Flugroboter "Carolo" Augen, die über Berge fliegen

Sie benötigen keine kilometerlangen Teerpisten als Landebahn und verbrauchen kein Kerosin: Flugroboter überwachen Wälder und Vulkane aus Schwindel erregenden Höhen.

Die kleinsten autonomen Flugzeuge der Welt kommen aus Braunschweig. Sie benötigen beim Start keinen festen Untergrund, weil sie aus der Hand gestartet werden. Für eine Landung reichen den am Braunschweiger Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme (ILR) entwickelten Fluggeräten ein paar Meter Rasen. Gefertigt und vertrieben werden die Flieger mit dem Namen "Carolo" von der eigens gegründeten Mavionics GmbH.

Klein wie ein Vogel

Das kleinste Modell "Carolo P50" wiegt lediglich 530 Gramm und ist mit 49 Zentimetern Spannweite nicht viel größer als ein Vogel. Das Besondere an den Minifliegern: Die Roboter brauchen keine Fernbedienung. Menschen wären angesichts der Vielzahl an kleinen und großen Flugkorrekturen mit der Steuerung der Flieger völlig überfordert, berichtet Mavionics-Chef Thomas Kordes. Der 34-Jährige entwickelte am ILR einen lediglich 85 Gramm wiegenden Autopiloten und schrieb seine Doktorarbeit über das "Herz" der "Carolos".

Der Autopilot ist nicht größer als eine Zigarettenschachtel. In ihm sind ein Satellitennavigator, Beschleunigungsmesser, Kreisel, Drucksensoren und ein Bordrechner enthalten. Einmal in der Luft findet der kleine Flieger seine Flugroute via GPS von selbst. Eine Änderung der Flugrichtung nimmt das "Bodenpersonal" jederzeit mit Maus und Notebook vor.

Arbeit in 7000 Metern Höhe

Seine Feuertaufe hat der Braunschweiger Miniflieger bereits bestanden. Im vergangenen Jahr setzten Forscher die größte der vier "Carolo"-Versionen am knapp 6000 Meter hohen Vulkan Cotopaxi in Ecuador ein. Angetrieben von einem Elektromotor erreichte der "Carolo P330" eine Höhe von 7000 Metern. Mit der Bordkamera gelangen den Forschern Bilder von frischen Lavaströmen des weltweit höchsten aktiven Vulkans. Derzeit warten die Wissenschaftler am Institut für Geophysik in Quito in Ecuador auf die Bewilligung von Forschungsgeldern für weitere "Carolo"-Flüge.

Eine britische Forschungseinrichtung hat bereits zwei "Carolo" gekauft und setzt sie über der Antarktis zu meteorologischen Messungen ein. Derzeit prüften die Briten den Kauf eines dritten Modells aus Braunschweig, sagt Kordes. Über den Preis der Flieger will er nicht reden. Der sei stark abhängig vom Fluggerät, der Ausrüstung und dem Einsatzzweck.

Kleiner Flitzer

Das Anwendungsspektrum der Miniflieger ist groß. Eine Kamera und Sensoren können wertvolle Daten über Wetter, Verkehr oder etwa die Lage in Katastrophengebieten liefern. Der Flieger kann auch mit einer Wärmebildkamera ausgestattet werden. Bis zu 130 Kilometer pro Stunde ist er schnell. Die Reichweite beträgt bis zu 50 Kilometer. Selbst bei starkem Wind liegt er ruhig in der Luft. Nur so sind brauchbare Bilder mit der Mini-Kamera möglich. Das Schwerste an dem Fluggerät ist die Lithium-Ionen-Batterie.

"Carolos" fliegen aber auch über deutschem Boden. Das Thüringer Forstamt setzt die Drohnen zur Überwachung des Thüringer Waldes ein. Pro Flugstunde können dadurch Gebiete von bis zu 900 Hektar Fläche in hoher Auflösung aufgeklärt werden. Im Gespräch seien auch Einsätze entlang deutscher Autobahnen als Staumelder, sagt Kordes. Dabei gebe es allerdings noch rechtliche Probleme.

Zeugnis fürs Fliegen

Eine Fluggenehmigung braucht "Carolo" wegen seines geringen Gewichts nicht. An den deutschen Verordnungen führt aber auch bei den Miniatur-Fluggeräten kein Weg vorbei: Obwohl "Carolo" wenig Lärm verursacht, hat der Flieger ein Lärmschutzzeugnis.

DDP
Andrè Klohn/DDP

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