NEULICH IM NETZ Fassenacht in Mainz: Mit Photoshop noch mal so schön

In Mainz ist immer Fassenacht: Das zeigt das Beispiel eines Mainzer Arztes, der behördlich maskiert und höchstrichterlich wieder demaskiert wurde. Mit Photoshop wär' das nicht passiert.

Ab dem 11.11. gehen in den Fassenachts-, Faschings- und Karnevalshochburgen die Uhren anders. Und zwar bis Aschermittwoch. Oder länger. Das zeigt das Beispiel eines Mainzer Arztes, der behördlich maskiert und höchstrichterlich wieder demaskiert wurde. Mit Photoshop wär' das nicht passiert.

Vielleicht war's die Frau

Der Wagen des Mediziners: zu schnell und geblitzt. Doch wer am Steuer saß, war nicht klar. Und so schickte er den Bußgeldbescheid zurück mit der Bemerkung, er sei nicht gefahren. Er habe zu der Zeit gearbeitet, seine Patienten könnten das bestätigen. Aber es könne ja sein, deutete er an, dass seine Frau gefahren sei.

Die Geschichte hat 'nen Bart

Nun ist Mainz eine wunderbare Stadt, gemütlich und weltoffen zugleich, sie bleibt wie sie ist und singt und lacht dazu, aber manche seiner Bewohner zeichnet mitunter eine Hartnäckigkeit aus, die ihresgleichen sucht. Einem Prachtexemplar dieser Spezies begegnete dem Mediziner in Person eines Sachbearbeiters. Womöglich war der Ordnungshüter aber auch Fassenachter, was in Mainz nicht nur Karriere-fördernd, sondern mitunter gar Einstellungs-Voraussetzung ist. Kurzum: Der Staatsdiener wollte nicht einsehen, dass das mysteriöse Foto des unbekannten Verkehrssünders nicht besagten Mediziner zeigen solle. Also ließ er über die Meldebehörde ein Passfoto des mutmaßlichen Delinquenten besorgen und kümmerte sich persönlich um die Ähnlichkeit. Der Arzt trug einen Vollbart, der Raser nicht.

»Jawoll, das isse«

Schließlich traf man sich vor Gericht. Und dort kam heraus, dass der eifrige Beamte sich von etwaigen Unähnlichkeiten nicht irritieren ließ und kurzerhand eben solche angelegt und mit einem Stift dem Radarfoto einen Bart verpasst hatte. Jawohl, so ist es aktenkundig in Mainz am Rhein. Das Gerichtsverfahren dauerte knappe zehn Minuten, der Arzt bekam einen Freispruch erster Klasse, die abgebildete Person (in der bartfreien Version) sei in keinem Falle er selbst. Vom Richter befragt, ob denn die Person auf dem Bild seine Frau sein könne, rief er erfreut: »Jawoll, das isse!« Dennoch wurde die flotte Gattin nicht belangt, das Vergehen war verjährt.

Sie haben sich Photoshop verdient

Wie viele Prozesse wegen angeklebter Bärte, falscher Brillen und verrutschten Haarteilen könnten nun vermieden werden, wenn unsere Staatsdiener mit Scanner, einem hochwertigen Bildbearbeitungsprogramm à la Photoshop und einer Einführung in diese Hochtechnologie ausgestattet würden? Wie lange sollen sich diese treuen Vasallen noch mit Filzern, Tintenkiller und Bleistift placken?

Guido Augustin

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