Zubehör gegen Handystrahlung Nicht nur unnütz, sondern schädlich

Spezielle Folien und Schutzhüllen sollen die Strahlenbelastung von Smartphones senken. Doch helfen sie wirklich? Eine Fachzeitschrift hat das Zubehör getestet - und das genaue Gegenteil festgestellt.

Sie soll angeblich Krebs auslösen, Kopfschmerzen verursachen und Menschen um den Schlaf bringen: Viele Nutzer fürchten sich trotz zahlreicher entwarnender Studien noch immer vor Handystrahlung. Die Industrie hat auf die Strahlenangst längst reagiert und für populäre Smartphones wie Samsungs Galaxy-Geräte oder Apples iPhone spezielle Schutzhüllen und Folien entwickelt.

Die sollen nicht nur die Handystrahlung verringern, sondern auch die Empfangsleistung des Geräts verbessern. Ein teurer Spaß: Einige Hersteller verlangen bis zu 60 Euro für die vermeintlichen Strahlenblocker. Doch helfen sie wirklich - oder ist es nur dreiste Geldschneiderei? Die Handyzeitschrift "Connect" hat zwei Produkte genauer unter die Lupe genommen - und gravierende Schwächen entdeckt.

Nutzlose Produkte

Das erste untersuchte Produkt war die Anti-Strahlungsfolie von Evestar für das iPhone 4, die für rund 28 Euro verkauft wird. Sie hat laut Hersteller ein "feines Netzgitter mit Silbersalz-Technik und Kupferbeschichtung". Die Folie lässt sich problemlos auf der Rückseite des Apple-Handys anbringen und soll die Energie schlucken, die vom Smartphone in Richtung Mobilfunkstation gesendet wird. Der Sinn ist fraglich, denn die Strahlungsenergie, die in Richtung Kopf fließt, bleibt ungestört.

Einen anderen Weg wählt Pong: Die bis zu 60 Euro teuren Schutzhüllen sollen das Abstrahlverhalten optimieren, um einen besseren Empfang zu gewährleisten. Das klappt aber nur in der Theorie: Eine Messung im "Connect"-Testlabor mit einem iPhone 4 zeigte, dass die maximale Sendeleistung des Handys im UMTS-Netz deutlich niedriger war als bei einem ungeschützten iPhone. Auch die Evestar-Folie fiel beim Test im GSM-Netzen durch.

Das beworbene Reduzieren der Sendeleistung hat einen Haken: Weil sich Mobilfunknetz und Smartphone immer auf die niedrigste Sendeleistung einigen, die für eine gute Übertragung nötig ist, steigert das Smartphone mit den Schutzhüllen so lange den Pegel, bis der gute Empfang wieder hergestellt ist. Heißt konkret: Das Handy erhöht die Strahlung, die Richtung Kopf abgegeben wird, bis eine ausreichende Sendeleistung erreicht wird. Umso ungünstiger, dass die zwischen Smartphone und Kopf sitzenden Displayschutzfolien keine messbar abschirmende Wirkung bieten, weder bei Pong noch bei Evestar. Ein weiterer Haken: der Akku wird schneller leer.

Wer sich vor Strahlung schützen möchte, sollte stattdessen einfach ein Headset nutzen. Bluetooth-fähige Geräte können sogar kabellos verwendet werden. Zudem sollte es vermieden werden, in Regionen mit schlechtem Empfang länger als nötig zu telefonieren, da das Handy so nicht unnötig seine Sendeleistung hochfahren muss.

cf

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