Home Entertainment Die weibliche Seite der Technik

Von Thomas Soltau
Spätestens seit der Einführung des iPhones ist klar: Design und Nutzerfreundlichkeit stehen für Käufer von High-Tech im Vordergrund. Das hat auch Auswirkungen auf das Wohnzimmer. Fernseher und Mediacenter integrieren sich mittlerweile in die Wohnlandschaft, auch dank drahtloser Vernetzung.

Digital Lifestyle war auch während der diesjährigen Ifa in aller Munde. Stilvolle Multimediageräte, die dank drahtloser Vernetzung durch Wände und über Stockwerke miteinander kommunizieren - ein wahr gewordener Traum, nicht nur für Spezialisten. Vorbei scheinen die Zeiten, als klobige Hifi-Komponenten wie Fremdkörper im Wohnzimmer wirkten. Wo vor Kurzem ganze Geräteparks Regale verstopften, stehen heute Festplatten, so genannte NAS-Systeme. NAS steht für Network Attached Storage. Hier lagert das, was früher CDs, DVDs oder Videobänder füllte: Filme, Musik und Fotos. Die Dateien sind in allen Räumen verfügbar, ein so genannter Streaming Client verbreitet sie drahtlos im ganzen Haus. Hässliche Kabel verschandeln so nicht mehr das Wohnzimmer.

Da die Bedienung immer simpler wird und man zentral auf alle Inhalte zugreifen kann, eignet sich die neue Technik für die gesamte Familie. Mit nur einer Fernbedienung oder per Touchscreen können alle Multimedia-Geräte, die ans Netzwerk angeschlossen sind, gesteuert werden. Formatwirrwarr spielt dabei keine Rolle mehr: Die neuen Systeme unterstützen alle gängigen Dateien. Medieninhalte können auch über die Stromleitung im Haus verteilt werden - sogar in High Definition. Möglich macht dies die sogenannte Powerline-Technologie. Hierfür werden zwar meistens noch spezielle Adapter benötigt, um Multimediainhalte über das Stromnetz zu schicken. Aber immer mehr Geräte verfügen inzwischen über integrierte Powerline-Chips. Ein so ausgerüsteter Fernseher benötigt so zum Beispiel nur noch ein einziges Kabel für Strom und Bild.

Impuls für den Kauf

Doch neben der drahtlosen Vernetzung ist vor allem das Design ein wichtiger Impuls für den Kauf von technischen Geräten. Ein spürbarer Richtungswechsel hat sich vollzogen, den auch Loewe-Pressesprecher Roland Raithel wahrnimmt: "Design ist heute ein zentrales Kaufargument. Formschönheit schafft eine emotionale Bindung zum Produkt - das wird immer wichtiger. Und im Gegensatz zu früher hält die Technik heute auch häufiger das, was das Design verspricht."

Vorbei die Zeiten, als Hersteller Geräte mit Holzverschalungen ans Wohnzimmer anzupassen versuchten. Heute ist der Fernseher selbst Design-Element und verschafft dem Wohnzimmer eine individuelle Note. Weil die Sehnsucht nach schönen Formen den Mainstream-Markt erreicht hat, müssen Unternehmen umdenken. So versucht Philips mit dem Heimkinosystem "Ambisound Soundbar" oder Loewe mit der Connect-TV-Reihe zunehmend die Wünsche von Käufern nach hochwertigem Design und technischer Raffinesse zu verschmelzen. Die Form der Geräte wird weicher, Design-Klassiker dienen als Inspirationsquelle.

Trendforscher Matthias Horx prophezeite unlängst in einem Interview mit stern.de, dass Technik eleganter wird. "Es sind die Formen der Vergangenheit, die einen nostalgischen Effekt auslösen und uns an Gewohntes erinnern - aber die Technik dahinter ist hochmodern. Digitales wird haptisch und umgekehrt. 'Mäuseklaviere', winzige Tastaturen, und verwirrende Menüs gehören dann der Vergangenheit an."

Komplizierte Menüs

So rückt nicht nur das Design der Geräte sondern auch das Benutzer-Interface in den Fokus der Hersteller. Raithel schlägt in die gleiche Kerbe. "Wir erinnern uns alle an sperrige Videorekorder. Die Menüführung war und ist teilweise noch so kompliziert, dass Kunden vor der Programmierung eines Films kapitulieren. Abhilfe schaffen nur verständliche Menüführungen."

Ein entscheidener Grund für den Wandel bei Home Entertainment sind weibliche Nutzer. Frauen ist es zu verdanken, dass geschmackvolles Wohnzimmer und Unterhaltungselektronik keine Gegensätze bilden. Bereits jede zweite Frau findet Trends und Entwicklungen in dem Bereich spannend, so eine Forsa-Umfrage. Paare beschließen die Anschaffung der Geräte gemeinsam (58 Prozent). Ausschlaggebend für den Kauf ist für die Frauen die Qualität (93 Prozent), gefolgt von der Benutzerfreundlichkeit (91 Prozent).

Mit der Entscheidungskraft der Frauen nimmt gleichzeitig die Ästhetisierung der Wohnung zu. Stil und Design spielen plötzlich eine entscheidende Rolle. "Apple hat hier viel Bewegung in den Markt gebracht", sagt Raithel.

Der neue Fokus auf Design hat viele Produktsegmente stark verändert. Laut einer Studie der Consumer Electronics Association (CEA), geben Frauen in den USA bereits mehr für Elektronikprodukte aus als Männer: Im Jahr 2006 waren dies 55 Milliarden Dollar, während Männer nur 41 Milliarden in Elektronik investierten.

Doch nicht immer muss Hightech aus dem Blickfeld verschwinden, um sich perfekt ins Ambiente der Lebensräume anzupassen. Während im Haus eine zunehmende Minimalisierung vieler Produkte einsetzt, werden Fernseher nämlich immer größer - und exotischer. Der koreanische Hersteller Samsung experimentiert dafür mit völlig neuen Materialien und hat auf der Ifa eine neue Reihe von TV-Modellen in so genanntem Crystal Design vorgestellt - ein ökologisch besonders verträgliches Material, das außerdem changierende Farbeffekte erzeugt.

Doch nicht nur Design steht bei der Kaufentscheidung im Vodergrund, natürlich muss der Funktionsumfang stimmen. Ein immer wichtiger werdenes Kriterium für moderne Technis ist die Möglichkeit, Inhalte übers Netzwerk zu verbreiten. Das "Individual Mediacenter" von Loewe überträgt dank Wlan Musik und Bilder in beliebig viele Räumen des Hauses. USB-Buchsen und eine Docking-Station für den iPod sind ebenfalls eingebaut.

Auch in der Küche muss nicht auf Hightech und Multimedia verzichtet werden, so gibt es inzwischen Kühlschränke mit Video-Displays oder Küchenradios mit Internetzugang. Der weitere Weg der Entwicklung ist damit klar vorgezeichnet: Alles passt zueinander und zum persönlichen Lebensstil. Technik wird standardisiert und ist dennoch dennoch individualisierbar. Entertainment findet im gesamten Lebensbereich statt.

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