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eSIM Die Tage der SIM-Karte sind gezählt: Wie Apples iPhone-Pläne Provider in Zugzwang bringen

Eine junge Frau erklärt einem Mann ein Apple-Smartphone
Für die SIM-Karte muss man wohl bald nie wieder in eine Filiale laufen: Apple erzwingt die Digitalisierung der Plastik-Karte.
© dusanpetkovic / Getty Images
SIM-Karten begleiten uns seit Jahrzehnten. Doch Apple trägt die kleine Plastik-Karte allmählich zu Grabe. Das setzt einige Provider zwar unter Zugzwang – hat aber für den Verbraucher nur Vorteile.

Apple hat mal wieder getan, was der iPhone-Konzern am besten kann: Ein Umdenken einer ganzen Branche anstoßen. Diesmal geht es um die schrittweise Abschaffung der kleinen Plastik-Chips, die wir seit Jahrzehnten als SIM-Karten in Handys und Smartphones schieben. Denn bei der Vorstellung der neuen iPhones erklärte das Unternehmen, die Geräte zunächst in den USA ohne den berühmten seitlichen Slot auszuliefern, der sich nur mit dem beigelegten Werkzeug oder einer dünnen Nadel öffnen lässt.

Damit ist nun eigentlich klar: Die letzten Tage der Plastik-Karten sind angelaufen, in wenigen Jahren wird jedes neue Smartphone nur noch die sogenannte eSIM nutzen. Das steht für "embedded SIM" und übernimmt exakt die gleichen Aufgaben, wie auch die physische Karte, nur eben, ohne, dass man eine Plastikkarte einlegen muss.

Apple weiß: Die Vorteile der eSIM sind groß

Das hat viele Vorteile: Bei Verlust eines Gerätes lässt sich die Verbindung zur eSIM schnell und einfach kappen und auf einem neuen Gerät einrichten. Im besten Fall wartet man dann nicht tagelang auf Post und kann mit der alten Rufnummer sofort mit der Wiederherstellung sämtlicher Dienste beginnen, da beispielsweise Banking-Apps oftmals einen Code an die hinterlegte Nummer schicken.

Außerdem vermeidet man einen recht großen Müllberg, denn es werden keinerlei Plastik-Karten, Umverpackungen, SIM-Entfernungs-Werkzeuge oder sonstiger Tand benötigt, der mit der Logistik physischer Karten verbunden ist. Eine Win-Win-Situation für Mensch und Umwelt.

Auch für die Geräte selbst ist die eSIM ein Gewinn – denn der Kartenschacht nimmt viel Platz weg, den man für andere Bauteile nutzen könnte. Zwar hat Apple bei amerikanischen iPhone-14-Modellen nichts anderes verbaut, als bei den internationalen Pendants, aber es ist möglich, dass der Konzern ab 2023 mit der Platzeinsparung fest plant und den Raum entsprechend anders nutzt. In Sachen Stabilität und Wasserdichtigkeit ist der wegfallende Ausschnitt am Gehäuse selbstverständlich auch ein Pluspunkt.

Die meisten Provider sind starklar

Die großen deutschen Mobilfunkanbieter schockt diese Entwicklung ohnehin nicht. Im Gegenteil: Eigentlich hätte Apple nicht so zaghaft mit der Umstellung beginnen müssen, wie es nun mit dem iPhone 14 der Fall ist. 

Denn die ersten Gehversuche von Anbietern wie der Telekom liegen bereits sieben Jahre zurück und fast alle größeren Provider bieten eine eSIM an. Dirk Wende, Unternehmenssprecher der Telekom, erklärt: "Einen Nachteil durch den Wegfall der traditionellen SIM-Karte gibt es nicht." Es heißt, die eSIM steht für die Telekom für mehr Flexibilität und Schnelligkeit, die Erschließung weitere Endgeräteklassen und, wie angesprochen, die Vermeidung von Plastik/CO2-Emission.

Bei der Tochter Congstar sieht es auch gut aus. Timo Wakulat, Sprecher von Congstar: "Die eSIM wird immer wichtiger und wird bei Congstar in naher Zukunft zum digitalen Standard gehören. Sehr stark wird die eSIM bereits bei dem von Congstar realisierten Mobilfunkangebot 'fraenk' genutzt. Mehr als die Hälfte aller 'fraenk'- Kunden nutzt bereits heute eine eSIM."

Ähnliches erklärt eine Sprecherin von O2 Telefónica: "Wir sind darauf vorbereitet und können unseren Kund:innen auch künftig ein funktionierendes und reibungsloses SIM-Verfahren garantieren. Schon jetzt können Kund:innen, die sich für einen Postpaid-Tarif unserer Marke O2 entscheiden, eine eSIM nutzen. Dafür müssen Nutzer:innen ihre physische SIM Karte via Swap Verfahren online in eine eSIM tauschen. Im Laufe des nächsten Jahres kann die eSIM dann direkt bei Neuvertragsbestellung bei O2 erworben werden."

Das sehen viele Kunden offenbar ähnlich, denn laut Telekom lag der Anteil an eSIM im Neugeschäft im Frühjahr dieses Jahres bei rund 40 Prozent – mit stark steigender Tendenz. 

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Prepaid-Anbieter unter Zugzwang, internationaler Nachholbedarf

Doch Apple dürfte nicht überall für Begeisterung gesorgt haben – und auch deshalb mit der weltweiten Umsetzung dieser großen Änderung warten. Auch in Deutschland gibt es diesbezüglich überraschend viel Nachholbedarf. Besonders bei Prepaid-Angeboten wie Blau, Aldi Talk und sogar bei einigen Prepaid-Angeboten von O2 besteht die Möglichkeit zum Verzicht auf die Plastik-SIM bisher nicht.

Dabei wäre ein rascher Wechsel auf die neue Technologie sogar von Vorteil für die Sicherheit. Denn eine eSIM kann man nicht ausbauen und in einem anderen Gerät missbräuchlich nutzen, ein Diebstahl ist ungemein schwieriger, ebenso wie das Kappen der Mobilfunkverbindung durch Entfernen der SIM.

Spricht also nichts gegen Apples Entscheidung, der physischen SIM-Karte ein Ende zu bereiten? Nun, zwei Probleme ergeben sich dann doch (noch). Ein Smartphone ohne SIM-Kartenschacht macht die Suche nach lokalen Anbietern auf Reisen durch die Welt komplizierter. Denn international spielt die SIM-Karte noch eine große Rolle, in Ländern wie Hongkong, China und Macau verkauft Apple sogar iPhone-Modelle mit zwei physischen SIM-Karten-Slots, um die Nutzung von zwei Rufnummern auch ohne eSIM zu ermöglichen.

Das geliebte Party-Telefon kann nach Aktivierung der eSIM auch nicht mehr genutzt werden, da viele ältere Geräte (bei Apple das iPhone X) keine eSIM-Funktion bieten und einige Anbieter die Nutzung einer physischen SIM und einer eSIM der gleichen Nummer nicht ermöglichen.

Eventuell trägt Apples diesjährige Ansage aber dazu bei, dass die Branche beim endgültigen Aus des SIM-Slots im kommenden Jahr entsprechend gut vorbereitet ist und die eSIM endlich zum Standard gemacht wird – weltweit. Das iPhone X ist dann auch schon sechs Jahre alt.

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