Facebook "Ich hasse meinen Job"

Wer über seinen Boss lästert, sollte das nicht öffentlich tun. Und wer bei Facebook lästern will, sollte vorher prüfen, ob der Chef in der Freundesliste ist. Sonst kann es schnell den Job kosten.

Achtung, der folgende Text enthält nicht ganz jugendfreie Formulierungen und Beschimpfungen einer Facebook-Nutzerin. stern.de distanziert sich von der Wortwahl, die aber für den Kontext der Geschichte wichtig ist. Die junge Dame aus Großbritannien schrieb - glaubt man wenigstens der Verbreitung dieses Vorgangs im Internet - in dem sozialen Netzwerk Facebook: "Oh mein Gott, ICH HASSE MEINEN JOB!!! Mein Boss ist ein total perverser Wichser. Er lässt mich immer beschissene Dinge machen, nur um mich anzupissen! Wichser!"

Autsch, das hatte gesessen. Eine schallende Ohrfeiger für den Arbeitgeber. Jeder meckert in seiner beruflichen Laufbahn auch schon einmal über Kollegen oder Arbeitgeber, teilweise mit deutlichen Worten. Allerdings findet dies meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Facebook ist so etwas wie ein lebendiges Adressbuch. Man sammelt Freunde, vernetzt sich und teilt über Statusmeldungen mit, was man so macht. Mitglieder der Freundeslisten können diese Meldungen kommentieren und so entstehen Gespräche über Gott und die Welt. Manchmal auch über den Arbeitgeber.

Dumm nur, wenn der Arbeitgeber auch auf der Freundesliste steht. In der modernen Welt, in der man mit allen per Du ist und Hierarchien nicht mehr auf dem ersten Blick erkennt, sind Chefs auch schnell mal virtuelle Freunde. So erfahren diese, was man am Wochenende gemacht hat. Kommt man also mit einem Kater zur Arbeit oder bleibt nach einer Feier gleich ganz daheim, kennt der Chef den wahren Grund.

Mit dem Chef in der Freundeliste "Ich hasse meinen Job" zu schreiben, ist da keine gute Idee. So war die Reaktion des Vorgesetzten vorhersehbar: "Hi, ich vermute Du hast vergessen, dass Du mich auch (zur Freundesliste) zugefügt hast? Erstens: Bilde Dir nur nichts ein. Zweitens: Du arbeitest hier seit fünf Monaten und hast noch nicht mitbekommen, dass ich schwul bin? Klar, ich stolziere nicht wie eine Königin im Büro umher, aber dennoch ist das kein Geheimnis. Drittens: Diese 'beschissenen Dinge' sind dein Job, also das, wofür ich Dich bezahle." Der Chef legte aber noch einen drauf: "Die Tatsache, dass Du die einfachsten Aufgaben an die Wand setzt, tragen wohl dazu bei, dass Du so empfindest. Und zu guter Letzt hast Du wohl vergessen, dass Dir noch zwei Wochen bis zum Ende Deiner sechsmonatigen Probezeit fehlen."

Der Vorgesetzte der Facebook-Nutzerin gibt im Abschluss seines Postings noch ein paar Hinweise: "Es ist nicht nötig, dass Du morgen rein kommst. Ich schmeiße Dein offizielles Kündigungsschreiben in die Post. Und Du kannst jederzeit vorbei kommen, um Deine Sachen abzuholen. Und ja: Ich meine das ernst."

Merke: Wer an seinen Arbeitsplatz hängt, sollte sich überlegen, was er wo und in welcher Form von sich gibt.

Von Gerd Blank

PRODUKTE & TIPPS