Handy-Rettung Wenn dein Handy auf den Nachbar-Balkon fällt und Twitter deswegen durchdreht

Die Kanadierin und ihr Telefon
Die Kanadierin Liz Bertorelli (links) und ihr Telefon (rechts, schwarz), das ein Stockwerk tiefer unerreichbar auf dem Balkon des Nachbarn liegt. Eine Lovestory der besonderen Art.
© Screenshot Youtube
Der Verlust eines Handys eignet sich normalerweise nicht dafür, ein viraler Hit zu werden. Wenn daraus allerdings ein Kreativitäts-Wettstreit entsteht, kann es einem so ergehen wie der Kanadierin Liz.

Jeder kennt diese Sorge, zu oft hat man schon von den Handy-Missgeschicken anderer Menschen gehört. Der einen ist es direkt aus der hinteren Jeanstasche in die Toilettenschüssel geflutscht, der nächsten wird es aus der offenen Jackentasche gezockt und dem ein oder anderen ist es so unglücklich heruntergefallen, dass keine Reparatur mehr helfen konnte. Unser Leben ohne Smartphone ist schwer vorstellbar geworden, also gilt dem Wohlbefinden des Geräts auch gewisse Aufmerksamkeit. Aber manchmal geht eben trotzdem was schief.

So passierte es am 3. Oktober in Toronto. Liz Bertorelli hatte Freunde zum Abendessen zu Besuch gehabt und begann hinterher – mit ein paar Gläsern Wein intus – ihre Wohnung aufzuräumen. Als sie ihre Balkonstühle zurück nach draußen stellte, rutschte ihr Telefon aus der Hosentasche. "Es war stockdunkel, ich hörte es nur fallen", erzählt Liz BBC III. Das Handy, ein iPhone 6, war durch einen schmalen Schlitz von ihrem auf den Balkon des Nachbarn von unten gefallen – und hatte den Sturz überstanden. "Das Verrückte war, dass es nicht auf dem Bildschirm gelandet ist", berichtet sie weiter. Liz musste von oben mitansehen, wie die Nachrichten eintrudelten – aber lesen oder gar beantworten konnte sie sie nicht. Ihre Nachbarn waren nicht zu Hause und sie musste von oben tatenlos zuschauen. Und da sich die Gedanken bei einem solchen Unglück ohnehin um nichts anderes drehen, beschloss Liz, ihren Verlust bei Twitter zu posten.

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"Was ich heute Nacht gemacht habe? Wisst ihr, ich habe mein Telefon vom Balkon auf den darunter fallen lassen. Aus der Ferne die Nachrichten eintrudeln zu sehen, ist furchtbar", twitterte die 27-Jährige am frühen nächsten Morgen. Und postwendend kamen gutgemeinte Ratschläge aus der Twitter-Welt. Sie solle doch einfach zu ihren Nachbarn gehen, das sei doch nicht so schwierig. Zur Not einfach einbrechen. Vielleicht eine Katze vom Balkon werfen, damit die Feuerwehr sie und auch gleich das Handy retten könnte, Angelideen et cetera pp. Volle Kreativitätsentfaltung – und Liz spielte mit. Sie fotografierte ihre Drohne und fragte, ob sie sie hinunterschicken solle. Sie veröffentlichte ein Foto, wie sie vor der Arbeit ihr Handy mit Brotstückchen "fütterte", da war aus dem Telefon schon die bae geworden, ein Gerät, das wichtiger als alles andere ist.

Plötzlich ein viraler Hit

Doch Liz besitzt zu viel Humor und Selbstironie, um den Titel ernst zu meinen. Im Gegenteil, sie findet es erschreckend, wie sehr wir an etwas Materiellem hängen können. Doch eine Studie erklärt mittlerweile, warum das so ist: Smartphone-User sehen das Gerät wie eine Verlängerung ihrer selbst und hängen deswegen daran. Sie erleben deshalb Angstzustände und Unwohlsein, wenn sie keinen Zugriff darauf haben. Leicht nachvollziehbar, allein wenn man bedenkt, wie viel Passwörter und private Nachrichten und Bilder darauf einzusehen sind. Es gibt sogar schon ein Wort für die Angst, ohne Mobiltelefon zu sein: Nomophobia (kurz für no-mobile-Phobie).

Die Sorge ums Telefon artete für Liz in einen spielerischen Überlebenskampf aus. Wie sind die Wettervorhersagen? Wie schütze ich das Handy bei Regen? Den Thread mit allen Überlegungen, Verkleidungen und Versuchen nachzulesen, ist ein großer Spaß.

Einen Tag später ist der "Toronto Star" bei Liz aufgetaucht und hat das Ereignis per Video nacherzählt: "In den unermesslichen Weiten Torontos – seinen Wolkenkratzern mit rund zwei Millionen Bewohnern – brauchte eine Frau in den frühen Morgenstunden des Mittwoch die Hilfe ihrer Nachbarn ..."

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