Ob auf der CES in Las Vegas oder der internationalen Fachmesse für Sportartikel (ISPO) im heimischen München, die kleinen Quadrocopter mit Kamera schwirrten auf beiden Messegeländen um die Köpfe der Besucher - und wollten gewissermaßen auch nicht mehr heraus. Denn wer beim Thema Drohne nur an professionelle Überwachungsmechanismen oder Paketzustellungen denkt, hat weit gefehlt. Längst ist der Minicopter im Hobbybereich angekommen.
Dank geringem Gewicht, eingebautem GPS-Modul, einfachem Handling und fast noch einfacherer Steuerung via Controller und zugehöriger App können selbst Einsteiger schon nach wenigen Übungsversuchen die Drohne sicher abheben lassen. Ob Aufnahmen des eigenen Hauses von oben, Schnappschüsse bunter Blumenfelder oder einfach coole Flugmanöver, der kleine Roboter ist universell einsetzbar.
Drei Flugkünstler haben die Experten des "Video Magazins" genauer unter die Lupe genommen: die Toruk AP 10 von AEE, ein chinesisches Unternehmen das sich aktuell neben dem Verkauf von Drohnen auch mit Action-Kameras in Deutschland einen Namen macht, die sytlische Bebop 2 von Parrot und zu guter Letzt Marktführer DJI mit seiner Phantom 3 Standard.
Inbetriebnahme und Flug-Regeln
Auspacken - Propeller montieren - App downloaden - Abheben! Mittlerweile funktioniert die Inbetriebnahme der Mini-Roboter fast genau so einfach. Nach Aufladen des Akkus und Anbringen der Propeller steht das Kalibrieren des Kompasses auf dem Programm. Schritt für Schritt leiten zugehörige Apps durch diesen Prozess - nach wenigen Minuten ist der Quadrocopter bereit zum Abheben. Doch auch als Hobbyflieger sollte man zumindest mit den Grundregeln der Drohnen- Luftfahrt vertraut sein: Für Modelle mit weniger als fünf Kilogramm ist keine Aufstiegs-Genehmigung einzuholen, solange sie zur Sport- und Freizeitgestaltung zum Einsatz kommen.
Während des Flugbetriebs muss der Anwender den Copter (trotz Live-Übertragung aufs Handy) stehts im Auge behalten und darf ihn nicht über eine maximale Höhe von 30 Metern hinaus steuern. Im Bereich von Flughäfen, Krankenhäusern oder militärischem Gelände sowie über großen Menschenmengen ist das Fliegen untersagt. Behält man diese Punkte im Hinterkopf, kann der Flugspaß mit den kleinen, wendigen Begleitern auf vier Rotoren losgehen.
AEE Toruk AP 10
Neben Actionkameras setzt das chinesische Unternehmen AEE Technologies nun auch vermehrt auf den Drohnen-Trend und schickt die Toruk AP 10 für stolze 900 Euro ins Rennen - besser gesagt Fliegen. Als einziger Hersteller in der Testreihe hat AEE eine Print-Kurzanleitung in mehreren Sprachen beigelegt, die uns die Erstinstallation erleichtert. Fernbedienung und Copter stehen über einen am Controller angebrachten WLAN Repeater in Verbindung, das Kamerabild wird auf dem Smartphone oder Tablet (Halterung vorhanden) wiedergegeben. Dafür müssen User lediglich die kostenlose AEE App downloaden und ebenfalls via WLAN mit der Drohne verknüpfen. In wenigen Schritten ist der Kompass kalibriert und die AP 10 bereit zum Abheben - wie uns zwei dauer haft grüne und rote an der Unterseite der Kamera angebrachte LEDs signalisieren.
Es geht in die Lüfte: Nach anfänglichen Schwierigkeiten (die AEE entwickelte eine Art Eigenleben) und erneuter Kompasseinstellung lässt sich die Drohne trotz stärkerem Wind zuverlässig steuern, reagiert allerdings nicht ganz so wendig und präzise auf die Steuer- Befehle wie ihre beiden Mitstreiterinnen. Schade, dass sich via Controller lediglich drei Kamera-Winkel einstellen lassen. Was die eingebaute AEE Kamera dann mit 1080p bei 30fps aufzeichnet, kann sich aber durchaus sehen lassen: natürliche, kräftige Farben und durchaus scharfe Konturen. Schnelle Bewegungen meistert der Quadrokopter zuverlässig, auch wenn wir uns eine Gimbal-Konstruktion mit an Bord gewünscht hätten.
Tipp für Einsteiger: Auf Nummer sicher gehen und den mitgelieferten Propeller-Schutz verwenden, trotz der ebenfalls im Lieferumfang enthaltenen Ersatzpropeller. Eine Lande- oder Emergency-Funktion gibt es nämlich leider nicht.
Fazit
Die Bedienung der Toruk AP 10 erfordert zwar zunächst etwas Übung, anschließend lässt sie sich aber selbst bei windigen Wettergegebenheiten gut in der Luft steuern. Die Video-Qualität konnte mit kontrastreichen Bildern und ruckelfreien Aufnahmen durchaus überzeugen. Allerdings ist die zugehörige App AEE MagiCam noch ausbaufähig.
