neuen Teil sofort klarkommen. Wieder fliegt man durch lange Schlauchlevel, weicht Hindernissen aus und schießt im Akkord feindliche Stellungen zu Klump. Selbst die in Gamer-Kreisen berühmt-berüchtigte Fassrolle ("do a barrel roll") gibt es wieder. Gamer-Herz, was willst du mehr?
Zum Beispiel eine gute Steuerung. Wie kaum ein Spiel zuvor ist "Star Fox Zero" auf das Tablet-ähnliche Game Pad der Wii U zugeschnitten. Leider. Denn "Star Fox Zero" spielt man parallel auf zwei Bildschirmen. Auf dem Fernseher sieht man das Raumschiff aus der Außenperspektive, was der Übersicht zugutekommt. Auf dem kleinen Controller-Bildschirm dagegen hat man die Cockpit-Ansicht, wodurch man besser auf Gegner zielen kann.
Diese Steuerung wünscht man keinem Feind
Was erstmal durchdacht klingt, erweist sich als größter Makel des Spiels. Um "Star Fox Zero" zu meistern, muss man ständig zwischen beiden Bildschirmen hin- und herblicken. Das ist ohne Frage innovativ, aber leider nicht gut. An besonders kniffligen Stellen artet es regelrecht in Stress aus. Dabei will ich beim Spielen doch eigentlich abschalten.
Was es noch schlimmer macht: Man navigiert den Laser nicht entspannt mit den Joysticks, sondern in dem man das Gamepad bewegt. Man sitzt also auf dem Sofa, fuchtelt mit dem iPad-großen Controller herum und blickt ständig zwischen Fernseher und Mini-Display hin und her. Vermutlich bin ich ein Dutzend Mal den Bildschirmtod wegen der vermurksten Steuerung gestorben. Man gewöhnt sich zwar nach ein, zwei Stunden an die Steuerung. Doch man lernt nur mit ihr zu leben, nie sie zu lieben. Dabei waren intuitive Spiele, bei denen man sofort loslegen kann, eigentlich immer eine von Nintendos Stärken.
Star Fox Zero: Das Ende kommt schnell
Der Abspann flimmert übrigens schneller als gedacht über den Fernseher. Geübte Gamer haben das Spiel an einem Nachmittag durchgespielt, zumindest die Geschichte. Doch wer die Reihe kennt, weiß: Mehrfaches Durchspielen lohnt sich. In fast jeder Welt kann man geheime Areale entdecken.
Die elf Basis-Level selbst sind abwechslungsreich gestaltet, die Bandbreite reicht von einer modernen Stadt mit einstürzenden Wolkenkratzern bis zu einem Hindernis-Parcours, in dem man Weltraumtrümmern ausweichen muss. Und die furiosen Bosskämpfe am Ende des Levels sind echte Highlights.
Technisch ist "Star Fox Zero" nicht herausragend, dafür ist die betagte Wii U viel zu schwachbrüstig unterwegs. Alles wirkt etwas eckig und kantig. Doch die liebevollen Ideen trösten über die eine oder andere grafische Unzulänglichkeit hinweg.
Fazit
Beim Spielen von "Star Fox Zero" ist man hin- und hergerissen. Zum einen ist es ein klassisches Remake des N64-Hits "Lylat Wars". Das bedeutet: Eine flache Geschichte im besten 90er-Stil, jede Menge Action und coole Bosskämpfe. Doch für ein Nintendo-Spiel geht die Steuerung ungewöhnlich schwer von der Hand. Für eine reine Bewegungssteuerung war man nicht mutig genug, eine herkömmliche Controller-Bedienung war aber wohl zu unspektakulär.
Das Ergebnis ist ein halbgares Endprodukt, das phasenweise wirklich viel Spaß macht, aber bei dem es an einigen Stellen noch Luft nach oben gibt. Treue Fans der Reihe können bedenkenlos zugreifen, Gelegenheits-Gamer müssen aber anfangs eine hohe Frust-Toleranz mitbringen.
"Star Fox Zero" erscheint am 22. April für die Wii U.