Es war der größte Angriff auf ein Unternehmen bislang: Hacker hatten sämtliche Rechner von Sony Pictures übernommen und dann auch noch unveröffentlichte Filme des Studios ins Internet geladen - ein Fest für Raubkopierer. Nun deuten immer mehr Spuren nach Nordkorea. Stein des Anstoßes ist vermutlich die von Sony produzierte Komödie "The Interview", in der zwei Journalisten den nordkoreanischen Präsidenten Kim Jong Un umbringen sollen. Prominentestes Opfer ist der eigentlich völlig unbeteiligte Schauspieler Brad Pitt: Das aktuelles Zweite-Weltkriegs-Drama "Fury" des Hollywood-Beau landete wenige Wochen nach Veröffentlichung in den Tauschbörsen.
Sollte der mollige Diktator Kim Jong Un tatsächlich so dünnhäutig sein? Bereits im Sommer legte Nordkorea wegen des Filmes Beschwerde bei den Vereinten Nationen ein und bezeichnete ihn gar als Kriegsakt. Grund war vermutlich die Darstellung Kim Jong Uns: Der Diktator ist im Film ein Zigarre-rauchender Lebemann, der sich vor allem mit Frauen und Partys beschäftigt. Auch der westlichen Kultur ist der Autokrat im Film nicht abgeneigt, in einer Szene brettert er etwa laut Kate Perry hörend durch die Landschaft - in einem Panzer.
Prominentes Opfer
Nun deuten verschiedene Hinweise auf den ostasiatischen Staat als Urheber der Attacke gegen Sony. Wie das "Wallstreet Journal" berichtet, benutzten die Angreifer etwa Programmcode, der im letzten Jahr in fast identischer Form bei Angriffen auf südkoreanische Banken und Fernsehstationen zum Einsatz kam. Zu diesem Schluss kamen gemeinsame Ermittlungen der amerikanischen Bundespolizei FBI und eines Teams aus Sicherheitsexperten. Es wäre eine interessante Entwicklung: Bisher hat sich noch kein Staat aktiv als Raubkopierer betätigt.
Neben dem Filmstudio trifft der Angriff vor allem einen auf den ersten Blick völlig unbeteiligten schwer: Schauspieler Brad Pitt. Dessen aktuell in den US-Kinos laufender Film "Fury" luden die Hacker in Tauschbörsen hoch. Die eigentlich für Test-Vorführungen bestimmte Version hatte eine deutlich bessere Qualität als die abgefilmten Varianten, entsprechend beliebt ist sie bei Raubkopierern. Bei der bekannten Plattform Piratebay war "Fury" auch prompt einer der meistgeladenen Filme. Ob die Verkaufszahlen nun entsprechend einbrechen, werden die nächsten Wochen zeigen. In Deutschland startet der Film erst im Januar unter dem Titel "Herz aus Stahl".
Sony muss mit weiteren Veröffentlichungen rechnen
Vier weiter hochgeladene Filme erfreuen sich etwas geringerer Beliebtheit, dabei gibt es sonst noch gar keine Möglichkeit, sie zu schauen: Alle Filme sollten zu späteren Terminen Premiere feiern, das Drama "To write love on her arms" sogar erst im März 2015. Das Musical-Remake "Annie", die Künstler-Biographie "Mr. Turner" und das Alzheimer-Drama "Still Alice" haben zumindest in den USA Starttermine im Dezember.
Ob noch weitere Filme folgen werden, ist bisher unklar. Die Hacker haben reiche Beute gemacht, auch frühe Fassungen bisher unfertiger Filme könnten so ihren Weg ins Netz finden. Der Albtraum für Sony Pictures ist vermutlich noch nicht vorbei.