Parrot Bebop 2
Das französische Unternehmen Parrot setzt mit seiner Bebop 2 wie auch schon beim Vorgänger auf ein ausgefallenes Äußeres bei einem Gesamtgewicht von lediglich 500 Gramm. Als einzige Drohne in unserem Testfeld dienen Handy oder Tablet hier nicht nur als Wiedergabedisplay für das Kamerabild, sondern zugleich auch als Controller, sodass der Einsatz einer zusätzlichen Fernbedienung entfällt. Die Installation verläuft somit kinderleicht, denn es wird einfach nur der Mobile Device via WLAN mit dem Mini-Roboter verbunden und fast kann es losgehen. Nach dem Download der für Android und iOS Geräte kostenlosen App FreeFlight 3 leitet diese in drei Steps durch die Kompasskalibrierung, anschließend steht der Betätigung des grünen "Take Off"-Buttons nichts mehr im Wege. Die Bebop hebt ab und bleibt zunächst ca. einem Meter sehr ruhig und stabil über dem Boden stehen. Zur Steuerung stehen nun zwei virtuelle Joysticks zur Verfügung.
Hält man die rechte Taste gedrückt und bewegt den Daumen vor oder zurück, bewegt sich die Drohne in selbige Richtung. Gleiches gilt für Links und Rechts, sowie über den linken Joystick für das Anheben oder Senken der Flughöhe und ihre Ausrichtung. Ziemlich cool: Parrot hat Looping-Figuren vorprogrammiert, die sehr schön anzusehen sind. Wir sind begeistert: Die Drohne reagiert in Sekundenschnelle und zeigt sich wendig und präzise. Als sehr praktisch erweist sich die Lande-Funktion, die den Bebop sicher und zügig wieder auf den Erdboden zurücksinken lässt. Über die App lassen sich Feinheiten wie die maximale Flughöhe und -Distanz (maximal zwei Kilometer), Dreh- Geschwindigkeit sowie Steuer-Eigenschaften einstellen.
Heil gelandet, widmen wir uns der Video-Qualität: Die an drei Achsen stabilisierte Fisheye-Kamera ermöglicht einen 180 Grad Bildausschnitt - aufgezeichnet in 1920 x 1080p mit 30 Bildern pro Sekunde. Leider gibt es hier ein paar Punktabzüge hinsichtlich Bildschärfe und Helligkeitswiedergabe. Schnelle Bewegungen kompensiert die Kamera aber gut. Gesichert wird das Filmmaterial auf einem internen 8 Gigabyte großen Speicher.
Fazit
Vor allem für Einsteiger bietet die Bebop 2 dank kinderleichter Bedienung und präzisem Flugverhalten viel Film-Spaß und Action und verzeiht sogar den einen oder anderen Absturz. Unbedingt ausprobieren: die zahlreichen Looping- Figuren!
DJI Phantom 3 Standard
Neben der Advanced und der Professional Variante stockte der chinesische Drohnenspezialist DJI seine Phantom 3 Serie vor kurzem mit der günstigeren Standard Version auf. Was die Installation betrifft, unterscheidet sich das dritte Modell im Test kaum von seinen Mitstreitern: Propeller montieren, Akkus aufladen, die kostenlose DJI Go App downloaden, Handy und Controller via WLAN verbinden, die Kalibirierungs-Anweisungen befolgen - startklar ist die Drohne. Oder wie uns die App informiert: "Safe to fly". Nach nur wenigen Übungsversuchen lässt sich der Flugroboter gekonnt und sicher in der Luft steuern und kann sogar ordentlich Tempo aufnehmen.
Die Kamera ist an einem beweglichen 3-Achsen-Gimbal befestigt, der möglichst ruckelfreie und stabile Aufnahmen verspricht. Und der erfüllt seinen Zweck: Trotz schneller Flugmanöver wird das Kamerabild ruhig und detailreich wiedergegeben. Wir filmen in Full HD 1920x1080 und 60 Bildern pro Sekunde, wahlweise kann auch mit 2,7k-Auflösung (2704 x 1524) bei 30 fpm aufgezeichnet werden. Die Kamera lässt sich um 90 Grad über ein kleines Rädchen am Controller justieren, sodass die Sicht je nach Belieben eingestellt werden kann.
Die DJI liefert in unserem Testfeld die beste Video- Qualität. Fotos werden mit zwölf Megapixeln geknipst. Über die DJI Go App werden Grund-Einstellungen wie Weißabgleich oder Video-Format vorgenommen, sie informiert über Akkustand und WLAN Verbindung. Praktisch: der Home-Button. Dann fliegt die Drohne automatisch zum Ausgangspunkt zurück. Eine 8-GB-Speicherkarte ist im Lieferumfang enthalten.
Fazit
Die Phantom 3 Standard macht richtig viel Spaß. Und zwar beim Filmen und danach, so gestochen scharf und verwacklungsfrei wie die Aufnahmen wiedergegeben werden. Nicht nur etwas für Hobbyflieger!
Gesamturteil
Spätestens mit der Parrot Bebop 2 sind die Kameradrohnen im Hobbybereich angekommen. Vom einfachen Handling, der unkomplizierten Steuerung via App und den tollen Flugmanövern war die Redaktion einfach begeistert. In Sachen Bildqualität und Flugverhalten stellte Marktführer DJI seine Mitstreiter in den Schatten: Die Phantom 3 Standard reagiert auf Knopfdruck und zeichnet gestochen scharfe und natürliche VideosJetzt 1 Monat Save.tv gratis testen! auf. Konkurrent AEE Technology kann aber mithalten und überrascht mit ordentlicher Auflösung und großem Lieferumfang. Ob mit Controller oder ohne, im traditionellen Look oder modernen Design, bei Loopings oder im Sturzflug, alle drei Testmodelle haben sehr viel Spaß gemacht und spannende Einblicke von oben gewährt. Uns hat das Drohnenfieber erwischt!
