Die erste Nacht mit "Clocky" werde ich nie vergessen. Clocky ist ein Wecker auf Rädern, der wegrollt, wenn man ihn ausschalten will. Das soll selbst hartgesottene Langschläfer verlässlich aus den Träumen holen, versprechen seine Erfinder. In der Realität sieht das Aufwachen mit Clocky so aus: Er regt sich wie gewünscht um sieben Uhr - mit blinkendem Display und lautem Gefiepe. Sein "Ding-dudel-klick"-Konzert erinnert an den R2D2-Roboter aus "Krieg der Sterne". Weiterschlafen unmöglich. Adrenalin schießt durch meinen Körper, mein Kopf dröhnt. Der Lärm ist so aufdringlich, dass ich den Zorn der Nachbarn fürchte. Doch bevor ich ihn ausschalten kann, ist der Wecker schon vom Nachttisch gehüpft und rollt piepsend durchs Schlafzimmer.
Na warte, Bursche, dich kriege ich. Doch als habe er die Drohung gehört, haut Clocky unters Bett ab. Der Versuch, ihm dort an die Räder zu gehen, scheitert an der morgendlichen Grobmotorik. Und just in dem Augenblick, als er unerreichbar weit weg ist, verharrt der Wecker plötzlich in der Bewegung. Um ihn auszuschalten, muss ich das Bett verrücken - was dem Untermieter sicher nicht verborgen bleibt. Ein Blick aufs Display: Es ist 7:02 Uhr. So hellwach war ich um diese Uhrzeit selten. Die Zeiten, als man sich von simplen Zeitmessern und Digitalradios aus dem Schlaf holen ließ, sind passé. Nun kommen ulkige Clockys auf den Markt, die wir uns ins Schlafzimmer stellen sollen. Die Wecker der neuen Generation verfügen über fernsehgroße Displays, auf denen beim Aufwachen das Bild des Liebsten erscheint. Oder sie wecken mit Licht statt mit Tönen. Einige versprechen gar, den Schlummernden nur dann aufzuwecken, wenn sein Schlafrhythmus gerade günstig ist.
Aufwachen mit Froschkonzerten
Das hört sich so vielversprechend an, dass man gnädig über das klobige Design des "Sleeptrackers" hinwegsieht. Die rund 160 Euro teure Armbanduhr, die ich im Bett tragen muss, zeichnet die Schlafphasen auf, indem sie meine nächtlichen Bewegungen registriert. Diese verändern sich mehrmals im Laufe einer Nacht. Vier- bis sechsmal pro Nacht wechseln sich Tiefschlafphasen, in denen man kaum Aktivität zeigt, mit traum- und bewegungsintensiven Leichtschlafperioden ab. Die nutzt der Sleeptracker, um einen sanft in die Wachwelt zu befördern. Stellt man den Wecker beispielsweise auf sieben Uhr mit einem Aufwachfenster von 40 Minuten ein, wird er sich in der Leichtschlafphase zwischen 6.20 und 7 Uhr melden. Tatsächlich, um 6.32 Uhr setzt die Vibration am Handgelenk ein. Und das Beste ist: Obwohl der Vorabend lang und weinreich war, fühle ich mich ausgeschlafen.
Ähnlich funktioniert der "Schlafphasenwecker" (200 Euro). Statt einer Uhr trage ich nun ein Schweißband am Handgelenk. Der darin integrierte Sensor zeichnet meine Bewegung auf und sendet die Daten an die Basisstation auf dem Nachttisch. Das Konzept überzeugt. Besonders für Menschen im Schichtdienst oder solche, die durch die Zeitzonen jetten, können solche Wecker das Aufwachen am anderen Ende der Welt angenehmer machen. Ganz ohne Geräusche, dafür aber mit Licht lasse ich mich in den nächsten Nächten von "Wake-up Light" aus den Träumen holen. Der Muntermacher von Philips ist eigentlich eine Lampe, die den Sonnenaufgang simuliert. Planmäßig schaltet sie sich um 6.30 Uhr auf niedrigster Stufe ein und wird in den darauffolgenden 30 Minuten immer heller. Um kurz vor 7 Uhr wache ich irritiert mit dem Gefühl auf, mitten in einem großen Kaufhaus zu sein - so hell leuchtet die Lampe. Das peinliche Gefühl, einen Termin verpennt zu haben, hält noch Stunden an. Doch nach einigen Nächten dankt man dem Flutlicht für die Stille. Wer will, kann ein Froschkonzert, Vogelstimmen oder das Radio fürs Ende der Aufwachphase hinzuprogrammieren. Nach meiner Nacht mit Clocky kann ich laute Geräusche am Morgen allerdings nur noch bedingt ertragen.