Twitter-Sicherheit geschwächt Elon Musk zahlte 44 Milliarden US-Dollar für Twitter – nun werden ihm SMS zu teuer

Elon Musk zahlte 44 Milliarden US-Dollar für Twitter – irgendwie muss das Geld wieder reinkommen.
Elon Musk zahlte 44 Milliarden US-Dollar für Twitter – irgendwie muss das Geld wieder reinkommen.
© Britta Pedersen / AFP
Twitter-Nutzer, die das Abo-Modell "Blue" bisher nicht nutzen, müssen nach und nach Einbußen in Kauf nehmen. Nun schaltete das Netzwerk den SMS-Versand zum sicheren Login ab – dahinter steckt eine Sparmaßnahme.

Bei Twitter bleibt kein Stein auf dem anderen, seit Elon Musk das soziale Netzwerk Ende vergangenen Jahres an sich gerissen hat. Das betrifft vor allem sämtliche Bereiche, die mit den Finanzen des Unternehmens zu tun haben. Denn Musk legte rekordverdächtige 44 Milliarden US-Dollar für das Unternehmen hin – und muss sich die Bilanzen nun schönsparen. Ein Teil des Geldes soll Twitter mit dem überarbeiteten Abo-Modell "Twitter Blue" erwirtschaften. Damit das möglichst viele Menschen monatlich bezahlen, entfallen bei Gratis-Konten immer mehr Funktionen. Darunter fällt künftig auch der SMS-Versand für die Zwei-Faktor-Authentifizierung.

Wer sich aktuell bei Twitter einloggt und nicht zu den zahlenden Kunden gehört, wird mit einer Aufforderung begrüßt. Darin heißt es: "Du musst die Zwei-Faktor-Authentifizierung per SMS entfernen. Nur Abonnent*innen von 'Twitter Blue' können die Authentifizierungsmethode mit SMS nutzen. [...] Damit du den Zugriff auf Twitter nicht verlierst, musst du die Zwei-Faktor-Authentifizierung bis 19.03.2023 entfernt haben."

Missbrauch der SMS-Funktion sorgt für Millionenschäden

In einer Erklärung führt das Unternehmen Gründe an, die zu dieser Entscheidung geführt haben sollen. Dort heißt es: "Obwohl die 2FA-Methode in der Vergangenheit sehr beliebt war, haben wir leider gesehen, dass sie von böswilligen Akteuren genutzt – und missbraucht – wurde. Daher werden wir ab heute keine Konten mehr zulassen, die sich für die SMS-Methode der 2FA anmelden, es sei denn, sie sind Twitter Blue-Abonnenten." 

Wichtig: Damit stellt Twitter die sichere Login-Methode für Gratis-Konten nicht gänzlich ein, sondern fordert die Nutzung einer anderen, für das Unternehmen günstigere Methode, etwa per App oder Sicherheitsschlüssel. In der Praxis dauert das nur wenige Minuten, der Umstieg ist sehr leicht.

Während das Unternehmen den "Missbrauch" im Firmenblog nicht ausführt, gibt der Chef höchstselbst mehr Infos. Denn hinter der Einschränkung der SMS-Funktion steckt eine Sparmaßnahme. Demnach habe man festgestellt, dass einige Netzanbieter sich an den kurzen Nachrichten eine goldene Nase verdient haben sollen.

Musk dazu: "Zuletzt waren das rund 60 Millionen US-Dollar im Jahr, die Twitter an Provider gezahlt hat. Das lief so: Die Anbieter haben das System ausgenutzt und irrsinnig viele Twitter-Konten erstellt, um sich damit immer und immer wieder eine SMS schicken zu lassen. Und Twitter hat Millionen überwiesen, ohne Fragen zu stellen." Insgesamt habe man weltweit 390 Anbieter gefunden, von deren SMS mehr als zehn Prozent auf betrügerische Absichten zurückzuführen waren, erklärt Musk weiter.

Musk erklärte, dass man zunächst auf die Anbieter zugegangen sei und sogar 10 Prozent "gefälschte SMS" in Kauf genommen hätte – einige, darunter unbekannte Firmen aus Russland – hätten aber weiterhin mehr als 90 Prozent der SMS zu Profitzwecken generiert – also folgte nun die Abschaltung für die allermeisten Nutzer.

Nächste Einschränkungen für Gratis-Konten in Arbeit

Als Reaktion gibt es auf Twitter viel Häme – ein Nutzer schreibt etwa: "Verdammt, ihr seid verzweifelt auf der Suche nach einem Monetarisierungsmodell, was?". Andere fürchten weitere Einschränkungen der Funktionen für Gratis-Konten, etwa ein niedrigeres Buchstabenlimit für Tweets.

Im Grunde ist die Entscheidung in diesem Fall sogar sehr nachvollziehbar – und einfacher zu verdauen, als die Reduzierung der Mitarbeiter um Tausende Menschen. So richtig Glauben schenken wollen den genannten Gründen aber die wenigsten – sie vermuten weiter eine perfide Taktik, um die Abonnentenzahlen für "Blue" in die Höhe zu treiben.

Diesbezüglich folgen aber schon bald ganz andere Maßnahmen: Denn Musk kündigte bereits an, die bisherigen "blauen Haken", die einen Hinweis auf geprüfte Konten von Prominenten, Journalisten oder Personen des öffentlichen Lebens geben, entfernen zu wollen. Wer künftig aus der Masse herausstechen will, kommt dann an einer Zahlung nicht länger vorbei.

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