Noch ist das alles ganz schön mühsam. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist dürftig, die Menüs sind unübersichtlich, die Musikauswahl ist mau. Wer beim neuen Musik-Download-Dienst von O2 einkaufen will, braucht Geduld und guten Willen. Das Zusatzgerät für 50 Euro, der "Digital Music Player", muss während der Übertragung ruhig neben dem Handy liegen, weil die Daten über Infrarot gesendet werden. Bis der gewünschte Song (ab 1,79 Euro) gesucht und heruntergeladen ist, dauert es gut und gern fünf Minuten.
Auch die Konkurrenz holpert
Auch ein ähnliches Angebot von T-Mobile scheint noch nicht wirklich ausgereift: Bei dem "Mobile Jukebox" genannten Musikservice gibt es keine kompletten Songs, sondern lediglich 90 bis 120 Sekunden lange Soundschnipsel, die sich nur auf wenigen Handys abspielen lassen und mindestens 1,49 Euro kosten.
Immerhin: Der Anfang ist gemacht. Mehr und mehr Handys können per Kopfhörer Stereomusik abspielen. Schon bald, versprechen Handy-Hersteller, Netzbetreiber und Musiklabels einhellig, werden Mobiltelefone traditionellen Musik-Playern wie Ipod und Walkman ernsthaft Konkurrenz machen. Dann wird man überall und jederzeit beliebige Songs herunterladen und gleich anhören können - per UMTS in Sekunden und in MP3-Qualität.
Doping für UMTS
Mit vier der fünf größten Musik-Multis hat O2 bereits Verträge abgeschlossen, mit EMI und kleineren Labels laufen noch Gespräche. Auch die anderen Netzbetreiber verhandeln zurzeit mit Plattenfirmen und Handy-Herstellern über Lizenzen und Kooperationen. Sie alle setzen große Hoffnungen in den mobilen Musikverkauf: Die Netzbetreiber wollen damit das UMTS-Geschäft ankurbeln, die Handy-Bauer neue Hardware unters Volk bringen und die Musikindustrie einen neuen Vertriebskanal erschließen.
Zug um Zug soll das Angebot nun ausgeweitet werden: So wird O2 seinen Musikdienst bald auch ohne Zusatzgerät möglich machen, und T-Mobile wird die Soundschnipsel durch vollständige Songs ersetzen. Vodafone hat auf der Cebit einen eigenen Download-Dienst vorgestellt, der im Juni starten soll. Und auch E-Plus hat angekündigt, in diesem Jahr einen Musikdienst anzubieten.
Drei Erfolgsfaktoren
Die Chancen auf einen Erfolg stehen nicht schlecht: Anders als im Web gibt es ein funktionierendes Abrechnungssystem - die Handy-Rechnung. Auch sind Raubkopierer kein Problem. Außerdem ist die Zahlungsbereitschaft der Handy-Kundschaft hoch - während es im Web schon schwierig ist, 99 Cent pro Song zu verlangen, zahlen Handy-Kunden allein für manche Klingeltöne 2,50 Euro.
Dementsprechend gut verkaufen sich nach Anbieterangaben auch die "Realtones" - die neueste Klingelton-Generation. Dabei spielt das Handy Ausschnitte von echten Songs, wenn ein Anruf kommt. Neu sind auch individuelle Warteschleifen, von Vodafone "Ring-UpTones" und von T-Mobile "Soundlogo" genannt. Dabei wird der Anrufer statt mit dem üblichen Freizeichen-Piepen mit selbst ausgesuchter Musik begrüßt.