Datendiebstahl Schutz vor den Telefon-Abzockern

  • von Sonja Hartwig
Es ist ein Riesenskandal: Die Bankdaten von 17.000 Bürgern wurden an Unternehmen verkauft, nun häufen sich die Beschwerden über unkorrekte Abbuchungen. Die Verbraucherzentralen raten, Kontoauszüge zu überprüfen und geben weitere Tipps, wie Verbraucher sich besser schützen können.

Erst in der vergangenen Woche habe sich wieder eine Frau beschwert, dass 70 Euro für eine Lotto-Teilnahme abgebucht worden sein, sagt Ute Klaus von der Verbraucherzentrale Hessen. Und das obwohl sie überhaupt kein Lotto gespielt habe. Dies ist, wie Dienstag bekannt wurde, kein Einzelfall: Massenhaft soll eine dubiose Firma von mehreren Konto Beträge abgebucht haben - ohne, dass die Kontoinhaber davon etwas wussten.

Verbraucherschützer empfehlen: Wer solch eine dubiose Abbuchung auf seinem Konto entdeckt, sollte sofort seine Bank informieren. "Nehmen Sie den Kontoauszug einfach mit zur Bank und sagen sie, dass der Auftrag von Ihnen nie erteilt wurde", rät Klaus. Weitere Gründe müssen nicht angegeben werden. Innerhalb von sechs Wochen kann das Geld zurückgebucht werden.

Anrufe häufen sich

Seit einiger Zeit beobachten Verbraucherschützer, dass sich Anrufe von Call-Centern, die Waren oder Dienstleistungen verkaufen wollen, häufen. Und das obwohl sogenannte "cold calls" längst verboten sind - seit vier Jahren per Gesetz. Nichtsdestrotz: "Das Tricksen am Telefon wird immer hemmungsloser", berichtet Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Die Anrufer geben sich meist als Verlagsgesellschaften oder Spielgemeinschaften aus - wer wirklich dahinter stecke, sei oft nicht klar. Nicht selten werden die Anrufe auch als Umfrage oder Spendenaufruf getarnt. Eine Hamburgerin, die sich an die Verbraucherzentrale gewandt hat, berichtet von drei bis fünf dubiosen Telefongesprächen in der Woche: Sobald sie einen abwimmle, klingle schon der nächste, der sie mit Geschenken überhäufen will.

"Es wird immer vorgespielt, dass der Kunde den großen Preis abgeräumt hat", sagt Castelló. Oft gibt der Anrufer dann vor, schon die Kontonummer des scheinbaren Gewinners zu haben und diese nur noch einmal überprüfen zu wollen. Die Verbraucherschützerin rät: "Legen Sie entweder sofort auf oder spielen Sie Lockvogel."

Genaue Angaben für Abmahnung

Denn: Unerlaubte Werbeanrufe können jederzeit den Verbraucherzentralen gemeldet werden. Um die Firma, die dahinter steckt, abzumahnen, brauchen die Verbraucherschützer allerdings genaue Angaben darüber, wer wann angerufen hat. Der potentielle Kunde sollte daher erst einmal auf das Angebot eingehen - zumindest zum Schein. Sobald er dann einen Brief mit dem Betreff: "Herzlichen Dank für das Telefongespräch" erhält, lässt sich ein Zusammenhang beweisen.

Die 17.000 an ein Callcenter verkauften Datensätze kamen vermutlich von einer Firma im nordrhein-westfälischen Viersen. Auffällig sei, dass viele Verbraucher, die sich in der jüngsten Zeit bei den Beratungsstellen beschwert hätten, in der Vergangenheit Kunden von Glücksspielanbietern gewesen seien. Die Struktur der Daten, sagt Thilo Weichert, Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD) in Schleswig-Holstein, weise darauf hin, dass diese von der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) stammen könnten. Die SKL schloss den Handel mit Kundendaten aber aus.

Bisher mussten die Verbraucher nicht unbedingt fürchten, dass ihr Konto geräumt werde - dies ist nun anders. Den Call-Centern liegen Listen mit den Kontoverbindungen der Angerufenen vor. Ute Klaus von der Verbraucherzentrale Hessen geht davon aus, dass die Betroffenen irgendwann und irgendwem einen Abbuchungsauftrag erteilt haben müssen. Ihr Appell: "Geben Sie Ihre persönliche Kontonummer nie weiter." Um den Datenhandel zu unterbinden, rät sie, von vorne herein selbst aktiv zu werden. So sollte der Verbraucher der Weitergabe zu Werbezwecken immer schriftlich widersprechen, sobald er einer Firma einen Abbuchungsauftrag erteilt. Sonst ist dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet.

Verhängnisvoller Kontoauszug

"Die meisten sind viel zu leichtfertig", sagt Klaus. Dabei war es nie so einfach, persönliche Daten von Personen auszuspionieren: Selbst ein vergessener oder verlorener Kontoauszug kann zum Verhängnis werden. Auf dem Ausdruck steht zwar außer der Kontonummer und der Bankleitzahl nur der Name, doch kann über diese Daten leicht der Wohnsitz recherchiert werden.

Trickbetrüger lauern sowohl am Telefon, als auch im Internet. Wer sich hier bewegt, hinterlässt Spuren: Vor allem beim Online-Shopping. Statt einen Abbuchungsauftrag zu erteilen, rät die Verbraucherschützerin daher, immer eine Rechnung anzufordern. "Das ist immer noch der sicherste Weg."

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