Würde man zehn jungen Besuchern der amerikanischen Restaurantkette "Chuck E. Cheese’s" zeigen, mit welchen Datenträgern die dort beliebten Animatronics gesteuert werden, stünden die Chancen wohl gut, dass niemand wüsste, worum es sich dabei handelt. Denn wie ein Mitarbeiter nun auf Tiktok in einem viralen Video zeigt, werden die Robotertiere noch immer mit Disketten programmiert.
Die etwas gruseligen Animatronics sind inzwischen ziemlich aus der Zeit gefallen. Dabei handelt es sich um Roboter, die sich mechanisch, pneumatisch und elektronisch bewegen und oft in Freizeitparks zu finden sind. Das Phantasialand in Brühl hatte in der legendären Silbermine beispielsweise 120 Stück im Einsatz.
Tanzende Roboter sterben langsam aus – aber es gibt sie noch
Bei "Chuck E. Cheese’s" tanzen die unterschiedlichen Tierchen heute noch, darunter Chuck die Maus, Helen das Huhn, Jasper der Hund und Crusty die Katze. Auf Tiktok erklärt Stewart, der sich selbst "Showbizpizzaman" nennt, wie man die Figuren zum Leben erweckt. Zumindest noch für kurze Zeit, denn laut Stewart steht bald eine Runderneuerung der Technik an. Was folgt, gleicht einer Zeitreise.
Zunächst präsentiert er den Datenträger, auf dem die Befehle für die Band liegen. Dabei handelt es sich um eine 3,5-Zoll-Diskette. Zur Erinnerung: Es ist 42 Jahre her, dass Sony dieses Speichermedium erstmals vorgestellt hat. Doch der Aufkleber auf der Restaurant-Floppy weist darauf hin, dass die Kette damit noch immer aktiv arbeitet. Denn dort steht: "Chuck E. Cheese’s Evergreen Show 2023".
Stewart zeigt, dass die Diskette zunächst in einen ausgeschalteten Rechner gesteckt werden muss. Nachdem das Laufwerk mit einem erschreckend lauten Geräusch einrastet, schaltet er den riesigen Schrank an, der für die Steuerung der Figuren verantwortlich ist. Es beginnt eine nicht enden wollende Ladezeit, in der besagter Computer die Daten von der Diskette liest. Dabei handelt es sich laut Erklärung um die einzelnen Tanzschritte, die die Figuren später ausführen sollen.
Zum Abschluss schiebt Stewart zwei DVD`s in unterschiedliche Laufwerke und aktiviert im Restaurant die Figur – in diesem Fall nur die Maus.
Wie "Buzzfeed" berichtet, sollen in den USA noch rund 50 Restaurants mit diesem System laufen. Gegenüber dem US-Magazin bestätigte Tom Persky, Eigentümer eines der letzten verbliebenen Shops für Disketten, dass "Chuck E. Cheese’s" zu seinen geschätzten Kunden gehört und er traurig ist, dass mit dem Wegfall der alten Roboter auch für ihn ein Ära endet.
Disketten überzeugen durch Zuverlässigkeit
Persky liefert auch eine Erklärung, warum Firmen sich den Abschied von der Diskette teilweise so schwer machen. "Buzzfeed" erklärt er, dass hinter dem Uralt-Medium eine "extrem zuverlässige" Technik stecke, auf die man sich verlassen könne. Da Disketten weder internetbasiert noch netzwerkbasiert seien, wäre es eine absolute sichere Methode, sich vor Schadsoftware und Hacks zu schützen.
Das könnte auch der Grund sein, weshalb das US-Verteidigungsministerium für die Steuerung des Atomwaffenkontrollsystems noch bis vor wenigen Jahren auf Disketten setzte. Erst im Sommer 2019 änderte sich das, wie die "New York Times" damals berichtete.