Ukraine-Krieg Filmabend mit Raubkopien: In Russland laden sich die Kinos ihre Blockbuster illegal runter

Filmposter zu "The Batman"
Der Film "The Batman" ist in Russland offenbar ein Kassenschlager – obwohl es ihn dort eigentlich nicht geben dürfte.
© Warner Brothers / PR
Aufgrund der Invasion in der Ukraine haben sich zahlreiche Filmstudios aus Russland zurückgezogen. Dennoch zeigen russische Kinos topaktuelle Filme. Dabei handelt es sich Berichten zufolge offenbar um Schwarzkopien aus dem Internet.

Disney, Paramount, Warner, Sony, Netflix: Als Reaktion auf die russische Invasion in der Ukraine haben sich die großen Filmstudios aus Russland zurückgezogen. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Streaming-Diensten und Inhalten für das Couchkino, sondern stellt auch große Filmtheater vor Probleme. Das Online-Magazin "Torrentfreak" und die "New York Times" berichten nun, dass deren Betreiber deshalb auf Piraterie zurückgreifen – und Filme illegal zeigen.

Wer dafür verantwortlich ist, will aber niemand so recht wissen. Offiziell heißt es zum Beispiel in einer Mitteilung des russischen Kinobetreibers "Grinvich", man zeige die Filme selbst nicht, habe aber mehrere Säle an einen externen Anbieter vermietet. Kurios: Die Tickets bekommt man direkt über die Homepage des Kinos.

Klassisches Filesharing feiert Comeback

Die Filme mit russischer Tonspur stammen offenbar aus sogenannten Torrents. Unter Experten gilt ein Download über diese Technik als ausgesprochen unsicher, da es sich um kollaboratives Filesharing handelt, also den direkten Austausch von Daten zwischen Personen. Dabei ist es nicht besonders kompliziert, die IP des Gegenübers auszulesen, was wiederum die Identifikation des Anschlussinhabers ermöglicht. Übersetzt: Wer dort etwas herunterlädt, ist auffindbar.

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In Russland ist das aber wohl aktuell kein Problem, denn die Regierung schaut in die andere Richtung, verriet ein Organisator eines illegalen Filmabends der "New York Times". "Vor zwei Monaten wäre das noch unmöglich gewesen", erklärte er. Weiter hieß es: "Jetzt kann man einen Film über Torrent herunterladen, Tickets verkaufen, und was passiert dann? Es gibt keine Konsequenzen."

Betreiber befürchten Zusammenbruch der Branche

Warum Kinos und Veranstalter zu den illegalen Kopien greifen, wird deutlich, wenn man sich die Erklärung des russischen Verbands der Kinobesitzer durchliest, welche der Zusammenschluss aus mehr als 700 Kinos im Zuge des Rückzugs der Filmstudios Ende April veröffentlichte. Darin erklärte man, dass der Zusammenbruch der gesamten Filmindustrie bevorstehe. 

Denn "leider können Quantität und Qualität der russischen Filme nicht die gesamte Nachfrage der Kinos nach Inhalten decken", heißt es. Der Verband prognostizierte einen Umsatzrückgang von 80 Prozent und wandte sich an das Kulturministerium, um die Hilfe für die ausfallenden Einnahmen zu erhalten. 

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Wie "Torrentfreak" berichtet, sieht sich der Eigentümerverband in die Zeiten der Sowjetunion zurückversetzt, wo Filme aus dem Westen nur dann verfügbar waren, wenn eine Filmrolle oder eine VHS-Kassette es durch den Eisernen Vorhang geschafft hatte. Ohne ein Urteil über die illegalen Filmabende zu fällen, erinnert der Verband daran, dass nicht lizenzierte Vorführungen sowohl gegen das Zivil- als auch das Strafrecht verstoßen – denn offiziell hat Russland das Gesetz bisher nicht im Sinne der Piraterie geändert.

Besonders beliebt sind in Russland aktuell offenbar "The Batman", der Animationsfilm "Turning Red" und die Netflix-Produktion "Don't Look Up".

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